Wertinger Zeitung

Wenn im Wald gearbeitet wird

Kritik Dicke Eichen werden gefällt, die Rückemasch­inen hinterlass­en Spuren: In Finningen findet gerade der Winter-Holzeinsch­lag statt. Das gefällt nicht allen Bürgern. Was der zuständige Revierleit­er dazu sagt

- VON SIMONE BRONNHUBER

Finningen Muss das sein? Diese Frage stellt ein Leser unserer Zeitung, der anonym bleiben will. Er ist am Wochenende zu Fuß im Finninger Staatswald unterwegs gewesen. Und das, was er dort gesehen habe, das könne er nicht verstehen, sagt er am Telefon. Dicke Eichen werden gefällt, Waldarbeit­er fahren mit großen Maschinen auf den Wegen und würden tiefe Spuren hinterlass­en.

Joachim Schmäing, der unter anderem Revierleit­er im Finninger Forst ist, weiß nicht nur, was derzeit dort gemacht wird. Er kennt auch die Kritiker. Die gebe es in Finningen immer wieder, „aber ich verstehe nicht, warum sie sich nicht bei mir melden und nachfragen, was gemacht wird. Die Leute bleiben im Dunkeln, diese Art mag ich nicht. Man kann alles erklären.“

In diesem Fall geht es konkret um den Staatswald, den der Forstbetri­eb Kaisheim der Bayerische­n Staatsfors­ten betreut, relativ randnah zu Finningen. Schmäing sagt: „Da wird Holz gemacht. Wie es seit 200, 300 Jahren im Winter so üblich ist.“Jetzt sei die Einschlagz­eit für Laubholz, die bis Februar/März gehen kann. Man habe dieses Jahr etwas später angefangen, weil die Nachfrage im Herbst nicht vorhanden gewesen sei. Der Markt habe die Waldarbeit­en ausgebrems­t. Erst jetzt, nachdem der Saft aus den Bäumen komplett raus und das Laub abgefallen sei, gehe es los.

Und dafür richtig. Denn laut dem Revierleit­er gebe es Termine bezüglich der Submission­en in diesem

Jahr. Im Klartext: Bis spätestens 21. Dezember müssen die Stämme, die geschlagen werden sollen, raus aus dem Finninger Staatswald. Denn dann werden sie bei der jährlichen Versteiger­ungsaktion in Bopfingen ausgebreit­et und kommen unter den Hammer. „Dort werden Hölzer aus der ganzen Umgebung ausgelegt, und Kunden aus ganz Europa kommen und bieten für die einzelnen Stämme“, erklärt Joachim Schmäing. Dafür würden gezielt gute Eichen und Buchen geschlagen, „weil das die wertvollst­e Verwertung ist. Diese Versteiger­ung lohnt sich jedes Jahr, dort bekommt man das Geld, das der Stamm auch wirklich wert ist.“

Der Revierleit­er betont, dass dabei keinesfall­s wahllos Bäume ge

werden. Im Gegenteil. Sehr genau werde im Vorfeld sortiert – alles auf Basis der zehnjährig­en Inventur, die im kommenden Frühjahr erneuert wird. Das bestätigt auch Helmut Weixler, Forstbetri­ebsleiter in Kaisheim: „Was wir nachhaltig für die nächsten zehn Jahre nutzen dürfen, wird darin festgehalt­en.“Dabei werden die festgesetz­ten Hiebsätze nicht überschrit­ten, im Gegenteil, wie Weixler betont, man liege weit darunter. Die Sätze werden bei der Inventur nicht auf die einzelnen Bäume herunterge­brochen, das sei nicht leistbar. Alle 200 Meter werden Stichprobe­n gemacht und diese auf die gesamte Fläche hochgerech­net. Diese Summe ergebe den Nutzungssa­tz für die nächsten zehn Jahre, so Weixler.

Natürlich reagiere man dann trotzdem auf aktuelle Ereignisse und nehme Rücksicht auf den Markt sowie Natur- und Artenschut­z.

Seit Jahren, so bestätigt Revierleit­er Schmäing, sei Eichenholz sehr gefragt. Dafür würden nur die erntereife­n Bäume geschlagen. Aber: „Hat der Stamm auf Brusthöhe einen Meter Durchmesse­r und/oder eine Spechthöhl­e, dann bleibt er auf jeden Fall stehen“, sagt Schmäing. Sogenannte Habitatbäu­me, die Heimat für Tiere sind, bleiben erhalten.

Teils, so erklärt der Experte weiter, seien unfreiwill­ig über die Jahre kleine Biotope entstanden. Auch im Finninger Staatswald. Wasserlöch­er – in der Regel Altschäden – bieten Platz für seltene Tierarten, weil „an manchen Stellen der Boden im Unschlagen tergrund so verdichtet ist, da sickert das Wasser nicht ein.“Unken und Co. fühlen sich dort heimisch. „Dann dürfen wir auch nicht arbeiten“, erläutert Schmäing, und weiter: „Aber irgendwann müssen wir Holz machen. Wenn wir immer auf das passende Wetter warten – kann man dann überhaupt noch Holz machen?“

Forstbetri­ebsleiter Weixler sagt es noch deutlicher: „Wenn wir im Winter kein Holz mehr machen dürfen, dann können wir wirklich einpacken.“Deshalb würden im Finninger Staatswald derzeit ordnungsge­mäß Waldarbeit­en stattfinde­n, betonen die beiden.

Revierleit­er Schmäing ist täglich vor Ort und kontrollie­rt alles. Zudem sei mit den Arbeitern abgesproch­en, dass bei kleinsten Problemen – etwa mit dem Boden – gestoppt werden müsse. „Es darf nichts verwüstet oder beschädigt werden. Wir verursache­n keine tief greifenden Schäden. Bisher sind überhaupt keine entstanden. Der Boden ist im Untergrund trocken“, sagt Schmäing. Dass zu Beginn dieser Arbeiten der Wald durchaus „wilder“aussehe, sei normal.

Helmut Weixler sagt: „Das Problem ist immer das Rücken – aber sowohl vom Menschen als auch von den Maschinen. Aber was wäre die Alternativ­e? Eine Käseglocke über unsere Wälder? Aber wie wird dann der Stuhl, der Tisch oder die Treppe angefertig­t? Dann kommt das Holz aus dem Ausland, und da gibt es teils Kahlschläg­e. Wollen wir das?“

Eine Inventur für zehn Jahre

 ?? Fotos: Karl Aumiller ?? Im Finninger Staatswald wird derzeit gerade der Wintereins­chlag durchgefüh­rt. Vor allem dicke Eichen werden gefällt, gerückt und dann bei einer Versteiger­ung in Bopfingen ausgelegt. Die Waldarbeit­er hinterlass­en Spuren – das stößt bei manchen Bürgern auf Kritik.
Fotos: Karl Aumiller Im Finninger Staatswald wird derzeit gerade der Wintereins­chlag durchgefüh­rt. Vor allem dicke Eichen werden gefällt, gerückt und dann bei einer Versteiger­ung in Bopfingen ausgelegt. Die Waldarbeit­er hinterlass­en Spuren – das stößt bei manchen Bürgern auf Kritik.

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