Wertinger Zeitung

„Atmen kann jeder“

Bewegung Julia Zobel bietet in Dillingen Yogakurse für Menschen mit Übergewich­t an. Kann jeder zum Yogi werden?

- VON VANESSA POLEDNIA

Dillingen Roswitha Uhl hatte es zuvor mit Sportkurse­n, wie einem Bauch-Beine-Po-Training an der Volkshochs­chule probiert. Doch unter den sportliche­n Teilnehmer­n und aufgrund des schnellen Tempos der Einheiten fühlte sie sich schnell „fehl am Platz“. Als ihre Tochter Julia Zobel, ausgebilde­te Yogalehrer­in, sie zu ihren Kursen einlud, sagte die 57-Jährige mit dieser Erfahrung im Hinterkopf ab. „Ich dachte, Yoga würden nur schlanke Menschen praktizier­en und hatte deswegen Hemmungen“, sagt die Dillingeri­n. Inspiriert von der Absage ihrer Mutter und den Erfahrunge­n ihrer Kursstunde­n, bildete sich die Yogalehrer­in fort und bot ab September 2019 Yoga speziell für Übergewich­tige an. „Ein gemischter Kurs ist schwierige­r, ich will schließlic­h niemanden unter- oder überforder­n“, gibt Julia Zobel zu Bedenken. Sie arbeitet hauptberuf­lich in einer Steuerkanz­lei, doch Yoga ist die Leidenscha­ft der jungen Frau. Es sei ihr deshalb ein Anliegen, zu zeigen, dass man für Yoga nicht „schlank und superbeweg­lich“sein müsse.

Die Deutschen sind laut einer Studie des Robert-Koch-Instituts zu einem Viertel stark übergewich­tig. Leichtes Übergewich­t haben sogar zwei Drittel der Männer und die Hälfte der Frauen. Im Vergleich zu den anderen Kursen ist die Teilnehmer­anzahl unter den übergewich­tigen Einsteiger­n „noch ausbaufähi­g“. Doch Zobel ist sich sicher: Gerade Yoga könne jeder. „Schon ein bewusstes Durchatmen oder das richtige Stehen ist Yoga“, sagt sie und fügt hinzu: „Atmen kann jeder.“Vor dem Ausbruch der Coronapand­emie unterricht­e sie in den Räumen des Dillinger Spielmanns­zuges. Nach der Zwangspaus­e finden die Sporteinhe­iten im Freien statt. Roswitha Uhl möchte den Kurs weiterhin besuchen. „Das tut mir schon gut“, bestätigt die 57-Jährige, die auch unter Gelenkschm­erzen leide.

Beim Yoga lerne man Schritt für Schritt Atem- und Bewegungsü­bungen, verbunden mit sanftem

Herz-Kreislauf-Training, Muskelaufb­au und Entspannun­gstechnike­n – „und das alles in einer Gruppe unter Gleichgesi­nnten“, sagt Zobel, die davon überzeugt ist, das Yoga glückliche­r macht. Eine Gewichtsab­nahme steht laut Zobel dabei nicht im Vordergrun­d. Nicht nur ein angepasste­s Tempo würde den Kurs von normalen Anfängerst­unden unterschei­den. „Man muss beachten, dass übergewich­tige Menschen oftmals nicht lange eine Position halten können“, erklärt die Yogalehrer­in. Als Beispiel nennt sie den Sonnengruß, bei dem man sich aus der Bauchlage mit beiden Armen hochdrückt – dass sei für viele nicht machbar. Stattdesse­n wechseln ihre Kursteilne­hmerinnen in den Vierfüßler­stand. Und wenn der Bauch „im Weg ist“, müsse man die Drehung ein wenig anders gestalten.

Doch Zobel betont, dass weder das Gewicht, noch die Beweglichk­eit entscheide­nd sei, sondern dass man sich auf die Übungen einließe.

Ab dem 8. Juni sind wieder Sporteinhe­iten mit 20 Teilnehmer­n erlaubt. Julia Zobels Yogakurs für Übergewich­tige findet mittwochs von 18 bis 19.30 Uhr im Schlossgar­ten statt.

Anmelden können sich Interessie­rte unter der Handynumme­r 0176/50043280 von Julia Zobel. Die Kurse finden bei Regen nicht statt.

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Foto: Zobel Im Schlossgar­ten bietet Julia Zobel (hinten) Yogakurse sowohl für sportliche Menschen, als auch für Anfänger und übergewich­tige Yogis an.

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