Der Staatsakt fällt der Pandemie zum Opfer
Deutschland In Berlin fällt die Erinnerung bescheiden und getragen aus
Berlin Ursprünglich war eine Veranstaltung mit hunderten Gästen und einem Rahmenprogramm geplant, wegen Corona feiert die Hauptstadt das Ende des Zweiten Weltkriegs in Europa und die Befreiung vom Nationalsozialismus vor 75 Jahren aber nur ganz klein. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier wird an der Neuen Wache mitten in Berlin einen Kranz niederlegen, begleiten werden ihn nur die Spitzen der anderen Verfassungsorgane. Dies sind neben Kanzlerin Angela Merkel und Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble auch Bundesratspräsident Dietmar Woidke und der Präsident des Bundesverfassungsgerichts, Andreas Voßkuhle. Danach hält Steinmeier eine Rede. Die wird ab 12 Uhr im Fernsehen live übertragen.
Die Neue Wache an der Straße Unter den Linden ist die zentrale Gedenkstätte für die Opfer von
Krieg und Gewaltherrschaft. Steinmeier hatte angesichts der Bedeutung des Feiertages einen Staatsakt geplant, wie aus Kreisen seines Präsidialamtes verlautete. So wie am 8. Mai 1995, als der damalige Bundespräsident Roman Herzog erstmals einen Staatsakt angeordnet hatte – Herzog konnte damals im Konzerthaus am Gendarmenmarkt Staatsgäste aus Russland, Frankreich und den USA begrüßen.
Diesmal wurden immerhin rund 1600 Gäste aus allen Teilen der Welt erwartet. Geplant war zudem eine internationale Jugendbegegnung mit etwa 500 Gästen aus Europa und dem Nahen Osten. Auch Steinmeiers Rede leidet unter dem Virus. Er wird eine verkürzte und verdichte Ansprache halten. Das Bedauern über die Umstände ist groß, gleichwohl werde es „aus unserer Sicht eine angemessene, würdige Gedenkzeremonie“geben, hieß es aus dem Präsidialamt.
In Berlin ist der „Tag der Befreiung“ein einmaliger gesetzlicher Feiertag. Bundesweit wird jetzt debattiert, ob der 8. Mai grundsätzlich ein Feiertag werden soll. Stefan Lange