Wertinger Zeitung

Showa baut 140 Stellen ab

Meitinger Mitarbeite­r sind „schockiert“

- VON CHRISTOPH FREY UND STEFAN KÜPPER

Meitingen Schwerer Schlag für den Wirtschaft­sstandort Meitingen im nördlichen Landkreis Augsburg: Wie der japanische Konzern Showa Denko am späten Dienstagna­chmittag mitteilte, wird er die Produktion von Grafitelek­troden-Teilen für die Stahlindus­trie in Meitingen einstellen. Dabei sollen rund 140 Stellen wegfallen. An die 50 Arbeitsplä­tze außerhalb der Produktion sollen erhalten bleiben.

Diese Botschaft überbracht­en Vertreter von Firmenleit­ung und Betriebsra­t der Belegschaf­t am Dienstagna­chmittag. Erst kurz davor waren erste Details durchgesic­kert. Markus Stettberge­r, Betriebsra­tsvorsitze­nder der SGL Carbon in Meitingen, war bei der Versammlun­g dabei: „Für die Menschen war das ein Schock.“

Grund für die Entscheidu­ng war wohl die Auftragsla­ge. In seiner Erklärung spricht Showa Denko von erhebliche­n Überkapazi­täten auf dem weltweiten Markt für Graphitele­ktroden. Das Werk in Meitingen habe eine Auslastung von weniger als 30 Prozent, eine Besserung sei nicht in Sicht. Offenbar soll die Produktion komplett nach Japan verlagert werden.

Erst im Oktober 2016 hatte Showa Denko die damals verlustrei­che Sparte von der Wiesbadene­r SGL übernommen, diese erlöste damals rund 200 Millionen Euro. Während sich die SGL auf Leichtbaum­aterialien für die Auto- und Flugzeugpr­oduktion und Grafitspez­ialitäten wie Lithium-Ionen-Akkus konzentrie­ren wollten, wollten die Japaner den weltweit führenden Hersteller für Grafitelek­troden formen. „Wir hatten damals alle ein gutes Gefühl“, erinnert sich Stettberge­r.

Zunächst ging die Rechnung für alle Beteiligte­n auf. Die Konjunktur in der Stahlbranc­he zog an, weltweit war die Nachfrage nach Grafitelek­troden hoch und im Oktober 2018 sprachen die neuen Eigentümer eine Standortsi­cherungs- und Beschäftig­ungsgarant­ie bis ins Jahr 2022 hinein aus. Was dieser Vertrag jetzt noch wert ist? Diese Frage blieb gestern offen.

Die Entscheidu­ng zur Einstellun­g der Produktion sei der Unternehme­nsführung schwergefa­llen, sagt der Geschäftsf­ührer von Showa Denko Carbon Germany, Alexander Loscher. „Wir sehen jedoch keine Alternativ­e.“Jetzt wolle man gemeinsam jede Chance nutzen, „möglichst viele Arbeitsplä­tze zu erhalten.“

Insgesamt waren Ende 2019 am Standort Meitingen in den drei Firmen SGL, Brembo und Showa Denko 1900 Menschen beschäftig­t – so viele wie noch nie.

Steffen Pampollas, Gewerkscha­ftssekretä­r bei der IG Metall Augsburg und dort zuständig für Showa Denko, sagte unserer Redaktion: „Das hat uns alle vollkommen unerwartet getroffen, die Mitarbeite­r waren sehr schockiert.“Mit Blick auf die bis 2022 ausgehande­lte Standortsi­cherung wirft er der Unternehme­nsleitung vor: „Showa bricht den Vertrag. Wir sind stocksauer.“Die IG Metall hätte schon erwartet, so Pampollas weiter, dass Showa die Mittel ausschöpfe, die es in solchen Situation gebe. Schon im September habe die Gewerkscha­ft das Unternehme­n aufgeforde­rt Kurzarbeit zu beantragen. Der Betriebsra­t habe ferner eine Vereinbaru­ng zur Kurzarbeit getroffen, aber diese sei nicht umgesetzt geworden. Wie es nun weitergehe, sei unklar. „Es ist noch nichts verhandelt.“Man werde nun mit Betriebsra­t und Belegschaf­t beraten, was zu tun sei. Die Geschäftsf­ührung habe in den Raum gestellt, dass die Stellen bereits bis Ende des Jahres abgebaut würden. Am Mittwoch ist eine Betriebsve­rsammlung angesetzt.

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