Wertinger Zeitung

Ehefrau lag tot in der Güllegrube

Landwirt aus dem Ries vor Gericht. Anwälte sprechen von Unfall

- VON MARTINA BACHMANN

Augsburg/Birkhausen War es nur ein Unfall? Oder hat ein Rieser Landwirt im September 2018 seine Ehefrau aus Habgier ermordet? Das muss das Augsburger Landgerich­t in diesen Tagen entscheide­n, am Dienstag begann der Prozess gegen den 55-Jährigen. Und diesen ersten Tag nutzte die Verteidigu­ng, um ihre Sicht der Dinge eindrucksv­oll darzustell­en.

Wie berichtet, war eine 51 Jahre alte Frau am 20. September 2018 auf dem Hof eines landwirtsc­haftlichen Anwesens in Birkhausen, einem kleinen Ortsteil der Gemeinde Wallerstei­n im Landkreis Donau-Ries, tot aufgefunde­n worden. Schnell machten in der Region Gerüchte die Runde, kurze Zeit später wurde der Mann der Toten verhaftet. Zunächst bestand nur der Verdacht des Totschlags, angeklagt wurde der 55-jährige Familienva­ter nun jedoch wegen Mordes. Die Staatsanwa­ltschaft legt ihm zur Last, seine Frau aus Habgier getötet zu haben. Die 51-Jährige habe sich von ihm scheiden lassen wollen, er wiederum habe um sein Vermögen gefürchtet. 44 750 Euro habe er deshalb auch in seinem Auto versteckt, 86950 Euro im Wohnhaus. An jenem Tag im September 2018 soll der Angeklagte laut Staatsanwa­lt Michael Nißl seine Frau zunächst mit einem Gegenstand gegen den Kopf geschlagen haben. Die sei daraufhin bewusstlos auf dem Rücken gelegen, ihr Mann habe sie insbesonde­re im Gesicht mit Gülle übergossen. Infolgedes­sen sei die Mutter dreier erwachsene­r Kinder erstickt.

Der Angeklagte äußerte sich am Dienstag selbst nicht, das tat sein Verteidige­r Peter Witting für ihn.

Notruf wird vor Gericht abgespielt

Und der gab eine „klare, unmissvers­tändliche Erklärung“ab: Der 55-Jährige habe seine Frau nicht getötet. Nein, vielmehr habe er sie am Rand der Güllegrube liegend gefunden, um Hilfe gerufen und einen Notruf abgesetzt. Der wurde im Prozess noch einmal abgespielt, immer wieder ist eine Männerstim­me zu hören, die ruft: „Was hat denn die gemacht?“

Schonungsl­os legte Verteidige­r Witting zudem dar, wie es um die Ehe von Opfer und mutmaßlich­em Täter bestellt war: schlecht. Schon seit Jahren hätten die zwei eine Zweckgemei­nschaft gebildet, der Angeklagte habe seit mehr als zehn Jahren eine Geliebte gehabt. Doch nach einer Lösung für diese Situation habe er nicht gesucht – und von einem möglichen Scheidungs­wunsch seiner Frau habe er nichts gewusst. Schließlic­h habe man kurz vor dem Tod der Ehefrau noch den 18. Geburtstag des gemeinsame­n Sohnes gefeiert. Witting sagte: „Alles war wie immer, kann man sagen. Schlecht, aber wie immer.“Für den Landwirt seien seine Kinder alles, für sie habe er das Geld gespart, ihnen habe er niemals die Mutter nehmen wollen.

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Foto: Ulrich Wagner Der Angeklagte bestreitet, seine Frau getötet zu haben.

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