Was auf Augsburgs größter Baustelle passiert
Verkehr Reisende können den Baufortschritt für den Tunnel derzeit mit eigenen Augen verfolgen, abgetrennt von einem Zaun. Bis zur Fertigstellung des Jahrhundertprojekts dauert es noch eine ganze Weile
Baustellen gibt es viele in Augsburg, die Großbaustelle am Hauptbahnhof jedoch ist mit keiner zu vergleichen. Allein die Baugrube ist derzeit sieben Meter tief. Zugfahrgäste, deren Reise in Augsburg beginnt oder endet, müssen deshalb seit einiger Zeit mit Beeinträchtigungen klarkommen. So ist unter anderem das Bahnhofsgebäude gesperrt, die Geschäfte sind in Container ausgelagert und der Zugang zu den Gleisen ist nur durch Seiteneingänge möglich. Reisende können die Großbaustelle für den Bahnhofstunnel dafür aber näher studieren. Und wer an den Bauzäunen steht, die das Arbeitsfeld abgrenzen, nimmt auch das Ausmaß des Jahrhundertprojekts „Bahnhofsuntertunnelung“wahr. Bis zum Jahr 2023 soll der Augsburger Hauptbahnhof behindertengerecht umgebaut werden. Unter den Bahnsteigen für Fernund Regionalverkehr entsteht außerdem eine Straßenbahnhaltestelle, um öffentlichen Personennahverkehr sowie Fernverkehr besser zu vernetzen. Der Bahnhof wird dafür untertunnelt, das gesamte Projekt kostet bis zu 250 Millionen Euro.
Gearbeitet wird derzeit zwischen den Bahnsteigen D und E (siehe Grafik), hier befindet sich auch die riesige Baugrube. Die Bahnsteige, die jeweils zwei Gleise erschließen, werden während der Bauarbeiten halbseitig gesperrt. Dicht sind derzeit die Gleise 7 und 8, wo auch Teile des Gleisfelds entfernt wurden. So imposant die Baugrube ist, laut Stadtwerke-Sprecher Jürgen Fergg handelt es sich doch nur um Vorarbeiten. Spannend wird es dann ab Mitte dieser Woche: Zwei Großbohrgeräte kommen zum Einsatz, die 24 Meter tiefe Bohrpfähle ins Erdreich betonieren. Später werden dort einmal die Tunnelwände sein. Insgesamt reichen die Betonbohrpfähle später 31 Meter tief ins Erdreich. Sie werden so eng aneinander gesetzt, dass quasi Betonwände entstehen, sagt Fergg. Auf diese Wände aus Betonbohrpfählen wird später ein Deckel betoniert, danach können die Bahnsteighälften und die zwei Gleise wieder aufgebaut werden. Diese Arbeiten zwischen Gleis 7 und 8 dauern bis etwa Oktober. Wenn dort die Züge wieder fahren können, geht es an den Gleisen 5 und 6 weiter. Der zeitliche Fahrplan sieht vor, dass bis 2021 unter allen Gleisen und Bahnsteigen solche Tunnelwände mit Betonbohrpfählen gebaut sind. Dann wird das Erdreich darunter ausgegraben.
Zur Fertigstellung des Jahrhundertbauwerks dauert es aber noch länger. Wird der Fahrplan eingehalten, soll der neue Hauptbahnhof in der zweiten Jahreshälfte 2023 in Betrieb gehen. Der Tunnel für Straßenbahnen und Fußgänger verbindet zugleich den Bereich am Hauptbahnhof mit dem Thelottviertel im Westen der Stadt. Die Arbeiten am Hauptbahnhof werden von den Stadtwerken Augsburg und der Deutschen Bahn koordiniert.