TV-Abend: Ist „Der Bachelor“echt?
Fernsehen Die Dillingerin Nadine Illa spricht nach dem Ausscheiden über Gefühlsausbrüche, fehlende Schmetterlinge, den Hass im Internet und den Vorwurf, die Show sei gespielt
Die Show dauert zehn Minuten, da sind auf dem Bildschirm die ersten Tränen zu sehen. Und Nadine Illa ist in ihrem Element. „Ich weiß genau, wie die Frauen sich fühlen“, sagt sie, ohne den Blick vom Fernseher zu nehmen. „Man ist in einer emotional ungewohnten Situation und so lange von zu Hause weg – ich kann das absolut nachvollziehen.“Seit Jahresbeginn weinte die Dillingerin selbst mehrfach vor einem Millionenpublikum. Sie war Kandidatin bei der RTL-Datingshow „Der Bachelor“. Vergangene Woche ist sie ausgeschieden. Nun sitzt die 30-Jährige in den Räumen unserer Redaktion, kommentiert die erste Folge, in der sie selbst nicht dabei ist, und erinnert sich an ihre eigenen Gefühlsausbrüche. „Klar denkt man währenddessen an die Millionen Menschen, die zuschauen. Aber als Mensch mit Herz und Gefühl ist einem das in diesem Moment egal“, sagt Illa. Sie finde es schade, dass sie deswegen als „Heulsuse“abgestempelt wurde.
Im Fernsehen sind derweil die ersten Tränen weggewischt. Bachelor Andrej Mangold ist im eng geschnittenen Tanktop zu sehen. „Das wäre schon mein Typ gewesen“, sagt Illa. Sie beschreibt ihn als attraktiv, sympathisch und mit guten Als sie sieht, wie der Junggeselle mit den Kandidatinnen ins Meer springt, sagt sie: „Sehr schade, dass ich nicht mehr dabei bin. Ich hätte gerne die Chance gehabt, ihn näher kennenzulernen.“Schmetterlinge im Bauch hätte sie bei Mangold jedoch nicht ein einziges Mal gehabt. „Dafür ist zu wenig passiert, wir hatten ja nicht mehr als ein bisschen Smalltalk.“Deswegen habe sie sich gewundert, dass sie in der Show so weit gekommen ist.
In der aktuellen Folge zelten der Bachelor und seine Verehrerinnen in der mexikanischen Wildnis. Nadine Illa fühlt mit den Kandidatinnen. Die Mücken seien vor Ort ein großes Problem gewesen, sie sei am ganzen Körper verstochen gewesen, berichtet sie. Als am Bildschirm die erste Entscheidung ansteht und die Frauen wieder einmal vor dem Bachelor aufgereiht stehen, erinnert sie sich an ihre Fußschmerzen – gerade bei den „Nächten der Rosen“, bei denen sie stundenlang hohe Schuhe trug. „Ich bin ein TurnschuhmädManieren. chen und keine hohen Absätze gewohnt“, sagt sie. Dann kommt Werbung. Zeit, um persönlicher zu sprechen. Seitdem sie auf RTL zu sehen war, werde sie regelmäßig in der Öffentlichkeit angesprochen. Aber es werde auch immer wieder hinter ihrem Rücken getuschelt, bemerkt Illa. „Mir wäre es lieber, wenn die Leute einfach auf mich zugehen würden“, sagt sie. „Ich bin kritikfähig. Wenn mich jemand nicht mag, kann er es mir direkt sagen.“Es hänge davon ab, wie man Kritik formuliert. Und damit ist Illa beim Thema Hass im Internet. Was seit Showbeginn digital auf sie eingeprasselt sei, bezeichnet sie als „Cybermobbing“. Wildfremde hätten ihr plötzlich geschrieben, dass sie sich von einer Brücke stürzen und umbringen solle, dass ihre Familie nicht stolz auf sie sein könne. „Das geht gar nicht“, sagt Illa. Am Anfang hätte sie den Fehler gemacht, alle Nachrichten und Kommentare zu lesen und die schlimmsten zu löschen. Bald hörte sie damit auf. „Das ist ein Fass ohne Boden“, sagt Illa. Auf der anderen Seite habe sie auch viele positive Rückmeldungen erhalten. Vor allem Frauen hätten ihr geschrieben, dass sie Illa sympathisch und authentisch finden, dass sie sich mit ihr identifizieren können. „Das macht mich stolz“, sagt die Dillingerin. Von Männern würde sie auch Liebesbriefe erhalten. Trotzdem ist sie sich unsicher, wie das andere Geschlecht nach der Show auf sie reagieren wird. Seit der Ausstrahlung sei sie nicht mehr in Klubs oder Diskotheken gegangen. Die Vorstellung, dass Männer nun eventuell anders auf sie zugehen, flöße ihr Respekt ein.
Die Werbung ist vorbei. Der Bachelor besucht die Kandidatinnen zu Hause. Wieder gibt es Tränen, die Mutter einer Frau setzt den Junggesellen unter Druck. Ist das alles echt oder gibt es ein Drehbuch? „Darauf werde ich sehr oft angesprochen“, sagt Illa und beteuert: „Es ist wirklich alles echt.“Es hätte nach ihren Erfahrungen keine Zettel, keine Anweisungen, kein Drehbuch gegeben. „Die Sendung ist komplett real.“Hat sie nach der ersten TVErfahrung nun Blut geleckt? „Ich hätte durchaus Interesse an anderen Formaten“, sagt sie. „Aber das Dschungelcamp ist nichts für mich.“
Im Fernsehen steht die finale Entscheidung an. „Jetzt bin ich gespannt“, sagt Illa. Die Kandidatin, mit der sie befreundet war, scheidet aus. „Das tut weh“, leidet Illa mit. Dann ist die Show vorbei – und die Dillingerin bricht zügig auf. Am nächsten Morgen hat sie Frühschicht. Das heißt: Aufstehen um vier Uhr.