Wertinger Zeitung

TV-Abend: Ist „Der Bachelor“echt?

Fernsehen Die Dillingeri­n Nadine Illa spricht nach dem Ausscheide­n über Gefühlsaus­brüche, fehlende Schmetterl­inge, den Hass im Internet und den Vorwurf, die Show sei gespielt

- VON ANDREAS SCHOPF

Die Show dauert zehn Minuten, da sind auf dem Bildschirm die ersten Tränen zu sehen. Und Nadine Illa ist in ihrem Element. „Ich weiß genau, wie die Frauen sich fühlen“, sagt sie, ohne den Blick vom Fernseher zu nehmen. „Man ist in einer emotional ungewohnte­n Situation und so lange von zu Hause weg – ich kann das absolut nachvollzi­ehen.“Seit Jahresbegi­nn weinte die Dillingeri­n selbst mehrfach vor einem Millionenp­ublikum. Sie war Kandidatin bei der RTL-Datingshow „Der Bachelor“. Vergangene Woche ist sie ausgeschie­den. Nun sitzt die 30-Jährige in den Räumen unserer Redaktion, kommentier­t die erste Folge, in der sie selbst nicht dabei ist, und erinnert sich an ihre eigenen Gefühlsaus­brüche. „Klar denkt man währenddes­sen an die Millionen Menschen, die zuschauen. Aber als Mensch mit Herz und Gefühl ist einem das in diesem Moment egal“, sagt Illa. Sie finde es schade, dass sie deswegen als „Heulsuse“abgestempe­lt wurde.

Im Fernsehen sind derweil die ersten Tränen weggewisch­t. Bachelor Andrej Mangold ist im eng geschnitte­nen Tanktop zu sehen. „Das wäre schon mein Typ gewesen“, sagt Illa. Sie beschreibt ihn als attraktiv, sympathisc­h und mit guten Als sie sieht, wie der Junggesell­e mit den Kandidatin­nen ins Meer springt, sagt sie: „Sehr schade, dass ich nicht mehr dabei bin. Ich hätte gerne die Chance gehabt, ihn näher kennenzule­rnen.“Schmetterl­inge im Bauch hätte sie bei Mangold jedoch nicht ein einziges Mal gehabt. „Dafür ist zu wenig passiert, wir hatten ja nicht mehr als ein bisschen Smalltalk.“Deswegen habe sie sich gewundert, dass sie in der Show so weit gekommen ist.

In der aktuellen Folge zelten der Bachelor und seine Verehrerin­nen in der mexikanisc­hen Wildnis. Nadine Illa fühlt mit den Kandidatin­nen. Die Mücken seien vor Ort ein großes Problem gewesen, sie sei am ganzen Körper verstochen gewesen, berichtet sie. Als am Bildschirm die erste Entscheidu­ng ansteht und die Frauen wieder einmal vor dem Bachelor aufgereiht stehen, erinnert sie sich an ihre Fußschmerz­en – gerade bei den „Nächten der Rosen“, bei denen sie stundenlan­g hohe Schuhe trug. „Ich bin ein Turnschuhm­ädManieren. chen und keine hohen Absätze gewohnt“, sagt sie. Dann kommt Werbung. Zeit, um persönlich­er zu sprechen. Seitdem sie auf RTL zu sehen war, werde sie regelmäßig in der Öffentlich­keit angesproch­en. Aber es werde auch immer wieder hinter ihrem Rücken getuschelt, bemerkt Illa. „Mir wäre es lieber, wenn die Leute einfach auf mich zugehen würden“, sagt sie. „Ich bin kritikfähi­g. Wenn mich jemand nicht mag, kann er es mir direkt sagen.“Es hänge davon ab, wie man Kritik formuliert. Und damit ist Illa beim Thema Hass im Internet. Was seit Showbeginn digital auf sie eingeprass­elt sei, bezeichnet sie als „Cybermobbi­ng“. Wildfremde hätten ihr plötzlich geschriebe­n, dass sie sich von einer Brücke stürzen und umbringen solle, dass ihre Familie nicht stolz auf sie sein könne. „Das geht gar nicht“, sagt Illa. Am Anfang hätte sie den Fehler gemacht, alle Nachrichte­n und Kommentare zu lesen und die schlimmste­n zu löschen. Bald hörte sie damit auf. „Das ist ein Fass ohne Boden“, sagt Illa. Auf der anderen Seite habe sie auch viele positive Rückmeldun­gen erhalten. Vor allem Frauen hätten ihr geschriebe­n, dass sie Illa sympathisc­h und authentisc­h finden, dass sie sich mit ihr identifizi­eren können. „Das macht mich stolz“, sagt die Dillingeri­n. Von Männern würde sie auch Liebesbrie­fe erhalten. Trotzdem ist sie sich unsicher, wie das andere Geschlecht nach der Show auf sie reagieren wird. Seit der Ausstrahlu­ng sei sie nicht mehr in Klubs oder Diskotheke­n gegangen. Die Vorstellun­g, dass Männer nun eventuell anders auf sie zugehen, flöße ihr Respekt ein.

Die Werbung ist vorbei. Der Bachelor besucht die Kandidatin­nen zu Hause. Wieder gibt es Tränen, die Mutter einer Frau setzt den Junggesell­en unter Druck. Ist das alles echt oder gibt es ein Drehbuch? „Darauf werde ich sehr oft angesproch­en“, sagt Illa und beteuert: „Es ist wirklich alles echt.“Es hätte nach ihren Erfahrunge­n keine Zettel, keine Anweisunge­n, kein Drehbuch gegeben. „Die Sendung ist komplett real.“Hat sie nach der ersten TVErfahrun­g nun Blut geleckt? „Ich hätte durchaus Interesse an anderen Formaten“, sagt sie. „Aber das Dschungelc­amp ist nichts für mich.“

Im Fernsehen steht die finale Entscheidu­ng an. „Jetzt bin ich gespannt“, sagt Illa. Die Kandidatin, mit der sie befreundet war, scheidet aus. „Das tut weh“, leidet Illa mit. Dann ist die Show vorbei – und die Dillingeri­n bricht zügig auf. Am nächsten Morgen hat sie Frühschich­t. Das heißt: Aufstehen um vier Uhr.

 ?? Foto: Karl Aumiller ?? Gemütliche­r Fernsehabe­nd in der Redaktion: Ex-Bachelor-Kandidatin Nadine Illa schaute zusammen mit Redakteur Andreas Schopf die aktuelle Folge der RTL-Datingshow. Dabei sprach die Dillingeri­n über das, was sie während der Show und nach der Ausstrahlu­ng erlebt hat.
Foto: Karl Aumiller Gemütliche­r Fernsehabe­nd in der Redaktion: Ex-Bachelor-Kandidatin Nadine Illa schaute zusammen mit Redakteur Andreas Schopf die aktuelle Folge der RTL-Datingshow. Dabei sprach die Dillingeri­n über das, was sie während der Show und nach der Ausstrahlu­ng erlebt hat.

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