Neuer Mittelpunkt im alten Zehentstadel
Sanierung Im Buttenwiesener Ortsteil Pfaffenhofen ist ein wunderschönes Kleinod entstanden für Vereine, Feste oder Konzerte. Und für den Heimatverein Unteres Zusamtal, der dort noch etwas Besonderes vorhat
Im Buttenwiesener Ortsteil Pfaffenhofen ist ein wunderschönes Kleinod entstanden für Vereine, Feste oder Konzerte. »
Buttenwiesen-Pfaffenhofen Buttenwiesen ist um ein Kleinod reicher geworden: Der historische Zehentstadel im Ortsteil Pfaffenhofen ist nach zwei Jahre dauernder Renovierung in Betrieb und bewährt sich bereits als Veranstaltungsort und Dorfmittelpunkt. Doch nicht nur das: In Zukunft soll im eingebauten Obergeschoß ein Heimatmuseum mit einer Dauer- und mit Wechselausstellungen Platz finden. Der Zehentstadel war schon Mitte der 90er Jahre in seinem Bestand gesichert worden, diente seither aber nur als Depot oder bestenfalls für das Abhalten sommerlicher Feste. Jetzt wurde der Stadel zum winterfesten Gebäude mit Heizung und Küche umgebaut, so dass das historische Gebäude vielfältig nutzbar ist.
Christian Knapp, Zweiter Bürgermeister und Beisitzer im Heimatverein Unteres Zusamtal, öffnet die Tür des modernen Glasbaus, der den Stadel mit der ehemaligen zum Ensemble gehörenden Remise verbindet. Zusammen mit dem Fischerheim entstand nun ein Gebäudekomplex im Stil eines Vierseithofes, in dessen zentralem Hof sich reizvoller Platz für Feste und Feiern anbietet. Zum Komplex gehört auch das ehemalige Vogthaus, das noch renoviert werden soll.
Der moderne Zwischenbau verbindet nun nicht nur Stadel und Remise, sondern beherbergt die notwendige Infrastruktur für ein öffentliches Gebäude mit Gastro-Küche, Toilettenanlagen, Garderobe und Treppenhaus. An der Treppe entlang führt ein Plattform-Lift für Rollstuhlfahrer. Auch ein behindertengerechter Eingang und ein Mehrzweckraum für Versammlungen gehört zum Zwischenbau. Das Treppenhaus ist ein entscheidender Bestandteil, denn im Zehentstadel, der ursprünglich ja ein offener Stadel mit Tenne war, wurde ein Zwischengeschoss eingezogen, um dem künftigen Heimatmuseum Raum zu schaffen. So ist dieser Teil für Besucher nun leicht zugänglich.
Während sich das Stadel-Erdgeschoß mit etwa 300 Quadratmetern Grundfläche schon für Veranstaltungen bewährt – es ist Platz für 150 bis 250 Stühle – und eine moderne, aber unsichtbare Wandheizung eine wohlige Atmosphäre aus dem alten Gemäuer ausströmt, ist das Zwischengeschoß noch leer. Die mächtigen, teils erneuerten Balken des Dachstuhls sind sichtbar, dazwischen die Isolierung, die zum Einen aus Hartfaserplatten aus natürli- chem Material besteht. Zum anderen aber auch aus Lehmputz, den der Heimatverein in mühevoller Handarbeit aufbrachte. Christian Knapp zeigt sich begeistert vom Einsatz der Heimatvereins-Mitglieder: „80- und 70-Jährige waren hier oben und haben den Putz aufgebracht.“Noch ist ein Großteil der vielen Ausstellungsstücke, die der Heimatverein besitzt, in allen möglichen Gebäuden der Gemeinde verteilt. Der Heimatverein arbeitet zusammen mit einer Spezialfirma am künftigen Ausstellungskonzept. „Weniger ist mehr“, heißt das Motto für moderne Museumsgestaltung, die nicht nur eine bunte Sammlung alter Stücke beherbergen soll, sondern mit wenigen Exponaten an- schauliche Einblicke in das Leben der Vorfahren geben soll und Themenschwerpunkte setzt – von Wohnen über bäuerliches Gerät bis zu Persönlichkeiten der Orte in der Gemeinde und der Riedlandschaft. „Es sollen die Besonderheiten und die Gemeinsamkeiten der Ortsteile gezeigt werden“, erklärt Christian Knapp das Konzept, das noch nicht ganz ausgearbeitet ist.
Über dem Museumsbereich, direkt unter dem Dachspitz, gibt es noch einen Dachboden, den der Heimatverein als Depot nutzen will und schon früher als solches genutzt hat. Derzeit zimmern die Vereinsmitglieder eigenhändig Regale in die Dachschrägen, in denen das viele Material einmal gelagert werden kann. Ein weiteres Depot, das zum Schauraum umgestaltet werden soll, befindet sich im Nachbarhaus in der ehemaligen Remise, die ebenfalls von Besuchern über den Zwischentrakt erreicht werden kann. In dem Gebäude hat im Erdgeschoss der Obst- und Gartenbauverein sein Domizil. In den letzten Monaten ist als Anbau dort auch das Heim des Fischereivereins entstanden.
Rund eine Million kostete die Renovierung mit Zwischengebäude, informiert Christian Knapp, ein Drittel davon finanzierte die öffentliche Hand mit Zuschüssen. Schon jetzt zeige sich aufgrund der regen Nachfrage, dass sich der Ausbau gelohnt habe, meint Knapp. Für Weihnachtsfeiern wurde der Stadel bereits gebucht. Weinfeste, Frühlingsfest und Fischerfest sowie Konzerte und private Feiern können dort stattfinden. Geplant ist bereits ein offener Volkstanz, und auch der traditionelle Ostereiermarkt des Heimatvereins wird diesmal im Stadel stattfinden. Dabei soll es dann auch erstmals Gelegenheit geben, einen Teil des künftigen Museums zu besuchen.
Bis das aber fertig ist, wartet noch viel Arbeit auf den Verein, sagt Knapp. Die rund 100 Mitglieder engagieren sich zusammen mit Gerda Knapp als Vorsitzende und mit Johanna Wech und Dr. Johannes Mordstein als deren Stellvertreter.
So ist aus dem Zehentstadel nun ein Gebäude geworden, das dem Zusammenhalt und der Gemeinsamkeit der Ortsteile dient, ein Gebäude der Feste und der Freude. Ganz im Gegensatz dazu stand sein früherer Nutzen. Der Stadel war quasi ein Lagerhaus, eine Scheune für den „Zehnten“, den die geplagten Dorfbewohner dort von ihrer Ernte oder ihrem Gewinn an den Grundherrn abgeben mussten. Es war eine Art Steuer, die eingetrieben wurde.