Der Weg nach oben ist lang und steinig
Langlauf Seit Frühjahr 2018 ist Peter Schlickenrieder als Bundestrainer im Amt. Er will das System umkrempeln, bei der Tour de Ski in Oberstdorf fehlt zur Spitze aber noch einiges
Oberstdorf Das große Ziel ist die Heim-WM, die Nordische SkiWeltmeisterschaft 2021 in Oberstdorf. Zu diesem Höhepunkt in zwei Jahren sollen alle auf den Punkt topfit sein – und im besten Fall auch Medaillen gewinnen. Das hat Peter Schlickenrieder schon bei seinem Amtsantritt als Bundestrainer der deutschen Ski-Langläufer im April 2018 kundgetan. Der Weg dorthin ist freilich noch lange und steinig.
Ein konkretes Saisonziel hat Schlickenrieder für den Winter 2018/2019 daher nicht ausgegeben. Er erwarte, meint der 48-Jährige, dass „jeder einfach die drei, vier Prozent Leistungsentwicklung drauf legt, die man sich eigentlich pro Jahr erarbeiten kann“. Seine Athleten sind bei der Tour de Ski, die seit gestern zum dritten von vier Stopps im Allgäu gastiert, der Weltspitze allerdings erwartungsgemäß noch ein Stück hinterher. Der Chef sagt dazu: „Es ist reine Kopfsache, sich auf Neues einzulassen. Wir erleben noch immer eine ständige Berg-und-Tal-Fahrt.“
Ein bisschen bergauf ging es in Oberstdorf für Katharina Hennig. Die 22-Jährige aus Sonthofen war im Massenstart über zehn Kilometer als Neunte (33:05 Minuten) beste Deutsche. Es war bislang ihr bestes Weltcup-Ergebnis, auf Tagessiegerin Ingvild Flugstad Oestberg aus Norwegen (32:08) fehlte ihr trotzdem fast eine Minute. Schnellster DSV-Athlet bei den Männern war über 15 Kilometer Sebastian Eisenlauer (Sonthofen/45:49) als 31., der in einem taktisch geprägten Lauf aber nur 19 Sekunden langsamer war als der Norweger Emil Iversen (45:30) auf Platz eins.
Schlickenrieder, bis 2002 selbst aktiver Langläufer im DSV, geht bei seiner Arbeit als Cheftrainer außergewöhnliche Wege. So wie er das auch als Privatmann gerne macht. Als er zum Beispiel mit dem Mountainbike das Atlasgebirge in Marokko überquerte oder zu Fuß durch den Westkaukasus unterwegs war. Als Einstimmung auf die künftige Zusammenarbeit ließ er seine Sportler im Sommer radeln – von München aus zu den kommenden WMOrten Seefeld/Tirol und Oberstdorf. Weil ihm der Zusammenhalt im Team wichtiger ist als das sportliche Schicksal des Einzelnen.
Dass der große Wurf in diesem Winter noch nicht gelungen ist, beunruhigt den Oberbayern nicht. Im Gegenteil. Er sieht auch für sich einen wichtigen Lernprozess. Schlickenrieder sagt: „Wir drehen jeden Stein um und wollen auch Dinge, die in der Vergangenheit vielleicht erfolgreich waren, genauer anschauen.“Über den Tellerrand blicken. Beobachten, was Top-Nationen besser machen. Für ihn ein gutes Beispiel: die beiden Massenstarts in Oberstdorf bei dichtem Schneetreiben. „Man braucht im Vergleich mit der Weltspitze nicht nur die richtige Materialwahl, sondern auch die passende Technik, die darauf abgestimmt werden kann. Bei uns wurde das bisher gesondert betrachtet.“
Am Donnerstag haben Schlickenrieder & Co. schon wieder die Chance, es besser zu machen: In Oberstdorf stehen die nächsten Rennen an, die Verfolgungen über 15 Kilometer (Männer, 13.05 Uhr) und zehn Kilometer (Frauen, 15.15 Uhr).