Die Steuerfrau im Orchester
Interview Annalena Schneider dirigiert die Jugendkapelle Gundelfingen. Wie sie dazu kommt, verrät sie im Gespräch
Du bist jetzt 22 Jahre alt, Annalena. Wie wird man denn so jung Dirigentin? Da stelle ich mir immer ältere Herren im Frack vor.
Annalena: Ich spiele schon seit ungefähr 15 Jahren Klarinette. Irgendwann war mir klar: Ich habe mehr Ambitionen im Bereich Musik, daher habe ich die Aufnahmeprüfung für ein Lehramtsstudium in Musik in Augsburg gemacht. Und mit Kindern Musik zu machen, das hat mir immer schon Freude bereitet – seit 2016 unterrichte ich Klarinette in der Stadtkapelle Dillingen, seit diesem September auch an der Musikschule Gundelfingen. Neu ist jetzt eben die Arbeit als Dirigentin.
Man kann also als erfahrener Musiker einfach so den Nachwuchs dirigieren? Annalena: Ja, könnte man schon, aber damit hätte ich mich sehr unwohl gefühlt. Ich wollte mich vorher ausgiebig damit beschäftigen, ehe ich vor einem Orchester stehe und unsicher bin, wo ich anfangen soll. Deswegen hab ich den C3-Kurs beim Allgäu-Schwäbischen Musikbund absolviert. Danach habe ich mich zuerst in meinem Heimatverein ein paar Mal versucht, um zu sehen, ob mir das wirklich liegt.
Was muss man tun, um Profi zu werden?
Annalena: Dafür muss man Blasorchesterleitung studieren. Das geht zum Beispiel in Augsburg – dort hat auch Marie-Sophie Schweizer studiert.
Woher kommt das intensive Interesse an der Musik? Aus der Familie? Annalena: Mein Großvater war im Lauinger Kirchenchor als Dirigent aktiv, und mein Onkel ist Berufsmusiker bei den Münchner Philharmonikern.
Du studierst Lehramt. Nützt dir das Studium bei der Orchesterleitung? Annalena: Meine Hauptaufgabe als Dirigentin ist es, den Kindern und Jugendlichen zu vermitteln, wie sie spielen sollen. Viele Elemente aus dem Studium sind da zu theoretisch. Ich habe jedenfalls kein Lampenfieber und auch kein Problem mit vielen Kindern oder Jugendlichen um mich herum.
In der Jugendkapelle spielen auch Kinder?
Annalena: Ich probe donnerstags zwischen 16.45 und 17.45 Uhr mit der Vorstufe. Die Kinder sind zwischen acht und zwölf Jahre alt. Anschließend probe ich bis 19.15 Uhr mit den Jugendlichen, sie sind zwischen zwölf und 18 Jahre alt. Konzerte gebe ich mit beiden Altersklassen.
Was gibt es da alles zu tun? Annalena: Ich bereite meine Partituren intensiv vor, übe meine Einsätze als Dirigentin zum Orchester hin und überlege mir Bilder, die die einzelnen Passagen gut schildern, um es für die Kinder greifbarer machen zu können.
Und jetzt für Laien erklärt? Annalena: Die Partitur ist die Übersicht über die gesamte Komposition, die wir spielen. Und Einsatz heißt, dass ich dem Orchester im richtigen Augenblick durch Gestik und Mimik zu verstehen gebe, wann es zu spielen hat. Bei Bildern sollen sich die Kinder zum Beispiel Superhelden vorstellen, die in die Schlacht ziehen.
Hast du schon ein Konzert mit der Jugendkapelle gespielt? Annalena: Wir haben am 8. Dezember sechs Stücke aus bekannten Filmen in der evangelischen Friedenskirche in Gundelfingen gespielt. Und einen Tag später haben wir auf dem Weihnachtsmarkt in Gundelfingen gespielt.
Und wie kamen diese ersten beiden Auftritte beim Publikum an? Annalena: Ich denke, dass die ersten beiden Auftritte ganz gut ankamen. Bis jetzt bekam ich jedenfalls nur positives Feedback, das ist fürs erste Mal sehr zufriedenstellend. Ich glaube, dass wir dem ein oder anderen Gast einen Ohrwurm verschaffen konnten.
Hörst du privat auch viel klassische Musik?
Annalena: Alles querbeet. Gerne auch mal Metal und sehr viel EDM. Und natürlich Klassik.
Hast du ein Dirigenten-Vorbild? Annalena: Jaaa. Marie-Sophie Schweizer.
Das Gespräch führte Jonas Voss
Annalena Schneider dirigiert die Jugendkapelle Gundelfingen.