Vom Warten und Budenzauber
Geht es Ihnen auch so? Die Zeit läuft dahin wie nie. Gefühlt zumindest, denn natürlich wissen auch wir, dass nicht viel auf dieser Welt so regelmäßig ist wie der Verlauf von Sekunden zu Minuten zu Stunden. Aber das empfindet man in der alltäglichen Hektik schlichtweg nicht so. Kaum fängt die Woche an, ist sie auch schon wieder vorbei. So geht das in einem fort. Gerade sieht man sich noch als Jüngling in der engen Badebüx im sommerlichen Mittelmeer treiben, schon kratzt man als alter Mann hüftsteif und in langer Unterhose den Schnee von den Autoscheiben.
Ja, es ist frisch geworden, trotz all des Getöses um den Klimawandel. Und es steht das Unvermeidliche wieder an: der Advent, lateinisch „adventus domini“, die Ankunft des Herrn. Und natürlich könnte man sich diese im Grunde grottenlangweilige Wartezeit bis zur Geburt von Gottes Sohn heutzutage auch mit dem Surfen in sozialen Netzwerken vertreiben, aber die Tradition will es, dass zur Vorbereitung auf dieses Ereignis sämtliche Innenstädte Bayerns zugebaut werden. Da stellen dann geschäftige Menschen stallähnliche Holzbuden auf, in denen einem in der Regel billiger Rotwein angedient wird. Der ist heiß und mit allerlei Gewürzen angereichert, damit man die mindere Qualität nicht allzu sehr bemerkt. Trinkt man aber nur ein bisserl zu viel davon, sind infernalische Kopfschmerzen unvermeidlich.
Diese Trinkgelage wiederum haben den Vorteil, dass viele Bayern von der faden Zeit wegen der adventlichen Delirien gar nicht viel mitbekommen. Und diese Menschen freuen sich dann aufs neue Jahr, in dem sie sich vornehmen, beim nächsten Warten aufs Christkind nicht so viel Glühwein in sich hineinzuschütten. In diesem Sinn: Viel Spaß beim Budenzauber.