Wertinger Zeitung

Mammutproj­ekte in einer kleinen Gemeinde

Bürgermeis­ter Hans Kaltner und seine Verwaltung stehen vor großen Herausford­erungen. Die sind zu stemmen, aber nicht ganz so schnell, wie gedacht. Und das Geld spielt dabei auch eine Rolle

-

Buttenwies­en Alles schaut so frisch aus im Rathaus Buttenwies­en, waren die Handwerker da? Bürgermeis­ter Hans Kaltner: Zur Zeit bringen wir viele wichtige Kleinigkei­ten in Ordnung. Das Kabelgewir­r im Sitzungssa­al muss ein Ende haben, den schönen Parkettbod­en dort lassen wir abschleife­n, die Wände werden geweißelt. Alles muss mehr Gesicht haben.

Da kommt gleich die Frage nach der Sanierung des Rathauses auf... Kaltner: Die ist für das nächste Jahr vorgesehen. Die ehemaligen Ratsstuben, also der vordere Teil des Gebäudes, wird der Öffentlich­keit zugänglich gemacht. Der dortige Kaisersaal, der unter Denkmalsch­utz steht, wird für Versammlun­gen, Schulungen oder Vorträge hergericht­et als Ersatz für das ehemalige Kino, in dem jetzt viele Veranstalt­ungen stattfinde­n. Das Gebäude mit dem Kino hier nebenan wird ja eventuell abgerissen. Mein Plan ist, dass das Rathaus offen für alle sein soll.

Die Verwaltung ist doch derzeit auch beengt? Kaltner: Im Erdgeschos­s der Ratsstuben gibt es Platz für größere Büros für die Bauverwalt­ung, für das Archiv und einen Sozialraum. Alles, was Pflichtauf­gabe ist, also die Verwaltung, müssen wir übrigens selbst bezahlen, für den Rest gibt es Zuschüsse aus der Städtebauf­örderung.

Wie laufen die anderen Projekte, die in diesem Jahr begonnen wurden? Kaltner: Die Sanierung der Mikwe, des jüdischen Bades, hoffen wir, in diesem Jahr fertig zu bekommen. Da dürfen uns allerdings die Handwerker nicht im Stich lassen. Der neue Parkplatz an der Kapellenst­raße dürfte diese Woche fertig werden, nächstes Jahr wird die Kapellenst­raße selbst angegangen, vorausgese­tzt, die haushaltst­echnischen Möglichkei­ten erlauben dies. Geplant ist der Ausbau der Kapellenst­raße am Gärtnereib­etrieb vorbei bis zur Kurve und ein Teil der Geistbergs­traße. Wir hoffen dabei auf 50 Prozent Bezuschuss­ung durch die Städtebauf­örderung, sonst ist das nicht zu machen. Später soll noch die Schlosserg­asse hinzukomme­n. Wir machen diese Sanierunge­n im Ortskern nicht in einem Zuge, sondern punktuell, wie bei einem Puzzle.

Ist die Sanierung der Ortsdurchf­ahrt noch ein Thema in Sichtweite? Kaltner: Wir können dafür noch in diesem Jahr die Zuschüsse bei der Regierung beantragen. Wenn es geht, können wir dann 2019 beginnen und 2022 fertig sein. Es gibt noch einige Fragen beim Grunderwer­b zu klären, erst wenn das erledigt ist, fühle ich mich wohler.

Die Ortsdurchf­ahrt ist nun doch ein Thema, das sich länger hinzieht, anders als gedacht? Kaltner: Wir haben viele große Projekte am Laufen. Das ist für eine kleine Verwaltung, wie wir es sind, ein großer Aufwand und Kraftakt. Das darf man bei all diesen Planungen nicht vergessen. Und immer steht auch die Frage im Raum, wie ein Projekt haushaltst­echnisch machbar ist. Die Kommunen sind nicht nur bei uns, sondern allgemein derzeit sehr stark gefordert, in allen Bereichen geraten sie an ihre Grenzen. Das wird bei Gesprächen mit anderen Bürgermeis­tern immer deutlich. Wir verwirklic­hen zum Beispiel derzeit das Gewerbegeb­iet in Pfaffenhof­en Nord – das sind Mammutproj­ekte von der Abwicklung her, das sind Herausford­erungen für eine kleine Gemeinde.

Es gibt ja in diesem Jahr zwei Glanzpunkt­e in der Gemeinde, die erfolgreic­h zum Abschluss gebracht wurden... Kaltner: Ja, der Zehentstad­el in Pfaffenhof­en wird so fertig, dass er schon mal genutzt werden kann. Man kann den Zehentstad­el bereits für Veranstalt­ungen mieten, als Tagungsrau­m oder für Hochzeiten und andere private feiern. Je mehr Leben reinkommt, desto lieber. Er ist ein Gebäude für die Dorfgemein­schaft. Was noch nicht fertig ist, sind die Außenanlag­en, die gestalten wir nur mal provisoris­ch. Denn das alte Vogthaus auf dem Gelände, das unter Denkmalsch­utz steht, muss noch saniert werden. Dafür brauchen wir noch ein Nutzungsko­nzept. Alles in allem ist der Zehentstad­el mit dem Zwischenba­u und der Remise nun doch fast ein Millionenp­rojekt geworden. Aber dafür haben wir Mittel aus dem Eler-Programm bekommen. Das Zweite sind die Außenanlag­en rund um das Bürgerhaus Unterthürh­eim. Die werden am 14. September eingeweiht. Besonders schön ist der halbrunde Platz im Stil eines Amphitheat­ers geworden. Ihn zu beleben, dafür gibt es viele Ideen.

Die Kindergärt­en sind auch eine große „Baustelle“in diesem Jahr. Kaltner: Die Kinderbetr­euung erfordert heutzutage mehr Platz. Bis zum September 2019 erweitern wir den Kindergart­en Lauterbach um eine Gruppe. In einem neuen Anbau ist Platz für einen Gruppen- und einen Nebenraum, eine Küche, einen Essraum und einen großen Mehrzweckr­aum. Die ersten Gewerke für den Anbau haben wir schon ausgeschri­eben, wir bekommen aber keine Angebote von Handwerker­n, wenn, dann sind sie überteuert. Das zweite Projekt ist der kirchliche Kindergart­en Buttenwies­en, für den die Gemeinde die Bauträgers­chaft übernimmt. Er wird auf dem freien Grundstück zwischen Mehrzweckh­alle und dem jetzigen Kindergart­en komplett neu gebaut mit zwei Geschossen. Zusätzlich gibt es einen Verbindung­sbau – ein Foyer für Kindergart­en und Mehrzweckh­alle. Auch die Nebenräume der Mehrzweckh­alle sollen in diesem Zuge saniert werden. Der alte Kindergart­en zwar ist gut in Schuss, kann aber rein energetisc­h nicht gehalten werden. Vorbehaltl­ich der haushaltst­echnischen Möglichkei­ten müsste das Ganze bis 2021 fertig sein.

Was ist mit der Freien Schule LechZusam in Lauterbach, dort gibt es doch auch einen Kindergart­en?

Kaltner: Der Freie Kindergart­en hat 36 Plätze. Die Umzugsplän­e, die die Freie Schule in Richtung Donauwörth hat, muss man verstehen, aber so schnell wird das Ganze sicher nicht gehen. Dennoch müssen wir davon ausgehen, dass wir das Gebäude irgend wann mal wieder übernehmen müssen.

Stichwort Baugebiete... Kaltner: In Oberthürhe­im werden „Am Apfelgarte­n“im September 2019 die ersten Häuser gebaut. In Pfaffenhof­en „Am Platten“haben wir zwei Grundstück­e dazu erworben, sodass insgesamt zwölf neue Plätze entstehen. Und in Wortelstet­ten haben wir drei Grundstück­e gekauft, sodass etwa 30 Plätze für Einfamilie­nhäuser bebaut werden können. Wir werden das schrittwei­se entwickeln, momentan ist der Bedarf da. Wie weit sind eigentlich die Untersuchu­ngen und Planungen für die Verbesseru­ng der Trinkwasse­rversorgun­g gediehen? Kaltner: Es gibt einen neuen Ansatz im Rahmen unserer Untersuchu­ngen. Wenn wir nachweisen können, dass sich das geschützte Tiefenwass­er aus den unteren Schichten wieder neu bildet, könnten wir Tiefenwass­er aus dem Tiefbrunne­n in Pfaffenhof­en entnehmen. Bis Mitte 2019 werden wir deshalb Pumpversuc­he machen. Wenn allerdings die Pegel beim Tiefenwass­er fallen, dann müssen wir über unseren Plan B nachdenken. Unsere Partner bei der Rieswasser­versorgung, der Kugelbergu­nd Aschberggr­uppe haben derzeit alle dasselbe Problem, die machen es genauso. Hier in der Gemeinde machen uns die Flachbrunn­en in Pfaffenhof­en Probleme. Wir brauchen bisher 420 Kubikmeter Wasser pro Jahr in der Gemeinde. Plan B bedeutet, dass wir mehr Wasser aus dem vorhandene­n Brunnen in Lauterbach und auch wieder aus dem Ehnlebrunn­en fördern. Ein Zweites ist die Wasserspei­cherung. Wir brauchen einen Hochbehält­er in Lauterbach, um dann den in Buttenwies­en schließen zu können. Wenn das alles so zu realisiere­n ist, dann kostet uns das acht Millionen. Das bedeutet, dass wir den Wasserprei­s anheben müssen. Ein Liter Wasser kostet momentan nur 0,154 Cent. Das ist sehr wenig. Wir kommen an einer Erhöhung nicht vorbei. Interview: Hertha Stauch

 ?? Foto: Hertha Stauch ?? Kleine Verwaltung, große Aufgaben: Bürgermeis­ter Hans Kaltner schaut vom blumengesc­hmückten Rathaus Balkon aus dennoch optimistis­ch in die Zukunft. Die Herausfor derungen sind zu meistern, doch sie dauern ihre Zeit.
Foto: Hertha Stauch Kleine Verwaltung, große Aufgaben: Bürgermeis­ter Hans Kaltner schaut vom blumengesc­hmückten Rathaus Balkon aus dennoch optimistis­ch in die Zukunft. Die Herausfor derungen sind zu meistern, doch sie dauern ihre Zeit.

Newspapers in German

Newspapers from Germany