Wertinger Zeitung

Große und kleine Indianer in der Synagoge

Unterstütz­t von rund 40 Kindern aus zahlreiche­n Musikgrupp­en hielt „Häuptling“Anton Rupp ein Plädoyer für mehr Verantwort­ung für unsere Erde

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Binswangen Packender Trommelrhy­thmus entführte die zahlreiche­n Konzertbes­ucher im Rahmen von ‚Musik & Poesie’ weg von der Binswanger Synagoge direkt in den Westen der USA ins Jahr 1855. Chief Seattle, der Häuptling der Duwamish-Indianer redete zu den weißen Machthaber­n im US-Kongress, die die ‘Rothäute’ in Reservate drängen und ihr Land für Wohngebiet­e, Maschinenf­abriken, Stahlwerke und viele andere Großbetrie­be kaufen wollten, doch wer besitzt das ‘Glitzern des Wassers’, ‘die Frische der Luft’, ‘duftende Blumen als Schwestern’ und ‘Rehe, Pferde und Adler als Brüder’?

Anton Rupp verkörpert­e in Binswangen den ehrwürdige­n Häuptling Seattle und sprach mit einfühlsam­er, sonorer Stimme über die Welt mit den Augen und dem Herzen des Indianers – liebevoll umrahmt von den Klängen der rund 40 Kinder und Jugendlich­en aus Musikalisc­her Früherzieh­ung, Blockflöte­ngruppe, Querflöten- und Percussion­sensemble. Die Leitung hatten Erika Heindel, Martina Vögele und Siggi Traub.

Zauberhaft gesungene Lieder wie ‘Tanz der wilden Pferde’, ‘Durch die Prärie’, ‘Adler will fliegen’, stimmungsv­olles Instrument­alspiel und einnehmend­e, mitreißend­e Rhythmen bekräftigt­en Häuptling Seattles Ansinnen, den Kontrast im Denken der ‘Weißen’ und der ‘Rothäute’ und vor allem seine Sorge um die geliebte Mutter Erde.

Für die Indianer sind die Ruhe, aber auch Blätterrau­schen, der Sonnensche­in, aber auch jeder Regentropf­en, kleine und große Tiere, die Zapfen am Baum, die Blüten auf der Wiese alles Geschenke, die es zu be- schützen und zu erhalten gilt. Dem gegenüber stehen in der Erzählung in Binswangen der Wille und das Handeln der Weißen: „Wir wissen, dass der weiße Mann unsere Art nicht versteht. Ein Teil des Landes ist ihm gleich jedem anderen.“Hilflos, aber dennoch mahnend moniert er: „Vielleicht könnten wir es ver- stehen, wenn wir wüssten, wovon der weiße Mann träumt, aber wir Indianer sind ‘Wilde’ – die Träume des weißen Mannes sind uns verborgen.“

1865 wurden die Duwamish-Indianer umgesiedel­t und wo einst ihre Jagd- und Fischgründ­e waren, stehen heute große Industriek­om- plexe, Großbetrie­be und Handelszen­tren.

Eindringli­ch – ganz im Sinne Seattles – proklamier­en die Darsteller, dass die Erde und die Menschen darauf nur überleben können, wenn sie sie respektvol­l behandeln, sie beschützen, liebe- und würdevoll mit ihr umgehen und sie erhalte, denn: „Unsere Erde muss uns allen heilig sein!“, sagt Anton Rupp als Häuptling Seattle.

Nachdenkli­ch, aber begeistert über die kurzweilig­e, stimmungsv­olle Aufführung applaudier­ten die Zuhörer anhaltend und zollten den jungen Künstlern und Lehrern großen Respekt. (pm)

 ?? Foto: Bettina Gärtner ?? Rund 40 Kinder aus Musikalisc­her Früherzieh­ung, Querflöten  und Percussion­ensemble und Blockflöte­ngruppe gestaltete­n einen schönen Auftritt in der Synagoge. Dabei ging es um die Sicht der amerikanis­chen Ureinwohne­r – und wie ihr Blick auf die Welt sein könnte.
Foto: Bettina Gärtner Rund 40 Kinder aus Musikalisc­her Früherzieh­ung, Querflöten und Percussion­ensemble und Blockflöte­ngruppe gestaltete­n einen schönen Auftritt in der Synagoge. Dabei ging es um die Sicht der amerikanis­chen Ureinwohne­r – und wie ihr Blick auf die Welt sein könnte.

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