Akedia – der Dämon des Überdrusses
Beim Kramen in alten Unterlagen fand ich zufällig einen Auszug aus dem Buch eines Wüstenmönches, der vom Dämon des Überdrusses geplagt wird und ihn humorvoll beschreibt. Dieser Dämon namens Akedia ist für die Mönche des vierten Jahrhunderts die gefährlichste Versuchung, denn er besetzt die ganze Seele und raubt ihr jede Kraft. Wenn der Dämon „angreift“, dann zeigt sich das in dem Gefühl, dass die Zeit besonders langsam vergeht und man zu nichts Lust hat. Man ist dessen überdrüssig, was man gerade tut, und ist unzufrieden mit dem eigenen Leben. Freunde und Kollegen werden als unsensibel und verständnislos erlebt, und man malt sich aus, dass ein anderes Leben schöner ist und glücklicher macht. Die innere Lustlosigkeit und Leere treibt einen in den Schlaf oder zur Flucht aus dem Alltäglichen oder auch in sinnlose Betriebsamkeit.
Wir glauben heute nicht mehr an Dämonen, aber die beschriebenen Symptome von Lustlosigkeit und Überdruss sind uns durchaus bekannt. Die destruktiven Kräfte in uns korrespondieren mit den Ansprüchen und Anreizen von außen und machen müde, unzufrieden und manchmal auch aggressiv. Dieser „Dämon Akedia“ist auch Einfallstor für Ersatzbefriedigung und Süchte.
Aber wie kann man erfolgreich gegen ihn vorgehen? Die „Wüstenväter“empfehlen, dass man in sich selbst eine innere Ordnung, eine Struktur aufbaut, und damit auch die Zeit strukturiert. Man soll sich nicht in Betriebsamkeit flüchten, sondern geduldig bei sich selbst bleiben, seiner Unruhe nachgehen und sich fragen, auf welche Probleme und ungelöste Konflikte sie hinweisen will, und nicht zuletzt soll man daran glauben, dass Gott bei einem bleibt, auch wenn man vor sich selbst flüchten will.
Es ist doch interessant, dass Menschen schon vor über tausend Jahren mit dem Dämon des Überdrusses kämpften und dass moderne Ratgeber im Grunde die gleichen Lebenshilfen anbieten.