Warum fallen so viele durch die Führerscheinprüfung?
Die Quote in Bayern ist so schlecht wie seit Jahren nicht. Das sagen Fahrlehrer aus dem Landkreis dazu
Die Quote in Bayern ist so schlecht wie seit Jahren nicht. Die Zahlen erstaunen auch Fahrlehrer aus dem Landkreis.
Landkreis „Diese Zahlen sind ja unvorstellbar“, stellt Fahrlehrer Uli Englet fest und kann sie bei einer eigenen Erfolgsquote von mehr als 90 Prozent nicht bestätigen. Die Rede ist von der Durchfallquote der Führerscheinprüfung. In Bayern bestehen immer mehr Fahrschüler diese nicht beim ersten Versuch. Nach Angaben des Kraftfahrtbundesamts in Flensburg fiel im vergangenen Jahr mehr als jeder Dritte bei der Führerscheinprüfung durch. 2016 lag die Durchfallquote der theoretischen Prüfung bei fast 34 Prozent, nahezu 25 Prozent sind in der Praxis gescheitert. Das ist das schlechteste Ergebnis seit zehn Jahren.
Dies erstaunt nicht nur Fahrlehrer Uli Englet aus Dillingen, auch sein Kollege Thomas Egelhofer aus Wertingen wundert sich sehr über diese Bilanz. Auch bei ihm fällt das Ergebnis deutlich besser aus. Rund 90 Prozent seiner Fahrschüler bestehen die Führerscheinprüfung beim ersten Versuch, so der Fahrlehrer. Was der Grund für diese negative Entwicklung ist, weiß er nicht. Vor allem die schlechte Durchfallquote bei der Theorieprüfung kann sich Egelhofer nicht erklären. „Hier geht es hauptsächlich darum, den behandelten Stoff zu lernen.“Doch genau das sei oft das Problem, das er auch bei seinen ei- Fahrschülern beobachte, die durch die Prüfung fallen, sagt er. Wenn er die Fragebögen im Nachhinein kontrolliere, stelle er oft fest, dass die Schüler einfach nicht gut genug vorbereitet waren.
Die Fehler haben aber manchmal gar nichts mit undiszipliniertem Lernen und einer schlechten Vorbereitung zu tun. Häufig scheitert es schon am sprachlichen Verständnis. Obwohl die theoretische Prüfung in Bayern inzwischen in 15 Sprachen angeboten wird, kommt es hier trotzdem gelegentlich noch zu Schwierigkeiten. Fahrlehrer Bernd Meyer aus Höchstädt erzählt, dass viele seiner syrischen Fahrschüler die Fragen nicht verstehen würden. Die Prüfung werde zwar auf Hocharabisch angeboten, doch das spreche nur ein sehr geringer Anteil der syrischen Bevölkerung, sagt er. Während der theoretischen und praktischen Unterrichtsstunden spreche er mit ihnen auf Englisch. Auch die Filme und Gruppenarbeiten überwinden laut Meyer die eine oder andere Sprachbarriere. „Ich gebe mir immer viel Mühe, alles so verständlich wie möglich zu erklären.“Auch Thomas Egelhofer versucht immer, den Unterricht für seine syrischen Schüler möglichst eingenen fach zu gestalten. Die Verständigung funktioniere relativ gut, bestätigt er. Sollte es doch einmal zu sprachlichen Problemen kommen, so könne er die Lücken mit Gestik und grafischen Mitteln füllen, sagt der Wertinger. Bei der theoretischen Führerscheinprüfung sei die Sprache bei seinen ausländischen Schülern nicht das Problem. Doch in der Praxis komme es häufig vor, dass sie die Anweisungen des Prüfers nicht verstehen würden, so Egelhofer. Seiner Meinung nach wäre es sinnvoll, wenn sie die Theorie-Prüfung auch schon auf Deutsch absolvieren, da sie so schon die Fachtermini kennen und sich somit in der Praxis leichter tun würden.
Egelhofer denkt außerdem, dass vor allem die Nervosität der Prüflinge die größte Hürde bei der praktischen Führerscheinprüfung darstellt. Auch Uli Englet sieht das so. Deshalb komme es bei der Praxis hauptsächlich auf einen guten Fahrlehrer an, findet er. Dieser solle seiner Meinung nach vor allem freundlich, ruhig und natürlich kompetent sein. Aber auch Pünktlichkeit und eine gewisse Gelassenheit machen einen guten Fahrlehrer aus. „Den Fahrschüler während einer Übungsstunde anschreien ist ein absolutes No-Go“, so der 54-jährige. Dem stimmt auch Bernd Meyer zu. Seine Aufgabe sei es, dem Prüfling die Nervosität zu nehmen und ihm nicht noch mehr Druck zu machen. Er selbst kann sich noch sehr gut an seine eigene Führerscheinprüfung erinnern und weiß, wie aufgeregt er damals war. Deshalb versuche er immer, seinen Schülern Mut zu machen. „Pädagogik und Psychologie spielen eine viel größere Rolle bei der Fahrlehrerausbildung, als die meisten denken.“
Um die praktische Führerscheinprüfung bestehen zu können, müsse man neben einem guten Ausbilder auch viel Übung im Autofahren haben, sagt Meyer. Doch wie ausgeprägt diese ist, hängt oft davon ab, wie viel man für seinen Führerschein ausgeben will. Denn jeder Schüler muss zwar alle Pflichtfahrten absolvieren, doch wie viele zusätzliche Übungsstunden hinzukommen, kann jeder selbst entscheiden. „Manche haben dann weniger Übung, da sie etwas Geld sparen wollen“, sagt der Fahrlehrer aus Höchstädt. Thomas Egelhofer ist auch der Meinung, dass oft zu wenig Übungsstunden wahrgenommen wurden. Grund dafür sei der Druck von Seiten der Eltern und Freunde. „Keiner gibt gerne zu, dass er mehr Fahrstunden gebraucht hat, um sicher Autofahren zu können.“Doch laut Egelhofer ist es der falsche Weg, sich mit anderen zu vergleichen. Jeder solle sich so viel Zeit lassen, wie er benötige, um ein sicherer Autofahrer zu werden.