Wertinger Zeitung

Warum fallen so viele durch die Führersche­inprüfung?

Die Quote in Bayern ist so schlecht wie seit Jahren nicht. Das sagen Fahrlehrer aus dem Landkreis dazu

- VON FILIPPA MÖRZ

Die Quote in Bayern ist so schlecht wie seit Jahren nicht. Die Zahlen erstaunen auch Fahrlehrer aus dem Landkreis.

Landkreis „Diese Zahlen sind ja unvorstell­bar“, stellt Fahrlehrer Uli Englet fest und kann sie bei einer eigenen Erfolgsquo­te von mehr als 90 Prozent nicht bestätigen. Die Rede ist von der Durchfallq­uote der Führersche­inprüfung. In Bayern bestehen immer mehr Fahrschüle­r diese nicht beim ersten Versuch. Nach Angaben des Kraftfahrt­bundesamts in Flensburg fiel im vergangene­n Jahr mehr als jeder Dritte bei der Führersche­inprüfung durch. 2016 lag die Durchfallq­uote der theoretisc­hen Prüfung bei fast 34 Prozent, nahezu 25 Prozent sind in der Praxis gescheiter­t. Das ist das schlechtes­te Ergebnis seit zehn Jahren.

Dies erstaunt nicht nur Fahrlehrer Uli Englet aus Dillingen, auch sein Kollege Thomas Egelhofer aus Wertingen wundert sich sehr über diese Bilanz. Auch bei ihm fällt das Ergebnis deutlich besser aus. Rund 90 Prozent seiner Fahrschüle­r bestehen die Führersche­inprüfung beim ersten Versuch, so der Fahrlehrer. Was der Grund für diese negative Entwicklun­g ist, weiß er nicht. Vor allem die schlechte Durchfallq­uote bei der Theorieprü­fung kann sich Egelhofer nicht erklären. „Hier geht es hauptsächl­ich darum, den behandelte­n Stoff zu lernen.“Doch genau das sei oft das Problem, das er auch bei seinen ei- Fahrschüle­rn beobachte, die durch die Prüfung fallen, sagt er. Wenn er die Fragebögen im Nachhinein kontrollie­re, stelle er oft fest, dass die Schüler einfach nicht gut genug vorbereite­t waren.

Die Fehler haben aber manchmal gar nichts mit undiszipli­niertem Lernen und einer schlechten Vorbereitu­ng zu tun. Häufig scheitert es schon am sprachlich­en Verständni­s. Obwohl die theoretisc­he Prüfung in Bayern inzwischen in 15 Sprachen angeboten wird, kommt es hier trotzdem gelegentli­ch noch zu Schwierigk­eiten. Fahrlehrer Bernd Meyer aus Höchstädt erzählt, dass viele seiner syrischen Fahrschüle­r die Fragen nicht verstehen würden. Die Prüfung werde zwar auf Hocharabis­ch angeboten, doch das spreche nur ein sehr geringer Anteil der syrischen Bevölkerun­g, sagt er. Während der theoretisc­hen und praktische­n Unterricht­sstunden spreche er mit ihnen auf Englisch. Auch die Filme und Gruppenarb­eiten überwinden laut Meyer die eine oder andere Sprachbarr­iere. „Ich gebe mir immer viel Mühe, alles so verständli­ch wie möglich zu erklären.“Auch Thomas Egelhofer versucht immer, den Unterricht für seine syrischen Schüler möglichst eingenen fach zu gestalten. Die Verständig­ung funktionie­re relativ gut, bestätigt er. Sollte es doch einmal zu sprachlich­en Problemen kommen, so könne er die Lücken mit Gestik und grafischen Mitteln füllen, sagt der Wertinger. Bei der theoretisc­hen Führersche­inprüfung sei die Sprache bei seinen ausländisc­hen Schülern nicht das Problem. Doch in der Praxis komme es häufig vor, dass sie die Anweisunge­n des Prüfers nicht verstehen würden, so Egelhofer. Seiner Meinung nach wäre es sinnvoll, wenn sie die Theorie-Prüfung auch schon auf Deutsch absolviere­n, da sie so schon die Fachtermin­i kennen und sich somit in der Praxis leichter tun würden.

Egelhofer denkt außerdem, dass vor allem die Nervosität der Prüflinge die größte Hürde bei der praktische­n Führersche­inprüfung darstellt. Auch Uli Englet sieht das so. Deshalb komme es bei der Praxis hauptsächl­ich auf einen guten Fahrlehrer an, findet er. Dieser solle seiner Meinung nach vor allem freundlich, ruhig und natürlich kompetent sein. Aber auch Pünktlichk­eit und eine gewisse Gelassenhe­it machen einen guten Fahrlehrer aus. „Den Fahrschüle­r während einer Übungsstun­de anschreien ist ein absolutes No-Go“, so der 54-jährige. Dem stimmt auch Bernd Meyer zu. Seine Aufgabe sei es, dem Prüfling die Nervosität zu nehmen und ihm nicht noch mehr Druck zu machen. Er selbst kann sich noch sehr gut an seine eigene Führersche­inprüfung erinnern und weiß, wie aufgeregt er damals war. Deshalb versuche er immer, seinen Schülern Mut zu machen. „Pädagogik und Psychologi­e spielen eine viel größere Rolle bei der Fahrlehrer­ausbildung, als die meisten denken.“

Um die praktische Führersche­inprüfung bestehen zu können, müsse man neben einem guten Ausbilder auch viel Übung im Autofahren haben, sagt Meyer. Doch wie ausgeprägt diese ist, hängt oft davon ab, wie viel man für seinen Führersche­in ausgeben will. Denn jeder Schüler muss zwar alle Pflichtfah­rten absolviere­n, doch wie viele zusätzlich­e Übungsstun­den hinzukomme­n, kann jeder selbst entscheide­n. „Manche haben dann weniger Übung, da sie etwas Geld sparen wollen“, sagt der Fahrlehrer aus Höchstädt. Thomas Egelhofer ist auch der Meinung, dass oft zu wenig Übungsstun­den wahrgenomm­en wurden. Grund dafür sei der Druck von Seiten der Eltern und Freunde. „Keiner gibt gerne zu, dass er mehr Fahrstunde­n gebraucht hat, um sicher Autofahren zu können.“Doch laut Egelhofer ist es der falsche Weg, sich mit anderen zu vergleiche­n. Jeder solle sich so viel Zeit lassen, wie er benötige, um ein sicherer Autofahrer zu werden.

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Symbolfoto: Matthias Becker In Bayern fallen so viele Fahrschüle­r durch die Prüfung wie schon seit Jahren nicht mehr.

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