Wie viel Zeit hat Bosz noch?
Nach dem 1:2 gegen Tottenham steht der Dortmunder Trainer unter Druck. Zum wohl entscheidenden Spiel um seinen Job wird ausgerechnet das Spiel gegen Schalke
Dortmund Ein ratloser Trainer, ein hilfloses Team – Borussia Dortmund bot erneut ein Bild des Jammers. Unbequeme Fragen nach seiner Zukunft blieben Peter Bosz auch an seinem 54. Geburtstag deshalb nicht erspart. Gewohnt stoisch, aber ungewohnt offen kommentierte der Niederländer nach dem 1:2 gegen Tottenham Hotspur die vertrackte Ausgangslage. Schließlich könnte das Revierderby am Samstag zu einem Endspiel um seinen Arbeitsplatz werden. „Ich weiß, es ist wichtig, dass wir gegen Schalke gewinnen – auch für meine Position. Wenn man bei einem großen Verein wie Dortmund Trainer ist und so lange nicht gewinnt, ist Druck da.“
Beim Versuch, die Talfahrt der mit zuletzt nur einem Sieg in acht Spielen plausibel zu erklären, wirkte Bosz ähnlich hilflos wie seine Spieler zuvor auf dem Rasen. Selbst die Führung von Pierre-Emerick Aubameyang (31.), der seine Torflaute nach 507 Minuten beendete, verschaffte keine Sicherheit.
Der Anregung, mithilfe eines Mentaltrainers die Verunsicherung zu vertreiben, konnte Bosz nur wenig abgewinnen: „Das Derby ist das Beste, was uns passieren kann. Alle Spieler wissen, wie wichtig das ist– vor allem für unsere Fans. Ich glaube, dass der Trainer keinen Psychologen braucht, sondern nur das Spiel.“
Wie der Coach hofft auch Marcel Schmelzer auf ein befreiendes Erfolgserlebnis, damit das binnen weniger Wochen verschüttgegangene Potenzial der Mannschaft wieder freigelegt wird. Zweifel an der Arbeit des Trainers lässt der Kapitän ungeachtet der negativen Schlagzei- nicht zu: „Die Mannschaft steht hinter ihm. Wir haben nicht ein großes, sondern viele kleine Probleme.“Zweifel, dass eine Trendwende ausgerechnet gegen den wiedererstarkten FC Schalke gelingt, sind angebracht.
Dilettantische Abwehrfehler brachte die passabel in die Partie gestartete Borussia auch gegen Totten- ham um den erhofften Sieg. Harry Kane (49.) und der ehemalige Bundesliga-Profi Heung-Min Son (76.) nutzten diese Schwäche eiskalt aus. Aus dem einstmals stolzen Champions-League-Team, das bei seinen letzten vier Teilnahmen stets die K.o.-Runde erreichte, ist ein europäisches Leichtgewicht geworden.
Dennoch könnte der BVB die erslen te Mannschaft der Königsklasse sein, die sich mit mickrigen zwei Zählern noch für die Europa League qualifiziert. Sowohl beim direkten Vergleich als auch bei der Punktausbeute liegt der BVB vor dem letzten Spieltag bei Real Madrid gleichauf mit APOEL Nikosia. Nur das derzeit deutlich bessere Torverhältnis spricht für den BVB. (dpa)