Fahrgäste müssen auf ihr Geld warten
Die Deutsche Bahn kommt derzeit kaum mit der Bearbeitung der Anträge nach
Augsburg Bahnreisende brauchen in diesen Tagen Geduld: Sie müssen teils mehrere Wochen lang warten, bis sie eine finanzielle Entschädigung für Zugausfälle und Verspätungen erhalten. Wie die Deutsche Bahn mitteilt, reichen derzeit ungewöhnlich viele Passagiere entsprechende Anträge ein – die Mitarbeiter könnten daher nicht alle zeitnah bearbeiten.
Betroffene Passagiere erhalten ein Schreiben, in dem sie darüber informiert werden, dass sich Zahlungen verzögern können. Nicole Bahrmann, Leiterin des Servicecenters Fahrgastrechte, nennt darin die Gründe, weswegen sich in den vergangenen Wochen vermehrt Züge verspäteten oder gar nicht erst fuhren. Zum einen sind noch immer Strecken der Rheintalbahn gesperrt, nachdem sich bei Rastatt Gleise während Tunnelarbeiten abgesenkt hatten. Da es sich um eine wichtige Nord-Süd-Bahntrasse handelt, betreffen die Bauarbeiten nicht nur den Zugverkehr im Rheintal, sondern auch in anderen Regionen Deutschlands, auch in Schwaben. Reisende, Pendler und Transportfirmen klagen über Behinderungen und Kosten in Millionenhöhe. Wie die Bahn mitteilte, soll die Verbindung ab 2. Oktober wieder befahrbar sein. Zum anderen haben Unwetter den Zugverkehr behindert, etwa wenn Äste auf Gleise stürzten. Hinzu kam laut einer Sprecherin der Deutschen Bahn, dass Strecken aufgrund von Vandalismus gesperrt werden mussten, etwa während des G20-Gipfels in Hamburg.
Momentan dauere die Bearbeitung der Entschädigungsanträge im Schnitt 20 Tage. „Damit wird die gesetzlich vorgeschriebene Bearbeitungszeit – innerhalb eines Kalendermonats – bei der überwiegenden Mehrheit aller Fälle eingehalten“, sagt die Bahn-Sprecherin. Um Verzögerungen zu vermeiden, will der Konzern in den nächsten Tagen zusätzliche Mitarbeiter einsetzen.
Wie viele Entschädigungsanträge noch offen sind, darüber konnte die Sprecherin keine Auskünfte geben. Bis Ende August 2017 hätten die Mitarbeiter rund 860 000 Formulare bearbeitet, im gesamten Jahr 2016 seien es insgesamt rund 1,3 Millionen gewesen.
Karl-Peter Naumann vom Fahrgastverband Pro Bahn sagt zur momentanen Situation: „Es ist bedauerlich, aber wir haben Verständnis, wenn es vorübergehend länger dauert. In der Regel funktioniert die Entschädigung ja gut.“Der Vorfall in Rastatt etwa sei nicht vorhersehbar gewesen und die Prüfung der Anträge beanspruche eben eine gewisse Zeit. „Zu lange sollte sich die Arbeit aber nicht anstauen.“
Die Fahrgastrechte sind per EUVerordnung geregelt. Verspäten sich Züge um gewisse Zeit, bekommen die Passagiere auf Antrag einen Teil der Ticketkosten zurück. Wie hoch die Summe ist, hängt davon ab, um wie viel später der Passagier am Zielbahnhof ankommt. Bahnen müssen bei einer Verspätung ab einer Stunde ein Viertel des Fahrpreises erstatten, ab zwei Stunden mindestens die Hälfte. Bei Reiserücktritt oder -abbruch sowie Zeitfahrkarten gelten eigene Regeln.