Eine Kielerin für Vorpommern – neue Pröpstin gewählt
Im vergangenen Herbst war sie noch überraschend gescheitert. Jetzt ist Kathrin Kühl aus Kiel zur neuen Demminer Pröpstin gewählt worden – und zwar mit deutlicher Mehrheit.
VORPOMMERN – Am Ende war es eine ziemlich klare Angelegenheit. Die Frühjahrssynode des Pommerschen Evangelischen Kirchenkreises (PEK) hat am Wochenende in Züssow die 51jährige Oberkirchenrätin Kathrin Kühl aus Kiel mit 42 JaStimmen von 51 abgegebenen und gültigen Stimmen zur neuen Verwaltungschefin der Propstei Demmin gewählt. Zur erfolgreichen Wahl wären mindestens 28 Ja-Stimmen nötig gewesen, also die Mehrheit der derzeit gesetzlichen Anzahl von 55 Synodalen.
Die Propstei umfasst das sogenannte Demminer Land bis hin an den Kummerower See und nach Groß Teetzleben im Süden einschließlich Altentreptow, ebenso die Amtsbereiche Jarmen-Tutow und Peenetal/Loitz. Ihre Zuständigkeit reicht über Gützkow und Dersekow bis hinein nach Greifswald, wo sich seit 2022 der offizielle Verwaltungssitz befindet. Im Osten stellt der Peenestrom die Grenze dar, die Städte Wolgast und Lassan sowie sämtliche Dörfer nördlich der Peene bei Anklam gehören auch dazu.
Kathrin Kühl tritt damit zum 1. August die Nachfolge von Gerd Panknin an, der dieses Amt bei der Gründung der Nordkirche 2012 übernommen und zuvor vier Jahre als Pastor in Demmin gewirkt hatte. Zwar wurde der Vorpommer bereits am Sonntag bei einem Festgottesdienst in Demmins St.-Bartholomaei-Kirche, der offiziellen Predigtstätte der Propstei,
feierlich verabschiedet. Doch angesichts der jüngsten Entwicklungen willigte er ein, noch zwei Monate länger als ursprünglich geplant auf dem Posten zu bleiben, um einen möglichst nahtlosen Übergang zu ermöglichen.
Schließlich war Kathrin Kühl, seine Nachfolgerin aus Schleswig-Holstein, bei ihrem ersten Versuch im Herbst überraschend gescheitert. Ihr fehlten bei den zwei Wahlgängen in der damaligen Synode eine beziehungsweise zwei Stimmen für das erforderliche Quorum, mancher Beteiligte zeigte sich hinterher regelrecht erschüttert.
„In vielen Gesprächen und aus der Berichterstattung nach der Novembersynode konnte ich den Eindruck gewinnen und vertraue darauf, dass nicht in erster Linie Zweifel an meiner Person oder meinen Kompetenzen Grund für die Nichtwahl waren, sondern auch andere
Faktoren eine Rolle spielten“, erklärte die 51-Jährige am Wochenende vor ihrem neuerlichen Anlauf. Und kündigte an, die zahlreichen Herausforderungen für die Kirche auch in Vorpommern angehen zu wollen. Das reicht vom Mitgliederschwund über den Finanzrückgang und Personalmangel bis hin zum Vertrauens- und Relevanzverlust, mit dem die Institution zu kämpfen hat.
Vor der Abstimmung hatte Bischof Tilman Jeremias, der den Pröpstewahl-Ausschuss leitete, noch einmal die Werbetrommel für Kathrin Kühl geschlagen und klargemacht, wie schwer es sei, jemand für dieses Kirchenamt in Vorpommerns Provinz zu finden. Es sei wie schon im Vorjahr wieder intensiv für eine Nachfolge von Gerd Panknin gesucht worden. Am Ende lief es erneut auf eine einzige Person hinaus – mit dem gleichen Ausgang wie damals. „Der Ausschuss ist überzeugt davon, dass Kathrin Kühl aufgrund ihrer persönlichen und fachlichen Kompetenzen eine geeignete Kandidatin ist“, sagte Tilman Jeremias. Schließlich besitze die Pastorin eine lange Erfahrung und sei mit dem ländlich geprägten pommerschen Kirchenkreis, mit Verwaltungsfragen und Kirchenrecht gleichermaßen bestens vertraut. „Ich bin daher von Herzen dankbar, dass sich Kathrin Kühl noch einmal zur Wahl stellt“, so der Bischof.
Offenbar sahen das auch die weitaus meisten Mitglieder der III. PEK-Synode so, deren Legislatur 2024 begonnen hat. Denn obwohl vier von ihnen in Züssow fehlten, wurde der Wahlgang alles andere als eine neuerliche Zitterpartie. Präses Klemens Grube aus Loitz gehörte zu den ersten Gratulanten der künftigen Demminer Pröpstin, deren Amtszeit zehn Jahre beträgt.