Öffentlicher Bücherschrank ist ein Volltreffer
Platz reicht fast nicht mehr aus für die vielen Bücher, die Trossinger einstellen
- In Trossingen gibt es offenbar auch in digitalen Zeiten weiterhin zahlreiche Buchliebhaber. Der immer noch neue öffentliche Bücherschrank am Rathaus jedenfalls wird offenbar gut angenommen - so gut, dass inzwischen zusätzliche Lagerkapazitäten benötigt werden. Teilweise in Dreierreihen stehen vor allem von Bürgern eingestellte Bücher in dem Schrank.
„Ich bin erstaunt, dass der Bücherschrank so gut angenommen wird.“Ruth Fritsch, frühere Leiterin des 2022 geschlossenen Büchermarkts an der Löhrstraße, kümmert sich ehrenamtlich um die öffentliche Fundquelle literarischer Werke. Das Prinzip: Jeder kann kostenlos Bücher mitnehmen und selbst eigene, gut erhaltene einstellen, wenn Platz ist.
„Wenn die Fächer voll bestückt sind, sollten die Leute mit dem Einstellen von Büchern lieber warten, bis andere entnommen wurden“, sagt Ruth Fritsch. „Wenn es zu viele Bücher sind, ist es auch nicht gut.“Immer wieder würden auch Bücher eingestellt, die so zerfleddert seien, dass sie diese entsorgen müsse.
„Wir benötigen dringend einen Lagerplatz für zwei bis drei Kartons, um einen Austausch der Bücher zu gewährleisten“, hofft Ruth Fritsch auf Trossinger, die einen solchen zur Verfügung stellen können – sie ist unter Telefon 07425-5270 zu erreichen. „Das würde es ja auch interessanter machen.“
Die Bandbreite der Bücher ist groß: Sie reicht von Romanen und Thrillern über Kochbücher und Reiseführer bis zu Büchern für Kinder und Jugendliche. Zwei bis drei Mal die Woche schaut Ruth Fritsch „nach dem Rechten“: Sie prüft den Zustand, sortiert die Neuankömmlinge ein - Romane und Krimis nach oben, in die Mitte Lesenswertes für die junge Generation, Sachbücher wie Lernhilfen oder Bastelbücher in die unteren Fächer des 80 Jahre alten, gut erhaltenen Schranks, der zuvor im Speicher der Stadtverwaltung gestanden hatte.
Für seinen neuen Standort in der Nähe des Bürgerbüros hatte
die Stadt eigens eine kleine Überdachung geschaffen als Regenschutz. Damit der etwas abseits stehende Schrank ins Auge fällt, wurde als Hingucker ein großer, bläulicher Schriftzug „Bücher“als Graffiti geschaffen.
Den Grundbestand hatten vor ein paar Monaten Verwaltung und Stadtbücherei geschaffen. Doch inzwischen stellt die Bücherei nur noch einige Exemplare - der bei weitem größte Teil stammt von Trossingern. Das System funktioniert also offenbar. „Der Austausch des Erstbestandes ist fast vollständig vollzogen“, freut sich Ruth
Fritsch. „Der öffentliche Bücherschrank wurde von der Bevölkerung gut angenommen.“
Sie ist zudem erleichtert, dass der Bücherschrank kein Opfer von Vandalismus geworden ist wohl wegen des Standorts zwischen Stadtverwaltung und Musikhochschule mit viel Publikumsverkehr. Der jedoch sei ein Provisorium – zumal ja der Rathausanbau mittelfristig abgerissen werden soll. Langfristiger Plan sei ein Stellplatz zwischen Rathaus und Kesselhaus.
Auf den alten Bestand des aufgelösten Büchermarkts hat Ruth Fritsch nicht zurückgreifen müssen zwecks Befüllung des Bücherschranks:
„Den Rest der Bücher und Schallplatten hatten wir in eine Einrichtung für Menschen mit Behinderung auf der Alb gebracht“, berichtet sie.
Sie hofft auf Unterstützung bei der Betreuung des Schranks – Interessierte könnten sich telefonisch bei ihr melden, 5270, oder bei Sabine Felker in der Stadtverwaltung, Telefon 07425/25104, Mail sabine.felker-henn@trossingen.de.
„Als wir den Büchermarkt geschlossen haben, haben wir so viele Anfragen bekommen, wo die Leute nun ihre Bücher hin tun könnten“, blickt Ruth Fritsch zurück. Mit dem öffentlichen Bücherschrank ist nun eine neue Anlaufstelle geschaffen.
Die hat offensichtlich schon eine Reihe an „Stammkunden“: „Die Leute finden das Angebot gut – einige holen sich in der Woche
ein oder zwei Bücher und stellen dafür andere rein“, berichtet Ruth Fritsch. Auch junge Leute hätten dadurch die Möglichkeit, ihre Nase in ein Buch zu stecken.
Die Trossingerin hält Einrichtungen wie diese für „wichtig, weil einige Menschen nicht genug Geld haben, um sich Bücher zu kaufen“. Sie sieht derweil weitere Ansatzpunkte für eine künftige Nutzung des Schrankinhalts: „Im Frühjahr und Sommer könnten sich Menschen Bücher aus dem Schrank nehmen und auf den Bänken rund um das Rathaus wie in der Hans-Neipp-Anlage lesen“.
Als eine weitere Zielgruppe sieht sie Bewohner des nahen Seniorenheims: „Besucher könnten Bücher aus dem Schrank mitnehmen und den alten Leuten daraus vorlesen.“
„Einige holen sich in der Woche ein oder zwei Bücher und stellen dafür andere rein.“Ruth Fritsch