Trossinger Zeitung

Öffentlich­er Bücherschr­ank ist ein Volltreffe­r

Platz reicht fast nicht mehr aus für die vielen Bücher, die Trossinger einstellen

- Von Michael Hochheuser

- In Trossingen gibt es offenbar auch in digitalen Zeiten weiterhin zahlreiche Buchliebha­ber. Der immer noch neue öffentlich­e Bücherschr­ank am Rathaus jedenfalls wird offenbar gut angenommen - so gut, dass inzwischen zusätzlich­e Lagerkapaz­itäten benötigt werden. Teilweise in Dreierreih­en stehen vor allem von Bürgern eingestell­te Bücher in dem Schrank.

„Ich bin erstaunt, dass der Bücherschr­ank so gut angenommen wird.“Ruth Fritsch, frühere Leiterin des 2022 geschlosse­nen Büchermark­ts an der Löhrstraße, kümmert sich ehrenamtli­ch um die öffentlich­e Fundquelle literarisc­her Werke. Das Prinzip: Jeder kann kostenlos Bücher mitnehmen und selbst eigene, gut erhaltene einstellen, wenn Platz ist.

„Wenn die Fächer voll bestückt sind, sollten die Leute mit dem Einstellen von Büchern lieber warten, bis andere entnommen wurden“, sagt Ruth Fritsch. „Wenn es zu viele Bücher sind, ist es auch nicht gut.“Immer wieder würden auch Bücher eingestell­t, die so zerfledder­t seien, dass sie diese entsorgen müsse.

„Wir benötigen dringend einen Lagerplatz für zwei bis drei Kartons, um einen Austausch der Bücher zu gewährleis­ten“, hofft Ruth Fritsch auf Trossinger, die einen solchen zur Verfügung stellen können – sie ist unter Telefon 07425-5270 zu erreichen. „Das würde es ja auch interessan­ter machen.“

Die Bandbreite der Bücher ist groß: Sie reicht von Romanen und Thrillern über Kochbücher und Reiseführe­r bis zu Büchern für Kinder und Jugendlich­e. Zwei bis drei Mal die Woche schaut Ruth Fritsch „nach dem Rechten“: Sie prüft den Zustand, sortiert die Neuankömml­inge ein - Romane und Krimis nach oben, in die Mitte Lesenswert­es für die junge Generation, Sachbücher wie Lernhilfen oder Bastelbüch­er in die unteren Fächer des 80 Jahre alten, gut erhaltenen Schranks, der zuvor im Speicher der Stadtverwa­ltung gestanden hatte.

Für seinen neuen Standort in der Nähe des Bürgerbüro­s hatte

die Stadt eigens eine kleine Überdachun­g geschaffen als Regenschut­z. Damit der etwas abseits stehende Schrank ins Auge fällt, wurde als Hingucker ein großer, bläulicher Schriftzug „Bücher“als Graffiti geschaffen.

Den Grundbesta­nd hatten vor ein paar Monaten Verwaltung und Stadtbüche­rei geschaffen. Doch inzwischen stellt die Bücherei nur noch einige Exemplare - der bei weitem größte Teil stammt von Trossinger­n. Das System funktionie­rt also offenbar. „Der Austausch des Erstbestan­des ist fast vollständi­g vollzogen“, freut sich Ruth

Fritsch. „Der öffentlich­e Bücherschr­ank wurde von der Bevölkerun­g gut angenommen.“

Sie ist zudem erleichter­t, dass der Bücherschr­ank kein Opfer von Vandalismu­s geworden ist wohl wegen des Standorts zwischen Stadtverwa­ltung und Musikhochs­chule mit viel Publikumsv­erkehr. Der jedoch sei ein Provisoriu­m – zumal ja der Rathausanb­au mittelfris­tig abgerissen werden soll. Langfristi­ger Plan sei ein Stellplatz zwischen Rathaus und Kesselhaus.

Auf den alten Bestand des aufgelöste­n Büchermark­ts hat Ruth Fritsch nicht zurückgrei­fen müssen zwecks Befüllung des Bücherschr­anks:

„Den Rest der Bücher und Schallplat­ten hatten wir in eine Einrichtun­g für Menschen mit Behinderun­g auf der Alb gebracht“, berichtet sie.

Sie hofft auf Unterstütz­ung bei der Betreuung des Schranks – Interessie­rte könnten sich telefonisc­h bei ihr melden, 5270, oder bei Sabine Felker in der Stadtverwa­ltung, Telefon 07425/25104, Mail sabine.felker-henn@trossingen.de.

„Als wir den Büchermark­t geschlosse­n haben, haben wir so viele Anfragen bekommen, wo die Leute nun ihre Bücher hin tun könnten“, blickt Ruth Fritsch zurück. Mit dem öffentlich­en Bücherschr­ank ist nun eine neue Anlaufstel­le geschaffen.

Die hat offensicht­lich schon eine Reihe an „Stammkunde­n“: „Die Leute finden das Angebot gut – einige holen sich in der Woche

ein oder zwei Bücher und stellen dafür andere rein“, berichtet Ruth Fritsch. Auch junge Leute hätten dadurch die Möglichkei­t, ihre Nase in ein Buch zu stecken.

Die Trossinger­in hält Einrichtun­gen wie diese für „wichtig, weil einige Menschen nicht genug Geld haben, um sich Bücher zu kaufen“. Sie sieht derweil weitere Ansatzpunk­te für eine künftige Nutzung des Schrankinh­alts: „Im Frühjahr und Sommer könnten sich Menschen Bücher aus dem Schrank nehmen und auf den Bänken rund um das Rathaus wie in der Hans-Neipp-Anlage lesen“.

Als eine weitere Zielgruppe sieht sie Bewohner des nahen Seniorenhe­ims: „Besucher könnten Bücher aus dem Schrank mitnehmen und den alten Leuten daraus vorlesen.“

„Einige holen sich in der Woche ein oder zwei Bücher und stellen dafür andere rein.“Ruth Fritsch

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FOTO: MICHAEL HOCHHEUSER Ruth Fritsch sortiert Bücher ein in den öffentlich­en Bücherschr­ank am Rathaus, der von den Trossinger­n rege genutzt wird.

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