Lewandowski kann kommen
Beeindruckendes Auftaktspiel in der Königsklasse war beim FC Bayern schnell abgehakt
MAILAND (SID/dpa) - Als der FC Bayern um den überragenden Matchwinner Leroy Sané am Donnerstagmittag den Rückflug aus Mailand antrat, blickte der Rekordmeister schon voller Vorfreude, aber auch mit viel Zuversicht auf das brisante Wiedersehen mit seinem Ex-Torjäger Robert Lewandowski. „Wir freuen uns jetzt auf Barça und Robert. Wir kennen Robert gut und wissen um seine Fähigkeiten. Aber auch er weiß, dass es nicht einfach gegen uns ist“, betonte Kapitän Manuel Neuer.
Auch Thomas Müller sieht die Münchner nach dem weitgehend souveränen 2:0 (1:0) bei Inter Mailand zum Start in die Königsklassensaison für das mit Spannung erwartete Duell am Dienstag (21 Uhr/Prime Video) gewappnet: „Gerade nach dem Start ist das ein Gipfeltreffen in der Gruppe. Wir fühlen uns gut und haben den Härtetest bestanden.“In der Tat!
Vor allem Sané weckte bei den Münchner Rekord- und Titeljägern beim 19. Auftakterfolg in der Champions League in Serie große Hoffnungen. „Er ist ein Schlüsselspieler, einer für die besonderen Momente“, lobte Neuer den „Unterschiedsspieler“, der das erste Tor nach einem Kabinettstückchen selbst erzielt (25.) und das Eigentor von Danilo D'Ambrosio (66.) erzwungen hatte.
Es war Balsam für Sané, der in den vergangenen Monaten immer wieder massiv in der Kritik gestanden hatte. Doch der 26-Jährige wollte seine Glanzleistung vor den Augen von Bundestrainer Hansi Flick im legendären San Siro nicht überbewerten. „Ich will einfach nur ein gutes Spiel abliefern, ein gutes Gefühl haben und froh vom Platz gehen“, sagte der Mann, der so unglaublich viel als Fußballer kann, aber dieses Können immer nur gut dosiert statt in Dauerschleife abruft.
Gegen Inter klappte das eindrucksvoll. „Es hat Spaß gemacht, ihm zuzuschauen“, unterstrich Sportvorstand Hasan Salihamidzic, forderte seinen launischen Star aber erneut zu mehr Konstanz auf: „Wenn er Lust hat, kann er einer der Besten in Europa sein. Er soll so weitermachen.“„Leroy hatte zwei super Aktionen, die zu Toren geführt haben“, lobte Trainer Julian Nagelsmann. Sanés „größte Qualität“sei es, „das Spiel zu beschleunigen, wenn der Gegner raustritt, dann kurz antreten“. Sané habe „sehr gute Aktionen“gezeigt, ergänzte Müller, „das brauchen wir von ihm“. Und zwar möglichst immer.
Im zweiten Gruppenspiel gegen Barça dürfte aber auch der BayernAbwehr der erste echte Stresstest bevorstehen. Neuer gab sich trotz eines blendend aufgelegten Lewandowski, der gegen Pilsen (5:1) dreifach traf, gelassen. „Die Defensive sieht gut aus“, sagte er zum Auftritt der Viererkette um Matthijs de Ligt und Lucas Hernandez gegen die allerdings ziemlich harmlosen Nerazzurri.
Da dürfte es gegen „Lewangoalski“deutlich schwerer werden. Doch Vorstandschef Oliver Kahn erinnerte vehement daran, dass der FC Bayern nach zwei mageren Unentschieden in der Liga gegen Gladbach und Union Berlin zunächst den Alltag meistern müsse und forderte „vollen Fokus“auf das Spiel am Samstag (15.30 Uhr/Sky) gegen den VfB Stuttgart. „Wir brauchen erst einmal zwingend drei Punkte“, betonte auch Neuer, nachdem die Bayern derzeit nur auf dem ungewohnten dritten Platz stehen. Erst dann, fügte der Keeper an, fokussiere man sich auf Lewandowski.
Thema ist der frühere Torgarant aber schon längst. Barça sei „sehr stark gestartet, sie machen viele Tore, es wird ein schweres Spiel“, sagte Trainer Julian Nagelsmann. In der Gegner-Analyse werde er aber
„nicht so viel“über Lewandowski reden, „die Jungs kennen ihn und er spielt sehr ähnlich in Barcelona“. Grundsätzlich habe er ihn „aber nicht gerne als Gegner“.
Das dürfte Barça auch von den Bayern denken, die zum 29. Mal nacheinander seit 2017 in der Gruppenphase unbesiegt blieben. Inter kapitulierte bereits. „Wir haben gegen die wahrscheinlich beste Mannschaft Europas gespielt“, sagte Trainer Simone Inzaghi konsterniert: „Den FC Bayern kann man nur sehr schwer ärgern.“Das dürften sie auch in Barcelona vernommen haben. Leon Goretzka übermittelte entsprechend kurz nach Mitternacht einen flotten Spruch nach Katalonien: „Robert Lewandowski ist ein Weltklassestürmer, gar keine Frage. Wir freuen uns auch alle, ihn wiederzusehen. Aber das mit den Toren kann er sich in dem Spiel sparen.“