E-Autos erobern langsam die Region
E-Tanksäulen werden auch in kleineren Gemeinden häufiger genutzt
SÜDLICHER LANDKREIS - Seit die Zahl der E-Autos und Hybrid-Fahrzeuge auch im Landkreis Tuttlingen zugenommen hat, musste auch die notwendige Infrastruktur für die EMobilität ausgebaut werden. Die meisten E-Tankstellen werden von Netze BW betrieben. Wir haben uns im südlichen Landkreis umgesehen, wie die E-Ladesäulen genutzt und angenommen werden und die Gemeindeverwaltungen um Daten und Erfahrungswerte gebeten.
Als der US-Autobauer Tesla vor Jahren seine E-Modelle auf den Markt brachte, freuten sich Besserverdiener über ein trendiges Zweitauto, das auch als grünangehauchtes Statussymbol taugte. Von den arrivierten deutschen Autobauern anfangs noch belächelt, mehrten sich auch in Deutschland die Sichtungen von E-Autos der Marke Tesla. Zu Beginn des Jahres 2021 ist aus der einstigen Nische ein Trend in Richtung Mainstream geworden. Die Energiewende und der Druck auf den Verbrennungsmotor haben die Zahl der Zulassungen von E-Autos anschnellen lassen.
Elektrofahrzeuge werden im Landkreis Tuttlingen immer beliebter. Ende September 2020 waren 1531 Fahrzeuge zugelassen, die allein oder aber teilweise elektrisch angetrieben werden – sogenannte Hybridfahrzeuge. Im Vergleich zum Vorjahr bedeutet dies eine Steigerung von 59 Prozent (1232 E-Fahrzeuge). Insgesamt sind im Landkreis Tuttlingen derzeit rund 132 000 Fahrzeuge zugelassen.
Buchheim
In der kleinen Gemeinde Buchheim hoch über der Donau sind die Ladevorgänge der E-Ladestation im Jahr 2020 noch überschaubar. Insgesamt 24 Ladungen wurden im vergangenen Jahr dort registriert.
Neuhausen ob Eck
Im Gewerbepark take-off in Neuhausen steht die Ladesäule mit zwei Anschlüssen seit Mitte Februar 2020. Im ersten Halbjahr wurde die E-Tankstelle 146 Mal genutzt, in der zweiten Jahreshälfte stieg die Zahl der Ladungen mit 439 auf das Dreifache an.
Fridingen
Im Zeitraum von Mitte Juli bis Ende Dezember 2020 wurden die beiden Ladeplätze an der Ladesäule bei der Festhalle in Fridingen 86 Mal genutzt. „Die Ladesäule wurde bewusst am Standort auf den Parkplatz bei der Sport- und Festhalle errichtet, um unter anderem auch auswärtigen Besuchern von Sport- und Freizeitveranstaltungen, dem Freibad oder als Ausgangspunkt für Wanderungen eine Möglichkeit zur Aufladung zu bieten. Unserem Eindruck nach nimmt aber auch im innerörtlichen Verkehr die Anzahl an E-Autos weiterhin zu. Es ist deshalb auch davon auszugehen, dass die Ladesäule daher gerne von Einheimischen benutzt und angenommen wird“, teilt Bürgermeister Stefan Waizenegger mit.
Mühlheim
„Bei uns wurde die Ladesäule am Alten Schulplatz im zweiten Halbjahr 111 Mal genutzt. Natürlich könnten es noch mehr Ladevorgänge sein. Die Entwicklung ist eindeutig positiv. Allein vom ersten zum zweiten Halbjahr gab es einen Sprung an Nutzungen. Im Hinblick auf die stark steigenden Zulassungszahlen wird sich dieser erfreuliche Trend vermutlich fortsetzen. Die Elektromobilität kommt langsam aber sicher in der Breite der Gesellschaft an“, erklärt Bürgermeister Jörg Kaltenbach.
Seitingen-Oberflacht
In der Doppelgemeinde auf der Baar müssen sich Besitzer von E-Autos noch ein wenig gedulden, denn die Tankstellen für E-Autos sind sozusagen „in der Mache“. „Die E-Ladesäule der Gemeinde Seitingen-Oberflacht wurde erst kürzlich beauftragt. Wir rechnen damit, dass sie Ende April bis Anfang Mai in Betrieb gehen kann“, sagt Bürgermeister Jürgen Buhl.
Wurmlingen
In Wurmlingen fanden sich im ersten Halbjahr 2020 insgesamt 46 Besitzer von E-Autos an der Ladestation ein. Dass man dort den Akku auftanken kann, muss sich rumgesprochen haben, denn im zweiten Halbjahr verbuchte die Ladestation gleich mehr als dreimal so viele Besuche – 176 Ladevorgänge.
Rietheim-Weilheim
Die Ladestation in der Doppelgemeinde verfügt über öffentliches WLAN. Das allerdings erklärt den großen Zuspruch der Ladestation nicht ganz, als diese 2018 in Betrieb genommen wurde. Denn: „Das erste Jahr war das Laden für die Nutzer kostenlos“, so Jochen Karl von der Gemeinde. Ab dem Jahr 2019 hat die Kommune einen Servicevertrag hinsichtlich Wartung und Entstörungsdienst mit der EnBW abgeschlossen. „Gleichzeitig wurde das Nutzen der Infrastruktur kostenpflichtig“, so Karl, was die Zahlen deutlich machen. Im Gratis-Jahr 2018 wurde die Ladestation 642 Mal genutzt. Als es dann 2019 etwas kostete, sank die Zahl auf mehr als die Hälfte – 296 Ladevorgänge. Im vergangenen Jahr stieg die Nutzung dann wieder ordentlich an. So maß die Gemeinde 475 Ladevorgänge.
Immendingen
Die Anlage wurde im November 2018 in Betrieb genommen. „Wir haben diese verkehrsgünstig direkt an der B 311 und im Umfeld unserer Einkaufsmärkte positioniert“, sagt Bürgermeister Manuel Stärk. Anfangs kämpfte die Ladestation mit Akzeptanzschwierigkeiten, wurde im ersten Halbjahr 2019 nur 29 Mal genutzt. Auch in der zweiten Jahreshälfte stiegen die Zahlen nicht, sondern sanken sogar minimal auf 27 Ladevorgänge, um in der ersten Jahreshälfte 2020 förmlich zu explodieren. 90 Ladevorgänge wurden verbucht; im zweiten Halbjahr kamen mit 193 Ladevorgängen dann schon mehr als doppelt so viele dazu. „Aus den Ladedaten kann die Zunahme der Elektromobilität interpretiert werden. Nach gewissen Anlaufschwierigkeiten hat sich die E-Tankstelle mittlerweile gut etabliert und erfreut sich eines immer besseren Zuspruchs. Sie leistet damit einen Beitrag zur Förderung der E-Mobilität. Die stetig wachsenden Zahlen sprechen in dieser Hinsicht für sich“, so Stärk.