Gleiches Engagement für Klima gefordert
Extinction Rebellion demonstriert in der Villinger Innenstadt
VILLINGEN-SCHWENNINGEN (sbo) - Unter Einhaltung strenger Sicherheitsmaßnahmen demonstrierte die Ortsgruppe VS der Klimaschutzbewegung Extinction Rebellion (XR) am Freitag in der Villinger Innenstadt für konsequentes Handeln – nicht nur gegen das Coronavirus, sondern auch gegen die Klimakatastrophe.
Dabei stellte die Ortsgruppe Villingen-Schwenningen, deren Gemeinderat im Herbst den Klimanotstand ausgerufen hat, kein gutes Zeugnis aus. Für maximal acht Aktivisten und zwei Ordnern sowie der Fürsorge, dass alle Teilnehmer und Interessenten am Demonstrationszug vom Riettor bis zum Latschariplatz mit Kundgebung Abstand voneinander halten, hatte man von Bürgeramt und Polizei die Genehmigung erhalten, erzählt Saraya Duden.
Umgeben von selbstgebauten, stilisierten „Autos“, die zugleich für den Mindestabstand sorgen sollten, machte die Handvoll Aktivisten auf die Parallelen zwischen der Coronapandemie und der Klimabedrohung aufmerksam. Unter dem bundesweit getragenen Motto nach dem Satz der Bundeskanzlerin bei einer ihrer Corona-Reden
– „Jedes Leben zählt“– lobte man auf Plakaten und mit Worten die derzeit „beispiellosen Einschränkungen, Gemeinschaftsaktionen und Kosten“, die im Kampf gegen das Virus eingesetzt werden.
Das gleiche Engagement forderte XR auch gegen die Klimakatastrophe, die jährlich „weltweit 315 000 Klimatote“fordere. Allein in Deutschland sterben jedes Jahr 66 000 an den Folgen von Feinstaub, sagt XR, 6000 bei jeder Hitzewelle. Derzeit werde das Land wegen der Gefahr von Covid-19 „radikal umgebaut“. Für eine »überlebenswichtige
Reduktion der Emissionen als Ansporn zur Umstellung unserer Fortbewegung auf emissionsfreie Technologien“mute man den Wählern jedoch „nicht einmal zu, 20 oder 25 Cent mehr für den Liter Benzin zu bezahlen“.
„Politiker*innen hören auf Virologen, aber nicht auf Klimaforscher“, lautete eine der Anklagen bei der Kundgebung auf dem Latschariplatz, untermalt mit Vogelgezwitscher vom Band. Dabei richteten die Aktivisten der XR-Ortsgruppe VS ihren Protest nicht nur an die Bundespolitik. Obwohl sich der Gemeinderat VS mit 21 Ja-, 14 Nein-Stimmen und zwei Enthaltungen dafür ausgesprochen habe, ab Herbst 2019 bei jeder Entscheidung „Lösungen zu bevorzugen, die sich positiv auf Klima-, Umweltund Artenschutz auswirken“, widersetzten sich die Stadträte im Technischen Ausschuss – hauptsächlich aus dem Lager der Christdemokraten – der Zustimmung des Ortschaftsrats Pfaffenweiler, bei den Spitalhöfen einen Solarpark zu installieren. „Klimanotstand wurde dabei mit keinem Wort erwähnt“.
Auch die Bewegung „Fridays For Future“hat für Freitag einen globalen Klimastreik schon von langer Hand geplant gehabt, berichtet Jonas Klein, Mitglied im Ortsverein Villingen-Schwenningen. Schnell habe man allerdings gemerkt, dass es unverantwortlich wäre, die Demo stattfinden zu lassen. Denn die Bewegung handelt nach dem Motto „Haltet euch an die Wissenschaft“und mit diesem Motto gehen die Beteiligten auch an die Corona-Krise heran. Deshalb fallen momentan die üblichen Streiks auf der Straße aus. Mit einem anderen Konzept soll allerdings weiterhin auf den Klimanotstand aufmerksam gemacht werden. Diverse Aktionen im Netz, wie das Posten von Demo-Bildern, sollen die Thematik aktuell halten.