Trump und die starken Männer
Der Staatsbesuch des Rechtspopulisten Bolsonaro wird wie ein Schauspiel inszeniert
WASHINGTON - Im Weißen Haus des Donald Trump legt man gesteigerten Wert auf die passende Optik, auf Symbole und Gesten, auf die Kulisse. Geht es um die Inszenierung von Politik, gibt es kaum ein Detail, das Trump dem Zufall überlässt. Dazu war er zu lange das Zugpferd einer Reality-Show, dazu weiß er zu gut um die Wirkung der Fernsehbilder.
Beim Treffen mit Jair Bolsonaro, dem Präsidenten Brasiliens, konnte die Sprache der Bilder gar nicht herzlich genug sein. Es gipfelte im Austausch von Fußballtrikots, wobei der Amerikaner nicht irgendein brasilianisches Trikot bekam, sondern jenes mit der 10, der Nummer, die einst der große Pelé trug. „Wir haben eine fantastische Arbeitsbeziehung“, unterstrich er die Optik mit Worten. Wegen der persönlichen Freundschaft mit seinem Amtskollegen sei das Verhältnis zu Brasilien besser denn je, schwärmte er.
Der Rechtspopulist Bolsonaro, daran kann nach der Inszenierung kein Zweifel mehr bestehen, ist nicht nur ein südamerikanischer Gesinnungsgenosse Trumps. Er ist dessen bester Freund in der westlichen Hemisphäre. Ein De-facto-Verbündeter, den der US-Präsident in den höchsten Tönen lobt, während er Justin Trudeau, den Premier Kanadas, bisweilen behandelt wie einen ungezogenen Schüler – obwohl der ein erprobter Verbündeter ist. Überhaupt, die starken Männer. Für Wladimir Putin, Xi Jinping und Recep Tayyip Erdogan findet Trump nur anerkennende Worte, auch wenn seine Regierung Interessenkonflikte mit Russland, China und der Türkei mit aller Härte austrägt. Die anfangs euphorische Männerfreundschaft mit dem Franzosen Emmanuel Macron ist kühler Distanz gewichen. Von Angela Merkel, die ihrerseits Distanz wahrte, statt Harmonie vorzutäuschen, trennen ihn inhaltlich Welten.
Die warmen Worte für den Brasilianer, sie haben auch mit der Eitelkeit eines Mannes zu tun, der ständig im Mittelpunkt stehen muss. „Es heißt, er sei der Donald Trump Südamerikas“, sagte er vor Wochen auf einem Kongress von Farmern in New Orleans. „Könnt ihr das glauben? Und er scheint glücklich darüber zu sein. Wäre er es nicht, würde ich sein Land auch nicht so mögen.“Bolsonaro, der brave Lehrling, der loyale Bewunderer. Thema Fake News Der wiederum spricht, wann immer ihm Medienberichte nicht gefallen, in Anlehnung an Trump von Fake News. Bei Fox News, dem Haussender der amerikanischen Konservativen, unterstützte Bolsonaro den Bau einer Mauer an der mexikanischen Grenze, mit einer Rhetorik, die an Trumps Kandidatenpremiere im Juni 2015 erinnerte. Die große Mehrheit der Migranten komme nicht in guter Absicht, „sie hat nicht vor, ihr Bestes zu geben oder dem US-amerikanischen Volk Gutes zu tun“. Dann empfing der ehemalige Fallschirmjäger in der Botschaft seines Landes Meinungsmacher aus dem rechten Spektrum zum Dinner.
Neben ihm saß Steve Bannon: Bei Trump in Ungnade gefallen, weil er für ein Buch des Journalisten Michael Wolff aus dem Nähkästchen der Macht plauderte, versteht er sich inzwischen als Regisseur einer populistischen Revolte von Rom bis Rio de Janeiro. Und beim Abendessen in der Botschaft klang Bolsonaro senior wie ein Schüler Bannons, der als Chefstratege der Regierungszentrale von einem „administrativen Staat“sprach, den man in seine Einzelteile zerlegen müsse.
Um die neue Achse zu untermauern, wird Trump dem südamerikanischen Land den Status eines NichtNato-Alliierten zubilligen, was in der Praxis bedeutet, militärisch enger zu kooperieren. Sogar die Aufnahme Brasiliens in die Nato kann er sich vorstellen. Er müsste darüber „mit vielen Leuten“reden, aber denkbar wäre es, sagte Trump, bevor ein früherer Kommandeur der Nato die Idee zu einem Rohrkrepierer erklärte. Der Nato-Vertrag von 1949 lasse eine Mitgliedschaft nicht zu, „die Brasilianer würden es gar nicht anstreben, und falls doch, würden die Europäer es ablehnen“, meldete sich der ehemalige US-Admiral James Stavridis in der „Washington Post“zu Wort.
Mann setzt Schulbus in Italien in Brand
ROM (dpa) - Ein Mann hat in Italien einen Bus voller Schulkinder in seine Gewalt gebracht und dann in Brand gesetzt. Nach ersten Angaben wurden rund ein Dutzend Kinder ins Krankenhaus gebracht, allerdings ohne schwere Verletzungen. Dem Mailänder Staatsanwalt Alberto Nobili zufolge wird auch ein Terrormotiv geprüft. Der italienische Staatsbürger mit senegalesischen Wurzeln habe den Schulbus bei Mailand vom Weg abgebracht und ihn angezündet, erklärte Innenminister Matteo Salvini. Der Mann sei verhaftet worden.
Erdogan sorgt mit Brandreden für Ärger
ISTANBUL (dpa) - Weil er die blutigen Moscheeangriffe in Neuseeland mit mindestens 50 Toten für Brandreden gegen den Westen nutzt, ist der türkische Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan schwer in die Kritik geraten. Er hatte am Dienstag in einer Wahlkampfrede gesagt, dass der Todesschütze nach der Rechtslage in Neuseeland nicht mehr als 15 Jahre absitzen müsste. „Wie billig doch ein Menschenleben ist“, sagte er. Er forderte Neuseeland auf, „solchen Mördern kein Recht auf Leben einzuräumen“. Der neuseeländische Vize-Premierminister Winston Peters reise nun in die Türkei, auch um „Missverständnisse aus dem Weg zu räumen“, sagte Regierungschefin Jacinda Ardern am Mittwoch in Christchurch.
Amnesty: 14 Zivilisten in Somalia getötet
MOGADISCHU (dpa) - Menschenrechtler werfen dem US-Militär vor, bei Luftangriffen gegen die Terrorgruppe Al-Shabaab in Somalia mindestens 14 Zivilisten getötet zu haben. „Unsere Erkenntnisse widersprechen direkt dem Mantra des US-Militärs, in Somalia keinen einzigen Zivilisten zu verletzen oder zu töten“, kritisierte Brian Castner von Amnesty International. Das US-Afrikakommando (Africom) wies die Vorwürfe des Berichts zurück. Keine Zivilisten seien durch einen US-Luftangriff verletzt oder getötet worden, hieß es.
Kasachstans Hauptstadt heißt bald Nursultan
ALMATY (AFP) - Nach dem Rücktritt von Kasachstans langjährigem Staatschef Nursultan Nasarbajew ist die Hauptstadt des Landes zu seinen Ehren umbenannt worden. Interimspräsident Kassim-Jomart Tokajew schlug am Mittwoch als erste Amtshandlung vor, dass Astana künftig Nursultan heißen solle. Das Parlament stimmte dem umgehend zu. Nasarbajews Tochter Dariga Nasarbajewa wurde zur Senatsvorsitzenden gewählt und brachte sich somit als mögliche Nachfolgerin ihres Vaters in Stellung. Astana bedeutet übersetzt schlicht „Hauptstadt“.