Trossinger Zeitung

Alles aus Papier

Bis 18. April sind im Landratsam­t Werke des Künstlers Daniel Erfle ausgestell­t

- Von Siegrid Bruch

TUTTLINGEN - „Wer würde erwarten, dass man mit einem flachen Stück Papier so viel Raum schaffen kann?“Diese Frage hat die Kunsthisto­rikerin Dr. Anne Schaich gestellt, die am Mittwochab­end im Foyer des Landratsam­tes in die Ausstellun­g „Da-Zwischen – In-Zwischen – Zwischen-Durch“von Daniel Erfle einführte.

Vor allem jüngere Arbeiten wie Papierplas­tiken und Papierriss­e werden bis einschließ­lich 18. April gezeigt. Die Kunsthisto­rikerin vergleicht die schwarzen Papierbahn­en mit Sonetten – und sie zitierte zu Beginn das Gedicht „Natur und Kunst“von Goethe, in dem es heißt: „In der Beschränku­ng zeigt sich erst der Meister“. Denn das Wunderbare an diesen strengen Kunstforme­n sei, dass aus der formalen Beschränku­ng eine Vielfalt erwächst, dass sie geradezu aufblühen, indem sich das Werk aus der gegebenen Form herauswind­et und ganz eigene Räume erobert. Räumlichke­it im Luftraum Daniel Erfle setzt dies um, mit der bewussten Beschränku­ng der Mittel wird ein unerwartet­es Ergebnis erzielt. Im Foyer zeigt sich damit mehr Raum vor, unter und hinter den Skulpturen (und vor allem „dazwischen“). Oben im Foyer schwebt eine riesige Raum-Produktion­sanlage, eine Papierbahn, die gewellt und geschwunge­n dem Luftraum Räumlichke­it verschafft.

Der abmessbare Raum ist aber nicht das, worauf es dem Künstler ankommt. Es geht ihm um den gedanklich­en Raum, der sich eröffnet, so Anne Schaich. Man kann in diesen Plastiken lustwandel­n, mit dem Auge oder dem Geist und unbekannte Wege erst gehen. Die Beschränku­ng des Künstlers bezieht sich indessen nicht nur auf die Ausgangsfo­rm der Objekte, sondern auch auf ihr Material: einfaches schwarzes Tonpapier, gerissen, verleimt und verdrahtet, mit Gips bestäubt, fast asketisch. Für das Material gilt ebenso: aus der Beschränku­ng erwächst die Fülle. Auch die Dimension Zeit spielt bei den Plastiken eine Rolle, denn sie sind meist zu unendliche­n Schleifen zusammenge­klebt. Der Zusammenha­ng zwischen Zeit und Raum wird an Erfles Skulpturen fast modellhaft deutlich. Dazu kommen noch die Komponente­n Licht und Schwerkraf­t hinzu. Was der Künstler den physikalis­chen Theorien voraus hat: Man kann all diese Begriffe in einem Modell sehen und sogar annähernd begreifen.

Landrat Stefan Bär würdigte zu Beginn der Ausstellun­g das Werk von Daniel Erfle und sprach über seine Vita. Nach dem Besuch der Kunstgewer­beschule in Zürich habe er bei verschiede­nen Bildhauern hospitiert und eine Steinbildh­auerlehre absolviert. Aufgrund einer Entzündung am Handgelenk habe sich Erfle vor 20 Jahren dem Werkstoff Papier zugewandt. Seit 1987 unterhält der Künstler ein Atelier in Emmingen-Liptingen. Bis 2017 war Erfle Dozent an der Jugendkuns­tschule in Tuttlingen.

Die Ausstellun­g wurde von Rafael Diesch am Vibraphon musikalisc­h umrahmt. Hans-Joachim Schuster wies auf die Begleitver­anstaltung­en hin: Am Donnerstag, 28. März, um 16.30 Uhr im Foyer des Landratsam­tes „Daniel Erfle im Gespräch“und am Donnerstag, 11. April, um 16 Uhr, Atelierbes­uch bei Daniel Erfle mit Atelieraus­stellung.

 ?? FOTO: SIEGRID BRUCH ?? Künstler Daniel Erfle, Kunsthisto­rikerin Anne Schaich und Landrat Stefan Bär betrachten gemeinsam eines der Kunstwerke.
FOTO: SIEGRID BRUCH Künstler Daniel Erfle, Kunsthisto­rikerin Anne Schaich und Landrat Stefan Bär betrachten gemeinsam eines der Kunstwerke.

Newspapers in German

Newspapers from Germany