Prokops mulmiges Gefühl
Kurz vor dem Start der Handball-WM ist in der Bundesliga ein Topspiel angesetzt– was der Bundestrainer sagt
KIEL (dpa) - Man muss sich die Situation mal vorstellen: Für die deutsche Fußball-Nationalmannschaft beginnt in zwei Wochen die Weltmeisterschaft im eigenen Land. Bundestrainer Joachim Löw wartet schon darauf, seine Spieler endlich beieinander zu haben, um mit der Vorbereitung zu beginnen. Aber einen Tag vor dem Start des WM-Trainings steht noch das Bundesliga-Topspiel zwischen dem FC Bayern und Borussia Dortmund an. Mit welchem Gefühl würde Löw sich diese Partie wohl anschauen? Eine Antwort darauf kann am besten Handball-Bundestrainer Christian Prokop geben.
Er werde am Donnerstag (19 Uhr/ Sky) mit einem leicht mulmigen Gefühl vor dem Fernseher sitzen, gibt der 40-Jährige zu. Denn Prokop und seine Handballer befinden sich tatsächlich in dieser für den Fußball nur schwer vorstellbaren Situation. Am Freitag versammelt der Coach seine Nationalspieler, um sie auf das WMEröffnungsspiel am 10. Januar in Berlin gegen Korea vorzubereiten.
Ob alle seine Spieler gesund und munter zum Start des WM-Feinschliffs erscheinen werden, weiß er aber erst Donnerstagabend. Denn dann steht unter anderem noch das Bundesliga-Topspiel zwischen dem THW Kiel und den Rhein-Neckar Löwen an – sieben Nationalspieler sind allein hierbei im Einsatz. Nur der Kapitän kann entspannen „Das ist für die Vereine der ökonomisch wichtigste Spieltag. Da ist jede Halle in Deutschland ausverkauft, darauf verzichtet kein Bundesligist“, erklärt der frühere Weltklassespieler Stefan Kretzschmar. Die Situation ist nicht neu. Auch in den vergangenen Jahren wurde schon zwischen Weihnachten und Silvester gespielt.
Eine besondere Note bekommt der Spieltag in diesem Jahr, weil mit der Heim-WM ein enorm bedeutsames Turnier ansteht. Und weil es im Duell zwischen Rekordmeister Kiel und den Löwen nicht nur ums Prestige, sondern um wichtige Punkte im Rennen um die Meisterschaft geht.
Beide Teams sind die ersten Verfolger des Spitzenreiters SG Flensburg-Handewitt. Für den Verlierer dürfte das Thema Meisterschale vorerst beendet sein. „Es ist beinahe schon brutal, solch einen Gegner zum Jahresabschluss zu haben“, sagte Kiels Nationaltorwart Andreas Wolff.
Die Tabellensituation in der Bundesliga wird für den Bundestrainer an diesem Spieltag aber wohl eher von untergeordnetem Interesse sein. Denn alle Bundesligisten sind noch gefordert. Für Prokop bedeutet das, dass 17 Spieler seines 18-köpfigen WM-Aufgebots kurz vor dem Start der Vorbereitung noch im Einsatz sein werden. Lediglich der im Ausland bei Paris St. Germain beschäftigte Kapitän Uwe Gensheimer genießt seit einigen Tagen eine kurze Weihnachtspause.