Respekt vor dem Ritt durch die „Höll“
Im WM-Straßenrennen gilt der Kurs als knallhart und Buchmanns Form als Fragezeichen
INNSBRUCK (dpa/SID) - Zweieinhalb Kilometer Anstieg, bis zu 28 Prozent steil, dann sechs Kilometer Abfahrt ins Ziel vor die Hofburg: Die „Höttinger Höll“ist der Star der Rad-Weltmeisterschaft in Innsbruck. Der gefürchtete Anstieg soll zum Abschluss der Titelkämpfe die Elite im Straßenrennen in Angst und Schrecken versetzen. „So wie ich ihn in den Bergen der Vuelta gesehen habe, ist Simon Yates der Favorit“, sagte Routinier Marcus Burghardt, über die 258,5 Kilometer am Sonntag (11.45 Uhr/Eurosport) der verlängerte Arm der deutschen Teamführung.
Die Medaillenaussichten der eigenen Mannschaft bewegen sich – trotz Maximilian Schachmann, dem das Profil liegen könnte – in Richtung null. Vor dem brisanten Finale in der „Höll“geht es über sechs Runden immer wieder hoch zur Olympia-Bobbahn nach Igls, insgesamt sind 4670 Höhenmeter zu bewältigen. Der Parcours – wie eine anspruchsvolle Bergetappe der Tour de France! „Die schwerste WM, die ich je gefahren bin“, sagt der 35 Jahre alte Burghardt.
Der tempoharte Sachse, der noch mit Jan Ullrich zusammen gefahren ist, hofft im eigenen Team auf den frisch gekürten Teamweltmeister Schachmann: „Wenn Max in Form ist, wird er der Mann sein, auf den wir setzen“, so Burghardt. Auch Emanuel Buchmann soll Schachmann gegebenenfalls assistieren. Wenn sich der 25jährige Ravensburger von seinem rasanten Formabfall in der letzten Vuelta-Woche nicht erholt hat, wird er seine Kapitänsansprüche nämlich kaum durchsetzen können. Teamweltmeister Schachmann ist Realist: „Ich bin nicht sicher, ob wir jemanden haben für den letzten Anstieg.“Und: Ob Buch- oder Schachmann sich letztlich mit den Kletterspezialisten misst, „da müssen wir im Rennen ehrlich zueinander sein“, sagt Maximilian Schachmann. Heißt: Derjenige mit der besseren Tagesform soll es richten. „Wir kennen uns ein bisschen“, versichert der Berliner. „Es gibt keine Probleme.“ Sagan: „Der Kurs ist nichts für mich“Die sechsköpfige Auswahl des Bundes Deutscher Radfahrer droht gegen die großen Namen auf verlorenem Posten zu stehen. Tour-Bergkönig Julian Alaphilippe, die Yates-Zwillinge Adam und Simon, Mailand-Sanremo-Sieger Vincenzo Nibali, Altmeister Alejandro Valverde, Ex-Weltmeister Michal Kwiatkowski oder Tour-Entdeckung Primoz Roglic sind die Goldkandidaten. Als quasi unbekannte Größe ist dazu Burghardts und Buchmanns Teamkollege Peter Sagan im Rennen. Dem Dauer-Weltmeister und Titelverteidiger ist bekanntlich auf jedem Terrain alles zuzutrauen. Der Borahansgrohe-Kapitän peilt den vierten Titel in Serie an, auch wenn er sagt: „Der Kurs ist nichts für mich!“Ein Satz, den Sagan nicht exklusiv hat. Die deutschen U23-Fahrer um Lennard Kämna haben bei ihrem Straßenrennen nicht in die WMMedaillenvergabe eingreifen können. Als bester Deutscher fuhr Georg Zimmermann aus Neusäß auf Rang 14. Den Titel in der U23-Klasse holte sich nach 179,9 Kilometern überlegen der Schweizer Marc Hirschi mit 15 Sekunden Vorsprung vor dem Belgier Bjorg Lambrecht und dem Finnen Jaakko Hanninnen. Bundesliga