Verteufelt gut
Unterwerfung (ARD. Mi., 20.15 Uhr) - Chapeau, RBB! Der Berlin-Brandenburger Sender hat es gewagt, die Dramatisierung von Michel Houllebecqs herrlich infamer Erzählung „Unterwerfung“zu verfilmen. Ein literarisches Vergnügen im Fernsehen – das gibt es selten. Basis der Produktion ist die gefeierte Inszenierung von Karin Beier aus dem Hamburger Schauspielhaus. Dabei sieht man nicht nur abgefilmtes Theater. Die Bühnenszenen werden aufgemischt mit Kinosequenzen (Regie: Titus Selge) aus dem melancholischen Pariser Leben des Romanhelden François. Der Literaturprofessor, grandios verkörpert von dem durch innere Einsamkeit mäandernden Edgar Selge, gehört zu jenem linksliberalen französischen Milieu, wo Wein, Palaver und Amouren letztendlich wichtiger sind als die Politik. Und irgendwie geschieht es in Houllebecqs Geschichte, dass bei der üblichen Stichwahl gegen den rechtsradikalen Front National im Jahr 2022 keine demokratische Partei, sondern die Bruderschaft der Muslime einen Sieg davonträgt. Sehr schnell ändern sich die Verhältnisse. Frauen werden verschleiert, kritische Medien verstummen. Aber das Entsetzen legt sich bald. Denn die anpassungswilligen Herren Professoren genießen ganz neue Privilegien, und auch François wird dem Lockruf des teuflisch-eleganten Rektors (Matthias Brandt) nicht widerstehen. So käuflich, lernt man, ist die Freiheit. Brillant!