Schulter trifft Beißer
Die „Schwäbische Zeitung“stellt die Vorrundengruppen der Fußball-WM vor – Heute: Gruppe A
RAVENSBURG - Berti Vogts wusste es ja schon immer: „Es gibt keine Kleinen mehr“, sagte der Bundestrainer a.D. Eine WM-Gruppe, in der der stolze Gastgeber Russland auf Ägypten, Saudi-Arabien und Uruguay trifft, muss also unbedingt als reizvoll angesehen werden. Die Die „Schwäbische Zeitung“stellt in dieser Serie die Gruppen der Weltmeisterschaft in Russland (14. Juni bis 15. Juli) vor.
Die Mannschaften: Russland um den früher Schnauzbart tragenden torhütenden Dresdner Publikumsliebling Stanislaw Tschertschessow an der Seitenlinie. Das um Stürmerstar Mohamed Salah bangende Ägypten. Der erste Fußball-Weltmeister Uruguay – und die große Unbekannte Saudi-Arabien.
Die Gruppenspiele: 14.6.: Russland - Saudi-Arabien (17 Uhr), 15.6.: Ägypten - Uruguay (14 Uhr), 19.6.: Russland - Ägypten (20 Uhr), 20.6.: Uruguay - Saudi-Arabien (17 Uhr), 25.6.: Saudi-Arabien - Ägypten (16 Uhr), 25.6.: Uruguay - Russland (16 Uhr).
Dieses Spiel dürfen Sie auf keinen Fall verpassen: Russland gegen Saudi-Arabien. Sportlich eher als eines der schwächeren dieser Gruppe einzuschätzen, aber hey, Eröffnungsspiel bleibt Eröffnungsspiel. Die größten Stars: Ein Gummiseil soll Hoffnung machen: Am Sonntag veröffentlichte Mohamed Salah, größter Hoffnungsträger und Sorgenmacher Ägyptens, in den sozialen Netzwerken ein Foto, auf dem er mit dem linken Arm ein Gummiseil zieht. „Gute Gefühle …“, überschrieb der Stürmerstar des FC Liverpool, der sich im Champions-League-Finale an der Schulter verletzt hatte, seine Nachricht. Momentan sieht es so aus, als ob Salahs WM-Traum leben darf.
Auch nicht schlecht: die UruStürmer Edinson Cavani (Paris Saint-Germain), immer wieder mit dem FC Bayern München in Verbindung gebracht, und Luis Suárez (FC Barelona). Seine Zähne sollte Suárez diesmal aber nicht ausfahren. Vor vier Jahren war es dem Angtreifer ja ein Bedürfnis, Italiens Verteidiger Giorgio Chiellini seine Beißerchen in die Schulter zu rammen ...
Auch einen Blick wert: Ägyptens Keeper Essam el-Hadary ist am 15. Januar 45 Jahre alt geworden. Dass er nun zum ältesten Spieler der WMGeschichte werden kann, hat er seiner Beharrlichkeit zu verdanken. „Wenn man mich auf dem Rasen sieht, erkennt man nicht mein Alter. Ich arbeite jeden Tag hart. Ich weiß nicht, was das Wort ,unmöglich’ bedeutet“.
Bei Saudi-Arabien lohnt ein Blick auf Mittelfeldspieler Yahya al-Sheri und die Stürmer Salem al-Dawsari und Fahad al-Muwallad. Als erste Spieler aus dem Königreich durften die drei Anfang Januar nach Spanien wechseln. In Leganes, Villarreal respektove Levante trainieren die drei zwar vor allem nur mit, den Clubs wurde die Entwicklungshilfe für Wüstenkicker aber mit reichlich Petro-Dollars versüßt.
Im Abseits: Sie hatten sich einbürgern lassen und waren sogar in die russische Premjer Liga gewechselt. Doch die WM werden Roman Neustädter und Konstantin Rausch nur vom Sofa aus verfolgen. Die zwei Verteidiger, die für die deutschen U-Nationalmannschaften spielten und russlanddeutscher Herkunft sind, wurden am Sonntag aus dem Kader gestrichen. Im März handelten sich die zwei früheren Bundesligaspieler Ärger mit dem russischen Verband ein, als sie während eines Trainingslagers in einer Moskauer Disco gesichtet wurden.
Überraschend das Achtelfinale erreicht: Ägypten – wenn Mo Salah rechtzeitig richtig fit wird. Russland muss hoffen, dass nicht. Ansonsten bleibt der Sbornaja, auf die Fans und den Heimvorteil zu setzen – oder auf den Beistand von Wladimir Putin oder Väterchen Frost zu hoffen.
Angeberwissen für die Grillparty: Bundestrainer Joachim Löw coachte in der Saison 2001/2002 bei Tirol Innsbruck Russlands heutigen Trainer Stanislaw Tschertschessow. Gemeinsam gewannen sie die österreichische Meisterschaft.