Sonnyboy
Spaniens neuer Regierungschef, der Sozialist Pedro Sánchez, war schon für etliche politische Wunder gut. Auch die Eroberung des Regierungspalastes, die Sánchez praktisch im Handstreich gelang, war eine dieser Überraschungen, welche immer wieder die politische Karriere des 46-Jährigen markierten.
Dabei halfen dem smarten Sozialistenchef zwei wesentliche Dinge: sein Charisma, das sich in einer bemerkenswerten rhetorischen Gewandtheit widerspiegelt. Und sein außergewöhnlicher politischer Instinkt.
Vor vier Jahren hatte Sánchez als parlamentarischer Hinterbänkler die Parteispitze erobert. Als der Nobody seinen Hut in den Ring warf, wurde er noch mitleidig belächelt. Doch dann setzte sich der promovierter Wirtschaftswissenschaftler und Universitätslehrer gegen einen viel bekannteren Rivalen durch. Damals durften die Parteimitglieder erstmals ganz demokratisch ihren Generalsekretär direkt wählen. Bei der Basis kam der Charme des begeisterten Basketballspielers gut an. Sein Sonnyboy-Image brachte ihm schon früh den Spitznamen „Pedro el guapo“(Pedro der Hübsche) ein.
Bei den Parteibaronen kam dieses Selbstbewusstsein nicht ganz so gut an, zumal Sánchez auch in den eigenen Reihen den verkrusteten Parteiapparat reformieren und die Sozialisten auf einen progressiveren Kurs trimmen wollte. Im Herbst 2016 sägte ihn der Parteivorstand ab, auch weil sich Sánchez damals weigerte, eine Minderheitsregierung von Rajoy zu stützen.
Schon ein halbes Jahr später, im Mai 2017, feierte Sánchez ein spektakuläres Comeback: Der sportliche 1,90-Meter-Mann kehrte nach einer Mitgliederbefragung erneut auf den Chefsessel der Sozialistischen Arbeiterpartei zurück. „Wenn es Willen gibt, Illusion und Ideen, dann ist alles möglich“, rief Sánchez seinen Anhängern zu. (ze)