Zauberhaftes Konzert zum Advent
„MännerStimmen“erhalten Verstärkung von Julia Helena Bernhart und Sarah Hahn
SPAICHINGEN – Was machen Sängerknaben, wenn sie keine Knaben mehr sind? - Sie singen mit ihren geschulten Stimmen weiter wie zum Beispiel die Rottweiler „MännerStimmen“, lauter ehemalige Münster-Sängerknaben. Am Samstagabend gab das Vokalensemble aus Rottweil in der Wallfahrtskirche auf dem Dreifaltigkeitsberg ein Adventskonzert unter dem Titel „Lux Aurumque – Licht und Gold“. Als Konzertpartnerinnen waren die Sopranistin Julia Helena Bernhart und die junge Cellistin Sarah Hahn dabei. Die Gesamtleitung hatte Johannes Michael Bayer.
Trotz ziemlich widriger Wetterverhältnisse ist die Kirche auf dem Berg fast voll, als die zehn Männer ihre wohl tönenden Stimmen durch das Kirchenschiff schweben lassen. Mit dem ältesten Weihnachtslied in deutscher Sprache „Sei willkommen, Herre Christ“mit einem Bariton-Solo von Peter Haag beginnt das Konzert. Von den ältesten Weihnachtsund Adventsliedern aus dem 13. bis 16. Jahrhundert macht der Chor eine A-Cappella-Reise durch acht Jahrhunderte und die verschiedensten Musikstile bis in die Moderne.
Dabei setzen die Programmgestalter bewusst auf Kontraste. Zunächst kommen die Anfänge der Mehrstimmigkeit zum Tragen in Sätzen wie dem schlichten „Nun komm, der Heiden Heiland“von Johann Eccard oder dem alten Hymnus „Veni, veni Emanuel“, das der Chorleiter in einer eigenen Bearbeitung aufführt: Da beginnt der Tenor in einem glasklaren Unisono. Dann gipfelt das Ganze in einem Freudenfest „Gaude! gaude!“(freu dich, freu dich!), zu dem sich schließlich der geschmeidige Sopran von Julia Helena Bernhart hinzugesellt. Bemerkenswerte Technik Zwischendurch ist auch Johann Sebastian Bach mit von der Partie im bunten Programm von 21 Werken – bei der Kantate „Öffne dich, mein ganzes Herz“mit Rezitativ und Arie für Sopran (Bernhart), Violoncello (Hahn) und Continuo (Bayer am Cembalo) oder bei „O Jesulein süß“mit einem innigen Tenor-Solo (Matthias Burkardt). Und Sarah Hahn spielt mit viel Biss „Sarabande und Gigue“aus der Bachschen Solo-Suite Nr. 4 für Violoncello, wobei sie bei der virtuosen Gigue ihre bemerkenswerte Technik aufblitzen lassen darf.
„Lux Aurumque“, die Titelmelodie, kommt höchst präzise intoniert mit langen Haltetönen fast mystisch daher. Drei englische Weihnachtslieder von zeitgenössischen Komponisten – mit Soli angereichert – nehmen die Zuhörer mit in eine zauberhafte Weihnachtswelt. Ein interessanter Satz des bekannten „Maria durch ein Dornwald ging“, durchkomponiert in mehreren Strophen, oder der modern verfremdete Peter-CorneliusSatz „Die Könige“lassen das Publikum fast atemlos lauschen.
Das zauberhafte Konzert geht mit gefühlvollen Schlafliedern für das Jesuskind in stilistischer Vielfalt zu Ende. Mit frenetischem Beifall belohnen die Zuhörer das Ensemble der „MännerStimmen“, das das Kleine, Feine und Besondere liebt und es in den ganz schlichten wie auch in den kompliziertesten Harmonien perfekt rüberzubringen vermag. Der Dank des Publikums gilt ebenso Julia Helena Bernhart mit ihrer wandlungsfähigen Stimme, die sich auch in den Mezzo-Lagen gut anfühlt, und der preisgekrönten Cellistin Sarah Hahn für ihr meisterliches Spiel.