Wie immer unnötig
Der VfB Stuttgart verliert auch in Bremen, hat sich finanziell aber einen Puffer erarbeitet
BREMEN (dpa/SID/zak) - Auch im achten Anlauf hat der VfB Stuttgart den ersehnten Auswärtssieg nicht geschafft. Der Glaube daran ist unverändert da, auch nach dem ärgerlichen 0:1 bei Werder Bremen. „Wir haben gegen alle Mannschaften auswärts Spiele gezeigt, in denen wir etwas holen konnten. Das stimmt mich positiv“, sagte Kapitän Christian Gentner.
In Bremen war der VfB erneut ebenbürtig, die Niederlage nicht nur in den Augen von Trainer Hannes Wolf und Sportvorstand Michael Reschke völlig unnötig. „Wir waren vor allem in der ersten Halbzeit sehr gut“, sagte Wolf. „Die Leistung stimmt. Da gibt es keine Diskrepanz zwischen den Spielen daheim und auswärts. Nur bei den Punkten gibt es die“, fügte Gentner an. Nur einen seiner 17 Zähler holte der VfB in der Fremde.
Der Schlüsselmoment in Bremen kam in Minute 45: Werders Fin Bartels trieb stauchelte im Duell mit Timo Baumgartl, Schiedsrichter Bastian Dankert entschied auf Foulspiel. Bartels führte den Freistoß schnell aus und passte auf Max Kruse, der Holger Badstuber entwischte und das 1:0 markierte. Von einer „unglücklichen Entscheidung des Schiedsrichters“sprach Reschke, Gentner wurde deutlicher: „Es ist eine Fehlentscheidung. Trotzdem dürfen wir so einen Freistoß nicht zulassen.“Badstuber hatte mit einem Volleyschuss und Kopfball am Ende noch große Chancen zum Ausgleich, scheiterte aber knapp und war schließlich untröstlich. Am Ende nahmen sich die Stuttgarter das Verhalten der Bremer beim 1:0 sogar zum Vorbild: „Daraus sollten wir lernen. Denn das hat das Spiel entschieden“, sagte Reschke. Bremen habe das „sehr professionell gemacht“, fand auch Wolf.
Bis zur Winterpause warten noch Duelle gegen Leverkusen, Hoffenheim und Bayern auf den VfB, dazu das Pokalspiel in Mainz. Ziel sei, mindestens mit 20 Punkten, also drei mehr als derzeit, in die Pause zu gehen, sagte Verteidiger Andreas Beck – am einfachsten dürfte ein Sieg wohl gegen Leverkusen werden, schließlich ist der VfB hinter dem FC Bayern zu Hause die Nr. 2 in Deutschland. Für Gentner ist das allerdings ein schwacher – und gefährlicher – Trost: „Wir werden ständig gelobt, bekommen Schulterklopfen, aber nehmen nichts mit. Das setzt uns in den Heimspielen immer unter Druck.“
Bleibt die Frage, ob der VfB offensiv gut genug ist. „Der letzte Punch“habe gefehlt, sagte Beck, im Sturm hielt sich Takuma Asano, der erneut den Vorzug vor Simon Terodde bekam, zwar wacker, vergab aber vor der Pause eine Riesenchance.
Die Wahrscheinlichkeit, dass der VfB im Winter nachrüstet – die Verhandlungen mit dem 18-jährigen Argentinier Maximiliano Romero laufen, das Talent soll zwischen acht und zwölf Millionen Euro kosten –, ist also gestiegen. Finanziell sieht es gut aus am Wasen, auch wenn die Zahlen, die der VfB am Sonntag bei der Mitgliederversammlung veröffentlichte, wenig aussagen – sie beziehen sich auf das Kalenderjahr 2016 (Rückrunde Bundesliga, Vorrunde 2. Liga). In jener Zeit erwirtschaftete der VfB, der inzwischen 59 043 Mitglieder hat (plus seit Juni: 4000), vor allem dank der Verkäufe von Timo Werner, Antonio Rüdiger und Filip Kostic, die 39,5 Millionen Euro einbrachten, ein Plus von 14,8 Millionen Euro (132,5 Millionen Einnahmen, 117,7 Millionen Ausgaben). Das Vereinsvermögen wuchs damit auf 26,4 Millionen an.
„Unser VfB steht finanziell top da“, sagte Finanzvorstand Stefan Heim, aber: Die Effekte des mittlerweile ausgebügelten Abstiegs in die 2. Liga werden erst in der Bilanz 2017 zu Buche schlagen. Die Ausgliederung der Profiabteilung, die 41,5 Millionen Euro, sei dringend nötig gewesen: „Ohne die Ausgliederung wären Spieler wie Akolo, Zieler, Donis oder Ascacibar nicht hier und der Verein nicht da, wo er heute steht“, sagte Heim.
Die Verträge mit den eigenen Talenten Timo Baumgartl (21/bis 2022) und Berkay Özcan (19/bis 2021) hat der VfB derweil verlängert, die Entscheidung über eine mögliche Abmeldung seines Regionalliga-Teams will er frühestens im Februar treffen. Ex-Nationalspieler Thomas Hitzlsperger, zuständig für Talent-Betreuung, wurde mit 94,2 Prozent der Stimmen ins Präsidium gewählt und ist nun neben Unternehmensberater Bernd Gaiser (84 Prozent) Stellvertreter von Präsident Wolfgang Dietrich. Regionalliga Südwest (22. Spieltag) K. Offenbach – SSV Ulm 1846 3:1 (0:0) Tore: 1:0 Hodja (56./Foulelfmeter), 1:1 Schindele (76.), 2:1 Akgöz (84.), 3:1 Marx (90.+1). – Zuschauer: 4203. Regionalliga Bayern (24. Spieltag) 1860 München – SV S.-Heining 3:0 (3:0) Tore: 1:0 Ziereis (6.), 2:0 Köppel (28.), 3:0 Kindsvater (40.). – Zuschauer: 12 500. VfR Garching – FC Memmingen 3:0 (1:0) Tore: 1:0 Pflügler (21.), 2:0 Niebauer (81.), 3:0 Niebauer (90.). – Zuschauer: 190. FV Illertissen – 1860 Rosenheim (ausg.)