Gestatten: Pepper, stets zu Diensten
Schweizer Unternehmen bietet Roboter an, der den gesamten Haushalt managen soll
LAS VEGAS - Er erinnert an Marvin, den ewig motzenden und immer schlecht gelaunten Androiden aus Douglas Adams’ berühmter ScienceFiction-Satire „Per Anhalter durch die Galaxis“. Es gibt allerdings einen entscheidenden Unterschied: Pepper ist bestens gelaunt, liebenswürdig – und will nur eines: helfen.
Consumer Electronics Show (CES), Ausstellungshalle im edlen Venetian-Hotel: Der 1,20 Meter große Pepper fährt mit seinen drei Rädern auf Martin Vesper zu. Die zierliche Maschine bleibt vor dem großen, kräftigen Mann stehen und lächelt den Chef der Schweizer Digitalstrom AG freundlich an. Der Eindruck entsteht dadurch, dass der Roboter sich ein wenig nach vorne beugt, mit dem Kopf nickt und winkt. Licht lässt die Höhlen um die dunklen, großen Kulleraugen kurz in hellgrünem, warmen Licht aufschimmern, als würde Pepper den Manager mit einem Augenaufschlag bezirzen wollen.
„Hallo, wie geht es dir?“, fragt Pepper. „Gut, vielen Dank“, antwortet Vesper. „Ich möchte dir einige Details von mir zeigen, aber möchtest du vorher etwas trinken?“, erwidert der Androide. Nachdem Vesper ein Glas Wasser bestellt hat, dreht Pepper sich um und fährt in die Küche, um es zu holen. Ansprechpartner gesucht Situationen wie diese sollen sich in Zukunft weltweit in Millionen von Haushalten abspielen. Martin Vesper ist überzeugt, dass sich der Mensch eine Art natürlichen Ansprechpartner wünscht, um Haus, Kaffeemaschine, Kühlschrank und Heizung zu kontrollieren. „Man steht nicht gerne vor einem Lautsprecher und gibt Anweisungen, da fühlt man sich unwohl. Wir sind soziale Wesen und reden nicht gerne mit Dingen im Schrank.“Aus diesem Grund hat die Digitalstrom AG, die die Infrastruktur liefert, um alle Haushaltsgeräte zu vernetzen, nun den Roboter Pepper in ihr Angebot genommen.
Die Idee, mit Sprachanweisungen das vernetzte Haus zu steuern, war eines der wichtigsten Themen im Smart-Home-Bereich auf der am Sonntag zu Ende gegangenen CES, der weltweit wichtigsten Ausstellung für Unterhaltungstechnologie, Elektronik und Konsumgüter. Vor allem Amazons Echo mit dem Sprachprogramm Alexa und Google Home bauen Hersteller in ihre Produkte und Anwendungen ein. Doch diese beiden Systeme kommen eben nicht als humanoid gestaltete Roboter ins Haus, sondern in Form von zylinderförmigen Rundlautsprechern, die auf dem Tisch oder im Regal stehen.
Pepper ist als Robotergefährte konstruiert, er spricht mit hoher Stimme, hat Züge einer gutmütigen Comicfigur. Basis für seine Gestaltung war das japanische Ästhetikkonzept Kawaii, das die Unschuld und Kindlichkeit betont. Der Roboter lernt mit jeder Aktion dazu, indem er die Daten und Reaktionen für künftige Handlungen speichert. „Er besitzt also eine Art von künstlicher Intelligenz, denn viele seiner Aktionen sind nicht programmiert, sondern trainiert“, sagt Vesper. „Er vergisst nie etwas und weiß jede Einzelheit, die er jemals erlebt hat.“
Entwickelt wurde Pepper vom französischen Technologieunternehmen Aldebaran, das mittlerweile zum japanischen Medienkonzern Softbank gehört. Für die Digitalstrom AG ist der maschinelle Haushaltsmanager die ideale Ergänzung. Die Firma vernetzt die Wohnungen ihrer Kunden, indem sie alle Geräte, Lampen, Heizungen, Lüftungsanlagen, Türen und Fenster an einen Rechner anschließt und so zentral steuerbar macht. Digitalstrom auch in Asien aktiv Entstanden ist das Unternehmen 2004 im hessischen Wetzlar. Mittlerweile gehört die Digitalstrom AG dem Schweizer Immobilienentwickler Balz Halter, seit 2011 führt der deutsche Manager Martin Vesper das Unternehmen. Zuvor leitete der Wirtschaftsmathematiker unter anderen den Energieanbieter Yello Strom. Umsatz und Gewinn will Vesper nicht nennen – nur so viel: „Im Jahr statten wir mehrere Tausend Objekte mit unseren Installationen aus.“Nach Branchenschätzungen arbeitet die Digitalstrom AG profitabel. Neben Europa ist das Unternehmen auch in Metropolen wie Peking, Shanghai, Kuala Lumpur und Abu Dhabi aktiv.
Mit dem Pepper-Projekt will die Digitalstrom AG weiter wachsen. Langfristig soll der Roboter auch aktiv eingreifen und helfen. Wenn die Entwicklungen in der Robotik so rasant weitergehen wie in den vergangenen Jahren, werden sich vor allem die mechanischen Greiffähigkeiten von Androiden verbessern. „Pepper soll die Kaffeemaschine ja nicht nur anwerfen, sondern wir wollen auf dem Sofa sitzen, den Kaffee bestellen – und gemütlich warten, bis Pepper uns eine Tasse bringt“, erläutert Martin Vesper.
In Las Vegas hat das nicht so richtig geklappt: Pepper hat sich andauernd von anderen Zurufen ablenken lassen – in der Messehalle war es ohrenbetäubend laut. Eine Reaktion, die den Roboter sehr menschlich erscheinen lässt. Ein Video von Peppers Auftritt sehen Sie auf unseren Onlineseiten unter www.schwaebische.de/ Haushaltsroboter.