Das Fundament ist gelegt
Der EHC RB um Michael Wolf ist erstmals Deutscher Meister, nun soll München auf Dauer Eishockey-Stadt werden
MÜNCHEN (SID) - Mitten im Münchner Meistertrubel verlor Michael Wolf kurz die Orientierung. „Bin ich jetzt der Letzte?“, fragte der Rekordtorschütze der Deutschen EishockeyLiga, als er sichtlich gezeichnet nach feuchtfröhlicher Nachtfahrt aus dem Bus der Red Bulls kletterte. Mit den 200 Fans, die am Olympia-Eisstadion auf ihre Helden gewartet hatten, machte der Ex-Nationalspieler die Welle. Dann ging es weiter zum Weißwurstfrühstück beim Italiener – mit dem Silberpokal im Gepäck.
Am Abend zuvor war Wolf der Erste gewesen, der die Trophäe in die Hand nehmen durfte. Im goldenen Konfettiregen auf Wolfsburger Eis war der Münchner Kapitän endlich am Ziel seiner Träume. „Ich bin einfach nur froh, dass ich das Ding gewonnen habe“, sagte der 35-Jährige nach dem 5:3-Triumph im vierten Play-off-Finale gegen die Grizzlys: „Es ist eine Riesenlast, die von einem abfällt.“Als Zuschlag gab es aus den Händen von Franz Reindl die Auszeichnung als bester Spieler des Finales. „So ein Spieler mit so einer Karriere – und dann so ein Abschluss“, sagte der Präsident des Deutschen Eishockey-Bundes, „das ist gewaltig. Er ist immer ein bisschen unterschätzt worden. Aber er hat immer eine Führungsrolle übernommen. Er macht jede Mannschaft besser.“Am Freitag war Wolf auch noch sein erstes Endspieltor gelungen, das 278. seiner Laufbahn in der DEL. Dass er erst vor zwei Jahren die „kleinen“Iserlohner verließ, um zu einem Titelkandidaten zu wechseln, bereut er nicht: „Ich habe überhaupt keinen Grund zu sagen: warum, hätte, wenn und aber.“
Dass München mit den BrauseMillionen des österreichischen Milliardärs Dietrich Mateschitz die richtige (Titel-)Wahl war, bewies der Vorrundenerste eindrucksvoll in den Play-offs. Nur zwei Niederlagen im Viertel- und Halbfinale gegen Straubing und Köln, dann der beeindruckende „Sweep“im Finale – mit Meistermacher Don Jackson an der Bande, der schon mit den Eisbären Berlin fünf Titel gewonnen hatte, war der Ligakrösus nicht zu stoppen.
Und nun? „Ich bin fest davon überzeugt, dass Eishockey seinen Platz auch in München findet“, sagte Nationalspieler Frank Mauer, „wir haben das Fundament gelegt.“Entscheidend – auch für ein langfristiges Engagement von Dietrich Mateschitz – wird sein, ob der Meister in absehbarer Zeit eine neue Arena erhält. Die Pläne für ein 10 000 Zuschauer fassendes, 100 Millionen Euro teures Domizil liegen vor, doch erste Gespräche mit den Basketballern des FC Bayern über eine gemeinsame Nutzung scheiterten. „Ich kann nur hoffen, dass man das Projekt durchzieht“, sagte Franz Reindl. Vorerst ist München zwar Eishockey-Meister, aber noch keine Eishockey-Stadt. „In Mannheim“, merkte Mauer – vor einem Jahr bereits Champion mit den Adlern – an, „leben die Leute für Eishockey. Das war alles einen Zacken schärfer.“