Einfach nicht in den Tunnel
Kerber verpasst Halbfinale bei den WTA-Finals
SINGAPUR (dpa/SID) - Eigentlich war alles ganz einfach: Angelique Kerber hätte bei den WTA-Finals in Singapur in ihrem letzten Gruppenspiel nur einen Satz gewinnen müssen, um als erste Deutsche seit Steffi Graf 1998 ins Halbfinale der TennisWM einzuziehen. Ein Satz, das sollte doch wohl machbar sein, zumal ihre Gegnerin Lucie Safarova gar keine Chancen mehr auf das Weiterkommen hatte. Doch gerade diese vermeintlich einfache Ausgangsposition war es, an der Kerber scheiterte. Die Kielerin unterlag der Tschechin klar mit 4:6, 3:6 und musste ihre Koffer packen, anstatt heute die Russin Maria Scharapowa zu fordern.
„Dieses ergebnisorientierte Spiel ist etwas, was ich nie mache“, sagte Angelique Kerber nach ihrem bitteren Jahresabschluss. In ihrem Frust über die eigene schlechte Leistung ärgerte sich die 27-Jährige sogar über den Turniermodus. „Das ist nicht fair“, sagte sie, „wenn es um etwas geht, sollte man wie zum Beispiel beim Fußball parallel spielen.“All die Rechnerei vor der entscheidenden Partie, klagte die deutsche Nummer 1 weiter, habe sie „am Ende fertig gemacht“. Und so wirkte Kerber im Singapore Indoor Stadium vom ersten Ballwechsel an verkrampft. „Ich habe nie meinen Rhythmus gefunden“, sagte sie nach den 87 Minuten, „ich bin einfach nicht in den Tunnel gekommen.“Stimmt: Zu keiner Zeit konnte Anqelique Kerber an ihre gu- ten Leistungen beim Auftaktsieg gegen die Tschechin Petra Kvitova oder bei der achtbaren Niederlage gegen ihre spanische Angstgegnerin Garbiñe Muguruza anknüpfen.
Dass Muguruza im ersten Spiel das Tages Kvitova mit 6:4, 4:6, 7:5 geschlagen und der Deutschen die Tür zum Halbfinale damit weit aufgestoßen hatte, erwies sich für diese im Endeffekt als Bumerang. „Sie war von Anfang an nicht frei, hat zu viel gedacht und hat dann angefangen zu zweifeln“, analysierte Bundestrainerin Barbara Rittner. Kerber agierte gegen die French-Open-Finalistin letztlich viel zu passiv und geriet so oft in Bedrängnis. Ihr Fazit folglich? „Ich werde versuchen, das Spiel so schnell wie möglich zu vergessen.“