Trossinger Zeitung

Fitness boomt und wird zunehmend digital

Die Digitalisi­erung hat den Sport erreicht – Mit Fitness-Apps oder tragbaren Trainingsg­eräten kämpfen die Hersteller um Kunden

- Von Simone Hett

FRANKFURT (dpa) - Der Kampf um sportbegei­sterte Kunden hat eine neue Dimension erreicht. Längst reicht es für Sportartik­elherstell­er nicht mehr aus, nur hippe Schuhe, Shirts oder Hosen zu entwerfen. Die Digitalisi­erung ist auch in der Fitnesswel­t in vollem Gange.

Online-Sportstudi­os locken mit Work-Outs im heimischen Wohnzimmer, Fitness-Apps finden Zugang auf immer mehr Handys und tragbare Messgeräte zur Fitnessübe­rwachung können inzwischen weit mehr als nur den Herzschlag messen. Sportkonze­rne und Technologi­eunternehm­en wittern gleicherma­ßen das große Geschäft.

„Fitnessinh­alte per Smartphone, Tablet oder Smart TV abzurufen, ist mittlerwei­le für viele Verbrauche­r selbstvers­tändlich“, sagt Karsten Hollasch, Partner beim Marktforsc­hungsinsti­tut Deloitte. Auf der Beliebthei­tsskala rangierten FitnessApp­s weit oben und auch der Markt für tragbare Messgeräte wachse.

Der Verkauf dieser sogenannte­n Wearables, wie Armbänder oder Uh- ren, die zurückgele­gte Distanzen messen oder Kalorien zählen, wird rasant steigen, ist auch das Marktforsc­hungsinsti­tut IDC überzeugt: Von 29 Millionen Stück im Vorjahr auf voraussich­tlich 76 Millionen in diesem Jahr. 2019 könnten dann weltweit sogar mehr als 173 Millionen dieser Gadgets abgesetzt werden, schätzen die Experten. „Die große Vielfalt der Produkte zeigt, dass der Markt inzwischen eine gewisse Reife erreicht hat“, sagt Ben Arnold, Analyst des Marktforsc­hers NPD Group. Anregungen für das Training Als weltweit führend bei den Wearables gilt derzeit das US-Unternehme­n Fitbit, das im Juni an die Börse gegangen ist. Doch die Konkurrenz ist rührig, vor allem dem Technologi­ekonzern Apple, der im Frühjahr den viel beachteten Marktstart seiner Apple-Watch zelebriert hat, trauen Experten noch viel zu.

Auch Sportkonze­rne mischen bei dieser Entwicklun­g mit, Branchenfü­hrer Nike sogar schon recht lange. Das US-Unternehme­n hat seit 2012 mit dem „Fuelband“ein eigenes Fitness-Armband am Start und davon bereits über 30 Millionen Stück verkauft. Inzwischen konzentrie­rt sich der Konzern aber stärker auf die Entwicklun­g von Software, über die er sich mit seinen Kunden besser vernetzen kann. „Die digitalen Erfahrunge­n werden immer stärker auch die Entwicklun­g unserer Produkte bestimmen“, sagt Nike-Chef Mark Parker. Um die tragbaren Messgeräte herum sind sowohl bei Nike als auch bei der Konkurrenz ganze Fitness-Plattforme­n entstanden, auf denen sich die Nutzer austausche­n können, ihre Trainingsf­ortschritt­e sehen, sich Ernährungs­tipps oder Anregungen für das nächste Training holen. Auch wird bereits daran getüftelt, wie man Technik stärker in die Sportausrü­stung einbinden kann, etwa durch eingebaute Chips in den Schuhen oder Sensoren in der Kleidung.

Experten wie Sam Poser, Analyst beim Finanzdien­stleister Sterne Agee, sehen in der digitalen Aufrüstung der Sportartik­ler ein Mittel zum Zweck: Es gehe darum, die Marke zu stärken, Kunden zu binden und letztendli­ch darum, mehr Sportartik­el zu verkaufen.

Das weiß auch Nike-Konkurrent Adidas, der mit seinem Fitnesssys­tem MiCoach am Start ist. „Wir müssen sowohl die Kaufgewohn­heiten und den Fitnesszus­tand der Konsumente­n kennen, als auch ihre Motivation für den Sport, ihre Ziele, Orte, an denen sie sportlich aktiv sind und ihren Lebensstil verstehen“, beschreibt Adidas seine Strategie. Anfang August übernahm Adidas Runtastic, einen Anbieter von Fitnessund Gesundheit­sapps, an dem die Franken bislang nur beteiligt waren. Die 70 Millionen registrier­te Nutzer sind ein wahrer Schatz an Kundendate­n für Adidas und das Unternehme­n blätterte 220 Millionen Euro hin.

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FOTO: DPA Programme wie die Fitness- App „ Freeletics“helfen Sportlern, ihre Leistung zu erfassen und zu kontrollie­ren.

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