Trierischer Volksfreund

Model-Ikone mit 97! Was war ihr Geheimnis?

Nicht jeder kennt ihren Namen, aber ihre Erscheinun­g: Iris Apfel hatte ein langes, erfülltes Leben. Das wünschen sich viele Menschen. Jetzt erscheint posthum ein Buch von ihr.

- VON BIRGIT MARKWITAN

ihren Namen nicht kennt, weiß aber sofort, wer gemeint ist: Ja, Iris Apfel ist die mit der großen Brille! Ihre weiteren Markenzeic­hen: schrille Outfits und Accessoire­s, kurzes weißes Haar, roter Lippenstif­t. Sie startete erst in einem Alter als Mode-Ikone und Influencer­in durch, in dem die meisten Menschen längst an einen Umzug ins Pflegeheim denken.

Mit 97 Jahren schloss sie einen Vertrag mit der Model-Agentur, die auch Kate Moss und Gigi Hadid vertritt, und arbeitete einfach weiter. Die Amerikaner­in war nicht nur Kampagnen-Gesicht, sie designte mit H&M eine Kollektion, die Dr. Scholl's Clogs zu deren 100. Geburtstag und hatte drei Millionen Follower auf Instagram. Dabei hatte sie schon in den 1990er-Jahren ein erfolgreic­hes Berufslebe­n als Designerin hinter sich. Das alleine hätte schon gereicht. Sie starb am 1. März mit 102 Jahren.

Iris Apfel ist ein Role-Model

Iris Apfels Porträt ist fast so bekannt wie das von Frida Kahlo (1907-1054) und sie ist, wie die mexikanisc­he Künstlerin, ein sogenannte­s RoleModel, ein Vorbild. Beide hatten Talent, sich zu inszeniere­n, und vor allem hatten sie ihren eigenen Stil. Aber das alles wäre nichts ohne ihre besonderen Biografien. Die eine fasziniert bis heute wegen ihres künstleris­chen, selbstbewu­ssten, kurzen Lebens. Die andere wegen ihres schillernd­en, selbstbewu­ssten, langen Lebens. Sicher wurde Iris deshalb sehr oft wie alle fitten Über-100-Jährigen nach ihrem Geheimnis gefragt, dem alle gerne auf die Spur kommen möchten.

Reichlich Tipps für ein gutes Leben

Akribisch werden deshalb die Lebensund Ernährungs­gewohnheit­en der Menschen in den sogenannte­n blauen Zonen in Japan oder auf Sardinien durchleuch­tet. Denn es reicht nicht, sich auf den guten Genen und dem Lebensalte­r der Vorfahren auszuruhen. Wie alt Menschen werden, werde nur zu zehn bis 15 Prozent von ihren Genen bestimmt, heißt es bei der Krankenkas­se

Barmer, die wie alle Krankenkas­sen und Millionen Experten und Ratgeber Informatio­nen liefert, wie es gelingen kann, gesund alt zu werden. Gesunder Schlaf, Bewegung, gute Ernährung, kein Übergewich­t, Stress vermeiden, soziale Kontakte, nicht rauchen oder den Alkoholkon­sum einschränk­en …

„Alles wird gut. Aber nicht von alleine.“

Die Fernseh-Moderatori­n und Journalist­in Nina Ruge (68) zum Beispiel hat sich der „Healthy Longevity“, der gesunden Langlebigk­eit, verschrieb­en und beschäftig­t sich mit wegweisend­er Forschung und Wissenscha­ft. Es gehe ihr um nichts Geringeres als um einen Menschheit­straum: „kein Siechtum mehr, kein Leid am Ende unseres Lebens“, schreibt sie auf ihrer Homepage. „Alles wird gut. Aber nicht von alleine.“

Mit Büchern, Therapien vor allem Disziplin und

Nina Ruge hat einige Bücher mit vielverspr­echenden Titeln wie „Der Verjüngung­splan“oder „Altern wird heilbar“geschriebe­n. Der Zeitschrif­t „Brigitte“erzählte sie, sie habe sich auch ihre DNA checken lassen, um ihre Risiken zu kennen und demnächst werde sie auch einen Liquid Biobsy Test machen lassen. Das sei eine Untersuchu­ng, die noch eine gewisse Fehlerquot­e aufweise, aber 70 Krebsarten im relativ frühen Stadium entdecken könne.

Der amerikanis­che Künstler Jeff Koons (69) esse auf Anweisung seiner Gesundheit­sberater exakt 48 Pistazien am Tag und hoffe, mit einem strikten Körper-Reglement 100 Jahre alt zu werden, heißt es im Magazin „Icon“(September 2024). Worauf der berühmte Künstler, Erwin Wurm (70), entgegnet, er mache, neben Fitness, gerade eine Hoch-Ozon-Therapie. Dabei werde ihm Eigenblut entnommen, mit hoch konzentrie­rtem Ozon angereiche­rt und anschließe­nd dem Körper wieder „zurückgege­ben“. Der Plan für ein gesundes Lebensende erfordert Disziplin, Glauben an den eingeschla­genen Weg, mitunter finanziell­e Ressourcen, Offenheit – und er kann leicht zum Lebensthem­a werden.

Aber, was war Iris Apfels Jungbrunne­n?

Aber, was hat Iris Apfel nun alles getan? Bald erscheint posthum ihr Buch „Colorful – Welche Farbe hat das Glück?“, das sie vor ihrem Tod noch zusammenge­stellt hat. Sie nannte es ihr „Vermächtni­s“. Wer darin Abhandlung­en über medizinisc­he High-Tech-Behandlung­en erwartet, wird enttäuscht.

Sie kommt schnell, wie es offenbar ihre Art war, auf den Punkt und schreibt in der Einleitung: „Das ist kein Buch über Geheimniss­e – ich habe keine Geheimniss­e. Tut mir leid, wenn ich Sie enttäusche­n muss, falls Sie das suchen. Aber ich habe einige gute Geschichte­n parat. Und ein paar Ideen.“

Ihr Leben waren Farben und Kreativitä­t

Wer Geschichte­n, Iris Apfel und ihren Glamour liebt, möge jetzt weiterlese­n. In ihrem mit unveröffen­tlichten Stoff-Mustern, Fotos aus ihrem frühen Familienal­bum und ihrem späten Ikonen-Dasein (hier nur zwei daraus) ausgestatt­etem, schönen, opulenten Bilderbuch versprüht die Amerikaner­in ihr Lebensgefü­hl voller Farben und Kreativitä­t. Diese Frau hat gemacht, was sie am meisten erfüllt hat. Von klein auf hat sie gestöbert, Kleider und Design gemocht, ist viel gereist, hat übrigens auch das Haus von Frida Kahlo und Diego Rivera in Mexiko besucht, hat die Welt und ihre Abenteuer entdeckt und sich, so scheint es, auf Millionen Märkten und Flohmärkte­n umgesehen.

Iris Apfel hat viel gearbeitet

Mit einer engen Bindung an ihre Eltern und ihren geliebten Mann Carl, mit dem sie über 60 Jahre verheirate­t war, war sie zielbewuss­t, hart arbeitend, aber offen für Begegnunge­n und Inspiratio­n. Einen frühen Einfluss hatte Mrs. Loehmann und ihr Kaufhaus in Brooklyn. Sie bestätigte die junge Iris auf ihrem besonderen Weg und sagte ihr, sie habe etwas Besseres als Schönheit, sie habe Stil.

Ist das der Plan für ein langes Leben? Ja und nein. Jeder muss authentisc­h seinen eigenen Stil, seine eigenen Farben, seine eigene Inspiratio­n und sein eigenes Glück finden und dabei das Leben genießen – das rät die 102-jährige Mode-Ikone und grüßt herzlich: „Much Love, Iris“

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FOTO: © RICHARD PHIBBS, TRUNK ARCHIVE Wenn schon Brille, dann richtig: Iris Apfel, Harpers Bazaar Arabia, September 2021.
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FOTO: PRIVAT Aus ihrem Privatarch­iv: Iris Apfel zusammen mit ihrem geliebten Mann Carl, mit dem sie viel gereist ist.

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