Viele Neonazis aus der Region unter den Gästen
Polizei bestätigt: Ehemalige Mitglieder der verbotenen rechtsextremen Gruppierung „Combat 18“waren bei der Party dabei.
red) Keine zerknitterten Pamphlete, keine Zigarettenkippen, keine leeren Bierdosen. Am Montagvormittag sieht das Gelände der Schutzhütte in Greimerath an der A1 nahe Wittlich sauber und ordentlich aus. Vertreter der Ortsgemeinde haben aufgeräumt. Nichts deutet mehr darauf hin, dass in der Waldhütte am Samstagabend eine rechtsextreme Veranstaltung über die Bühne gegangen ist, welche die Polizei mit einem starken Aufgebot beendet hatte (wir berichteten).
Das Polizeipräsidium Trier hatte im Vorfeld durch einen Hinweis erfahren, dass für den 4. Mai im Großraum Wittlich eine „konspirativ organisierte rechtsextremistische Musikveranstaltung“stattfinden sollte und den Veranstaltungsort herausgefunden. Gegen 21 Uhr am Abend war das Neonazikonzert dann auch schon vorbei. Während des Einsatzes wurden 56 Personen überprüft, von denen die Polizei 44 zweifelsfrei der rechtsextremistischen Szene zuordnen konnte. Neben dem Widerstand und der Beleidigung wurden zwei Strafanzeigen wegen des Verdachts des Verwendens von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen erstattet und sieben Gegenstände sichergestellt.
Aber woher kamen die Neonazis, die dachten, sie könnten ungestört in der Waldhütte bei Greimerath nahe der Autobahn A1 ein rechtsextremes Konzert organisieren? Und welchen rechtsextremen Gruppierungen sind die Teilnehmer überhaupt zuzurechnen? Wie das Präsidium auf Anfrage unserer Zeitung erklärt, „rekrutierten sich die Teilnehmer schwerpunktmäßig aus dem Raum Trier/Wittlich/ Koblenz, Pfalz, Saarland, Nordrhein-Westfalen, Baden-Württemberg sowie Mecklenburg-Vorpommern.“
Die Anzahl der Einheimischen aus dem Raum Trier/Wittlich/Mosel belief sich laut Polizei auf circa 20 Personen. Ein Teil der Rechtsextremen reiste aus dem Bundesgebiet an. Die Hälfte der rechtsextremen Konzertbesucher kam jedoch aus der Region Trier. Auch der Veranstalter, der die Schutzhütte unter falschem Vorwand für eine „private Feier“angemeldet hatte, stammt laut Polizeiangaben aus der Region Trier. „Zum Zeitpunkt unserer Kontrolle wurden zwei Liedermacher festgestellt, die der rechten Szene angehören“, erklärt die Polizei. Nach Auflösung der Veranstaltung ermittelt die Polizei nun gegen vier Personen „wegen der Verdachtslagen auf einen Widerstand, einer Beleidigung, zweimal wegen des Verwendens von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen und einmal wegen eines Verstoßes gegen das Waffengesetz“. Mehrere Veranstaltungsteilnehmer waren laut Polizeiangaben früher Mitglieder der mittlerweile verbotenen Vereinigung Combat 18 und davor der Chaos Crew Wittlich. Das Bundesinnenministerium hatte die rechtsextreme Neonazi-Vereinigung „Combat 18“im Jahr 2020 verboten. Sowohl im Zusammenhang mit dem Mord an Walter Lübcke als auch dem NSU tauchte der Name der militant klingenden Gruppe „C18“, wie die Vereinigung in der Szene auch genannt wird, wiederholt auf. Der deutschen C-18-Division sollen etwa 50 Rechtsextreme angehört haben.
Einer davon stammte nach Informationen unserer Zeitung ursprünglich aus dem Kreis Cochem-Zell und zählte einst zu den führenden Köpfen der vor 15 Jahren überwiegend an der Mittelmosel aktiven „Chaos Crew“(CC). Die Gruppierung aus Wittlich gilt jedoch laut Experten bereits seit längerer Zeit als nicht mehr wirklich aktiv. Der Polizei liegen derzeit keine Erkenntnisse zu einer „manifestierten rechten Szene“vor, wohl jedoch zu Einzelpersonen, die zum Teil untereinander und mit anderen Gruppierungen überörtlich vernetzt sind.