Viel Wirbel um den „Spargel-Schock“
Weil seine Spargelgerichte überteuert seien, wird Thomas Herrig im Internet angegriffen. Zu Unrecht, sagt er. Und legt mit voller Transparenz seine Kalkulation offen.
Herrig ist niemand, der vor einer Diskussion zurückschreckt. Manchmal thematisiert oder unternimmt er Dinge, bei denen absehbar ist, dass das in sozialen Medien Debatten provoziert. Zweimal hat Herrig das erlebt.
Die Themen: einmal Corona-Einschränkungen, einmal Veganisierung seiner Speisekarte. Jetzt wieder. Das Thema, diesmal (eigentlich) weniger verfänglich: Spargel. Dass die Leute so doll eskalieren, hätte
der Betreiber des Gasthaus Herrig in Meckel nicht gedacht, als er bei Facebook eine Karte mit seinen Spargelgerichten postete.
Doch dann ging es los: Herrig wurde für seine Preise teilweise angefeindet. Angegriffen. Angeklagt. Überregionale Medien sprangen darauf auf, schrieben teilweise vom „Spargel-Schock in der Eifel!“
Was war passiert? Eigentlich nichts. Zumindest nichts, was einen Schock auslösen dürfte. Die Kommentatoren rieben sich an Herrigs Preisen ab. Schrieben Dinge wie: „Bei den Preisen vergeht einem der Appetit“, „Seid ihr noch ganz fix!“, oder dass sie dann lieber Freunde einladen und selbst kochen würden. Also, alles viel zu teuer?
Schauen wir uns das mal genauer an: Thomas Herrig bietet eine Portion frischen Spargel (500 Gramm Rohgewicht, davon geht bei der Verarbeitung noch etwas ab) mit Butterkartoffeln und Sauce Hollandaise sowie verschiedenen Zugaben (Schnitzel, Lachs, oder Schinken) an. Der Einfachheit halber blicken wir auf die Preise für die „Standardnur mit Kartoffeln. Kostet bei Herrigs 23,90 Euro. Zum Vergleich: Das Hotel Louis Müller in Bitburg berechnet für das gleiche Gericht (250 Gramm Spargel) 18,50 Euro. Die Spargelcremesuppe kostet in Bitburg 5,90 Euro, in Meckel 6,90 Euro. Man sieht: Preise, die vergleichbar sind.
Und gerechtfertigt – findet Thomas
Herrig selbst. „Jeder, der sauber kalkuliert, muss solche Preise verlangen“, sagt er im Gespräch mit unserer Zeitung.
Um das auch der sozialen Mediengemeinde zu erklären, ging der Gastronom in die Offensive und legte transparent seine Kalkulation dar. „Ich will mich ja rechtfertigen“, meint er. Er beschrieb die Kosten für Wareneinsatz, Personal, Energie und Co. Erklärte, dass andere Gerichte profitabler seien. Und erntete dafür Lob von anderen Gastronomen, die Herrig als „Kochkoryphäen“bezeichnet.
Dass die Gerichte teurer geworden seien als noch vor einigen Jahren, sei klar, sagt Herrig: „Es ist beim Preisgefüge nichts mehr wie vor vier
Jahren“, meint er. Vor allem im vergangenen Jahr sei vieles gestiegen. Mindestlohn, Energiekosten. „Ich muss dieses Jahr eigentlich für jedes Gericht 18 Prozent mehr verlangen“, erklärt der Gastronom.
Irgendwann reichte es Thomas Herrig dann doch. Nach 244 Meinungen unter dem Beitrag schloss er die Kommentarfunktion. Seinen eigenen Gästen dürfte er damit nicht auf die Füße getreten sein. „Die blöden Kommentare kamen nur von außerhalb“, sagt Thomas Herrig. Die Leute seien oft schlecht informiert. In seinem Restaurant selbst habe es keine Kritik von Kunden gegeben. Und auch auf Facebook verteidigten ihn zudem viele Nutzer und Nutzerinnen.