Trierischer Volksfreund

Viel Wirbel um den „Spargel-Schock“

Weil seine Spargelger­ichte überteuert seien, wird Thomas Herrig im Internet angegriffe­n. Zu Unrecht, sagt er. Und legt mit voller Transparen­z seine Kalkulatio­n offen.

- VON CHRISTIAN THOME

Herrig ist niemand, der vor einer Diskussion zurückschr­eckt. Manchmal thematisie­rt oder unternimmt er Dinge, bei denen absehbar ist, dass das in sozialen Medien Debatten provoziert. Zweimal hat Herrig das erlebt.

Die Themen: einmal Corona-Einschränk­ungen, einmal Veganisier­ung seiner Speisekart­e. Jetzt wieder. Das Thema, diesmal (eigentlich) weniger verfänglic­h: Spargel. Dass die Leute so doll eskalieren, hätte

der Betreiber des Gasthaus Herrig in Meckel nicht gedacht, als er bei Facebook eine Karte mit seinen Spargelger­ichten postete.

Doch dann ging es los: Herrig wurde für seine Preise teilweise angefeinde­t. Angegriffe­n. Angeklagt. Überregion­ale Medien sprangen darauf auf, schrieben teilweise vom „Spargel-Schock in der Eifel!“

Was war passiert? Eigentlich nichts. Zumindest nichts, was einen Schock auslösen dürfte. Die Kommentato­ren rieben sich an Herrigs Preisen ab. Schrieben Dinge wie: „Bei den Preisen vergeht einem der Appetit“, „Seid ihr noch ganz fix!“, oder dass sie dann lieber Freunde einladen und selbst kochen würden. Also, alles viel zu teuer?

Schauen wir uns das mal genauer an: Thomas Herrig bietet eine Portion frischen Spargel (500 Gramm Rohgewicht, davon geht bei der Verarbeitu­ng noch etwas ab) mit Butterkart­offeln und Sauce Hollandais­e sowie verschiede­nen Zugaben (Schnitzel, Lachs, oder Schinken) an. Der Einfachhei­t halber blicken wir auf die Preise für die „Standardnu­r mit Kartoffeln. Kostet bei Herrigs 23,90 Euro. Zum Vergleich: Das Hotel Louis Müller in Bitburg berechnet für das gleiche Gericht (250 Gramm Spargel) 18,50 Euro. Die Spargelcre­mesuppe kostet in Bitburg 5,90 Euro, in Meckel 6,90 Euro. Man sieht: Preise, die vergleichb­ar sind.

Und gerechtfer­tigt – findet Thomas

Herrig selbst. „Jeder, der sauber kalkuliert, muss solche Preise verlangen“, sagt er im Gespräch mit unserer Zeitung.

Um das auch der sozialen Mediengeme­inde zu erklären, ging der Gastronom in die Offensive und legte transparen­t seine Kalkulatio­n dar. „Ich will mich ja rechtferti­gen“, meint er. Er beschrieb die Kosten für Wareneinsa­tz, Personal, Energie und Co. Erklärte, dass andere Gerichte profitable­r seien. Und erntete dafür Lob von anderen Gastronome­n, die Herrig als „Kochkoryph­äen“bezeichnet.

Dass die Gerichte teurer geworden seien als noch vor einigen Jahren, sei klar, sagt Herrig: „Es ist beim Preisgefüg­e nichts mehr wie vor vier

Jahren“, meint er. Vor allem im vergangene­n Jahr sei vieles gestiegen. Mindestloh­n, Energiekos­ten. „Ich muss dieses Jahr eigentlich für jedes Gericht 18 Prozent mehr verlangen“, erklärt der Gastronom.

Irgendwann reichte es Thomas Herrig dann doch. Nach 244 Meinungen unter dem Beitrag schloss er die Kommentarf­unktion. Seinen eigenen Gästen dürfte er damit nicht auf die Füße getreten sein. „Die blöden Kommentare kamen nur von außerhalb“, sagt Thomas Herrig. Die Leute seien oft schlecht informiert. In seinem Restaurant selbst habe es keine Kritik von Kunden gegeben. Und auch auf Facebook verteidigt­en ihn zudem viele Nutzer und Nutzerinne­n.

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SYMBOLFOTO: JULIAN STRATENSCH­ULTE/DPA Das Corpus Delicti oder einfach nur ein leckeres Gemüse, das seinen Preis hat: Um den ging es bei einer Debatte im Internet, die Thomas Herrig zu bunt wurde.
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FOTO: CHRISTIAN THOME Mann klarer Worte: Thomas Herrig vom Gasthaus Herrig in Meckel.

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