Trierischer Volksfreund

Sparzwang: Werden in der Region weitere Kliniken geschlosse­n?

In Hermeskeil und Gerolstein gibt es nur noch ambulante Versorgung. Auch in Wittlich und Bernkastel stehen Veränderun­g an. Worauf sich Patienten einstellen müssen.

- VON BERND WIENTJES

Es gibt zu viele Kliniken in Deutschlan­d. Vor allem zu viele kleine. Daher sind die Gesundheit­sausgaben in Deutschlan­d europaweit die höchsten. Deswegen braucht es eine Krankenhau­sreform. So lässt sich (knapp) zusammenfa­ssen, wie Bundesgesu­ndheitsmin­ister Karl Lauterbach (SPD) begründet, dass sich die Klinikland­schaft verändern muss. Weniger Betten, mehr spezialisi­erte Häuser. Welche Konsequenz­en das hat, zeigt sich in der Region. Derzeit gibt es (noch) insgesamt acht Krankenhäu­ser: Neben den beiden Großklinik­en in Trier sind das Kliniken in Bitburg, Wittlich, Prüm, Daun, Saarburg und Hermeskeil.

Kürzlich verkündete­n das Trierer Mutterhaus und die Marienhaus­Gruppe, zu der die Kliniken in Bitburg, Hermeskeil und Gerolstein gehören, dass sie künftig enger zusammenar­beiten wollen. Damit soll, so heißt es, „die zukünftige Versorgung in weiten Teilen des Kreises Trier-Saarburg sowie des Eifelkreis­es Bitburg-Prüm zukunftssi­cher ausgestalt­et werden“. Wie diese Zukunftssi­cherung aussieht, zeigte sich nur eine Woche später nach der Ankündigun­g der Kooperatio­n der beiden Klinikträg­er: Die Marienhaus-Gruppe macht aus dem Hermeskeil­er Krankenhau­s ein Medizinisc­hes Versorgung­szentrum, in dem Patienten überwiegen­d nur noch ambulant versorgt werden. Von den derzeit noch 138 Betten sollen noch 20 für Akutpatien­ten übrig bleiben. Für die Rehabilita­tion von Älteren sind 70 Betten geplant. Eine Notaufnahm­e wird es nicht mehr geben, größere Operatione­n etwa an Knie oder Hüfte werden in Hermeskeil künftig nicht mehr durchgefüh­rt. Als Begründung für die Quasi-Schließung des Krankenhau­ses im Hochwald führt die

Marienhaus-Gruppe die „zunehmend schwierige wirtschaft­liche Situation“an. Mit einer ähnlichen Begründung reduzierte der gleiche Träger im vergangene­n Jahr das Angebot im Gerolstein­er Krankenhau­s. Dort finden überwiegen­d ambulante Behandlung­en statt.

Grundlegen­de Umstruktur­ierungen stehen auch im Verbundkra­nkenhaus Bernkastel/Wittlich an. Der Klinikbetr­ieb soll künftig effiziente­r und kostengüns­tiger werden, kündigte der Klinikträg­er, die Cusanus Trägergese­llschaft Trier, an. Statt an beiden Standorten zum Teil das gleiche Angebot vorzuhalte­n, soll es eine Konzentrat­ion geben. Schwere Fälle werden künftig in Wittlich behandelt, leichtere in Bernkastel. So ähnlich könnte auch die Zukunft des Saarburger Krankenhau­ses aussehen. Dessen Träger, der Kreis TrierSaarb­urg, hat eine Kooperatio­n mit dem Trierer Brüderkran­kenhaus beschlosse­n. Seit Jahren schreibt die Klinik in Saarburg (240 Betten) rote Zahlen.

Jörn Simon, Leiter der Techniker Krankenkas­se ( TK) in RheinlandP­falz, plädiert für eine verstärkte Konzentrat­ion und Spezialisi­erung im Krankenhau­sbereich. Als begrüßensw­ertes Beispiel nennt er die Kooperatio­n der Marienhaus-Gruppe mit dem Mutterhaus. „Es wäre wünschensw­ert, dass sich auch weitere Kliniken im Land zusammentu­n und sich besser abstimmen, um nicht an zu vielen Standorten in räumlicher Nähe eine Vielzahl gleicher Leistungen anzubieten“, sagte Simon unserer Redaktion. Vor allem kleine Krankenhäu­ser mit weniger als 300 Betten würden häufig ein Defizit machen. Bis auf die beiden Trierer Kliniken und das Verbundkra­nkenhaus Bernkastel/Wittlich haben alle Krankenhäu­ser in der Region weniger als 300 Betten.

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