Trierischer Volksfreund

Boeing liefert nicht: Streicht Ryanair Verbindung­en am Hahn?

Der Chef der irischen Airline hat angekündig­t, Flüge im Sommerflug­plan zu streichen. Das hat wohl auch Auswirkung­en auf die Ticketprei­se.

- VON BERND WIENTJES Produktion dieser Seite: Ralf Jakobs

Der Hahn sei für Ryanair ein wichtiger Flughafen. Er habe Potenzial, sei gut erreichbar und garantiere eine schnelle Abfertigun­g. Derart lobte kürzlich der Vize-Chef der irischen Fluggesell­schaft, Eddie Wilson, den Hunsrückfl­ughafen. Dabei kündigte er auch an, dass Ryanair dauerhaft auf dem Hahn bleibe und man dort weiter wachsen wolle. Als einen ersten Schritt werde man ab kommenden Sommerflug­plan (der ab Ende März gilt) eine weitere Maschine dort stationier­en, eine neue Boeing 737. Derzeit hat Ryanair zwei Flugzeuge auf dem Hahn. Die zusätzlich­e Boeing habe einen Investitio­nswert von 100 Millionen US-Dollar für den Hahn, sagte Wilson. Das dürfte in etwa dem Preis entspreche­n, den Ryanair für ein Flugzeug dieses Typs bezahlt. Doch kommt dieses zusätzlich­e Flugzeug überhaupt?

Wird Ryanair zusätzlich­es Flugzeug auf dem Hahn stationier­en?

Die Airline hatte über 100 Boeing 737 MAX 8 bestellt. Bis Ende April sollten 57 davon an Ryanair ausgeliefe­rt sein. Nun habe der Flugzeugba­uer aber mitgeteilt, dass er bis Ende Juni etwa 50 Maschinen liefern könne, teilte Ryanair-Boss Michael O'Leary mit. „Wir wissen nicht, wie viele Flugzeuge wir von Boeing bekommen werden“, sagte er.

Als Grund für die Lieferprob­leme nennt Boeing erhöhte Qualitätsa­nforderung­en.

Hintergrun­d dürften unter anderem Probleme mit den Flugzeugrü­mpfen bei den 737-Jets sein. Offenbar hat es falsch gebohrte Löcher in Rümpfen gegeben. Anfang Januar musste zudem ein Flugzeug vom Typ 737-9 Max notlanden, nachdem sich ein Türstopfen löste und herausbrac­h, der einen Ausgang abdeckte. In der Kabine ist es daraufhin zu einem Druckverlu­st gekommen, Gegenständ­e wurden nach draußen gesaugt, ernsthaft verletzt wurde bei dem Zwischenfa­ll niemand.

Die verspätete Auslieferu­ng der Maschine habe für Ryanair konkrete Auswirkung­en, kündigte O'Leary an. Wenn man weniger Flugzeuge bekomme, müsse man möglicherw­eise Flüge aus dem Sommerflug­plan streichen.

Hat die verspätete Lieferung von neuen Flugzeugen Auswirkung­en für den Triwo Hahn Airport?

Diese Ankündigun­g dürfte die Verantwort­lichen auf dem Hahn, der sich seit Mai vergangene­n Jahres im Besitz des Trierer Projektent­wicklers Triwo befindet, aufhorchen lassen. Über 30 Verbindung­en will Ryanair im Sommer vom Hunsrück aus anbieten. Erst kürzlich wurde bekannt, dass ab Juni auch Budapest als neues Ziel hinzukommt.

Welche Auswirkung­en haben die Lieferprob­leme bei Boeing und die geringere Zahl an neuen Flugzeugen für den Triwo Hahn Airport, wie der Flughafen seit fast einem Jahr offiziell heißt? Ryanair bestätigte auf Anfrage unserer Redaktion die Aussagen, dass wegen verzögerte­r Auslieferu­ng der Maschinen über

Kürzungen im Sommerflug­plan nachgedach­t werde. Man habe dem zurzeit nichts hinzuzufüg­en, hieß es aus der Konzernzen­trale im irischen Dublin. Unklar ist damit auch, ob, wie geplant, ein weiteres Flugzeug auf dem Hahn stationier­t wird. Man werde sich zu den Auswirkung­en

zu gegebener Zeit äußern, hieß es.

Darum will Ryanair die Ticketprei­se in diesem Jahr erhöhen

Was aber klar zu sein scheint: Ryanair will seine Ticketprei­se in diesem Sommer erhöhen. Um etwa fünf bis zehn Prozent kündigte O'Leary an. Ein Grund dafür sei, dass die Airline wegen eines geringeren Flugzeugbe­standes weniger Passagiere als prognostiz­iert transporti­eren könnte. Konkret nannte O'Leary ein Minus von fünf Millionen Passagiere im laufenden Geschäftsj­ahr.

Rund 1,7 Millionen Passagiere wurden im vergangene­n Jahr auf dem Hahn gezählt. Neben Ryanair fliegt unter anderem auch die ungarische WizzAir. Diese hat ihr Flugangebo­t auf dem Hahn – wie auch auf anderen Airports – reduziert. Wegen Triebwerks­problemen müssen die WizzAir-Maschinen vom Typ Airbus A320 nach und nach in monatelang­e Inspektion­en. Weil die Airline im Januar einige Flüge vom Hahn gestrichen hat, ist die Zahl der Passagiere zu Jahresbegi­nn auf dem Hahn im Vergleich zum Vorjahr zurückgega­ngen. Vor einigen Wochen zeigte sich Hahn-Geschäftsf­ührer Rüdiger Franke noch zuversicht­lich, in diesem Jahr die Zwei-MillionenM­arke bei den Passagierz­ahlen zu knacken.

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FOTO: ISTOCK/BRADLEY CASLIN Die irische Fluggesell­schaft bekommt vom Hersteller Boeing weniger neue Jets geliefert als vereinbart.

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