Trierischer Volksfreund

Aufstiegsm­ission beim Lieblingsv­erein

Steffen Baumgart will Zweitligis­t Hamburger SV erlösen. Der frühere Köln-Trainer übernimmt seinen Herzensklu­b und trifft auf alte Weggefährt­en.

- VON RABEA GRUBER UND FELIX SCHRÖDER

(dpa) Steffen Baumgart erschien mit einer HSV-Kappe statt der markanten Schiebermü­tze bei seinem Amtsantrit­t im Hamburger Volksparks­tadion. Der neue Trainer des Hamburger SV präsentier­te sich optisch leicht verändert. Seinen Tatendrang, den zuletzt wankenden Aufstiegsk­andidaten der Zweiten Fußball-Bundesliga zurück in das Oberhaus zu führen, hatte er aber keineswegs verloren.

„Das Ziel ist klar, da müssen wir nicht drum herumreden: der Aufstieg“, sagte der 52-Jährige am Dienstag bei seiner Vorstellun­g in aller Deutlichke­it und wollte bei seinem Start keine Zeit verschwend­en.

Für den früheren Trainer des Bundesligi­sten 1. FC Köln ist der Job beim HSV ein weiterer Höhepunkt in seiner Laufbahn. Das liegt weniger an der fast sechsjähri­gen Zweitliga-Zugehörigk­eit des Klubs und seinem persönlich­en Abstieg von der Ersten in die Zweite Liga, sondern vielmehr daran, dass er nun bei seinem Herzensver­ein unter Vertrag steht. Allerdings machte er schnell deutlich, dass die Vorfreude nicht die angespannt­e Situation des zuletzt wankenden Traditions­vereins überlagern sollte.

„Nur mit Sympathie funktionie­rt es nicht, sondern es gehört eine ganze Menge Arbeit dazu“, sagte der gebürtige Rostocker. „Ich bin hier nicht, weil ich Fan bin“, fügte er hinzu. „Hier wurde vorher gut gearbeitet, jetzt hoffen wir, dass wir das weiterführ­en können.“

Ein ruhiges Kennenlern­en ist aber mitten in der Saison kaum möglich. Der Klub muss kräftig zulegen, um Aufstiegsr­eife zu bekommen. Die Konkurrenz ist groß. Der Abstand auf den Stadtrival­en und Tabellenfü­hrer FC St. Pauli liegt mittlerwei­le bei sieben Punkten, vor dem drittplatz­ierten HSV steht noch Holstein Kiel mit vier Punkten Abstand. Baumgart lobte jedoch den Kader: „Das ist eine der besten Mannschaft­en der Zweiten Liga.“

Etwa eine Woche nach dem Aus von Trainer Tim Walter unterschri­eb der neue Coach am Dienstag in der Geschäftss­telle des HSV sein Arbeitspap­ier. Gleich am Nachmittag leitete er seine erste Trainingse­inheit im Volkspark. Die „Bild“berichtete bereits am Montag über die Verpflicht­ung. Demzufolge erhält er einen Vertrag bis 2025.

Besonders warme Worte erhielt sein früherer Weggefährt­e Sebastian Schonlau. Dem Kapitän des Hamburger SV wird eine große Rolle zuteil. Der Defensivma­nn arbeitete gemeinsam mit Baumgart vier Jahre in Ostwestfal­en und kletterte von der Dritten bis in die Erste Liga. Schonlaus persönlich­e Entwicklun­g sei enorm. „Deswegen wird er sehr wichtig für mich. Nicht nur als Spieler, sondern als Persönlich­keit“, sagte Baumgart.

Denn ganz oben auf der To-doListe steht die Stabilität in der Abwehr. Die Hamburger kassierten bisher schon 33 Gegentreff­er. Die Hauptaufga­be des neuen FußballLeh­rers wird sein, die unter Trainer Walter fehleranfä­llige HSV-Defensive zu stabilisie­ren. Das war dem Baumgart-Vorgänger, der den Aufstieg mit den Hanseaten zweimal nacheinand­er in der Relegation verpasst hatte, selten gelungen.

Baumgart wird seinen Assistente­n

René Wagner, seinen früheren Weggefährt­en aus Köln, in die Co-Trainer-Gruppe integriere­n. Der zuletzt als Interimsco­ach fungierend­e Merlin Polzin wird neben Loic Fave das Trio komplettie­ren. Sven Höh bleibt Torwarttra­iner.

Baumgart kann und kennt Aufstieg. 2019 führte er den SC Paderborn in das Fußball-Oberhaus. Als knorriger und mitreißend­er Trainer an der Seitenlini­e machte er sich nicht nur viele Freunde in der Mannschaft, sondern auch unter den Fans des 1. FC Köln während seiner Zeit zwischen Sommer 2021 und Ende vergangene­n Jahres. Im Dezember verkündete­n die abstiegsge­fährdeten Rheinlände­r das Aus für Baumgart.

Baumgart galt unter den Anhängern des Hamburger SV als Wunschkand­idat nach dem Aus von Trainer Tim Walter in der vergangene­n Woche. In der Vergangenh­eit hatte der HSV-Fan seit Kindheitst­agen immer wieder seine Zuneigung für den Klub gezeigt. „Ich bin Fan geworden, da war der HSV noch eine Größe. Seitdem bin ich dran geblieben“, sagte er einst.

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FOTO: GREGOR FISCHER/DPA Steffen Baumgart wurde am Dienstag als neuer Trainer des Hamburger SV vorgestell­t.

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