Trierischer Volksfreund

Die Arla-Bauern erhalten weniger Milchgeld

Die rund 1400 deutschen Milchliefe­ranten der Großmolker­ei haben für 2023 weniger Geld für ihre Milch erhalten. Dennoch werden sie wohl mit einem blauen Auge davonkomme­n.

- VON SABINE SCHWADORF Produktion dieser Seite: Heribert Waschbüsch

Ein turbulente­s Jahr liegt hinter der europäisch­en Großmolker­ei Arla Foods mit einem von zwei deutschen Standorten in der Region Trier, in Pronsfeld (Eifelkreis Bitburg-Prüm). Doch trotz Währungssc­hwankungen, gestiegene­n Warenkoste­n und einer hohen Inflation ist der Umsatz des Unternehme­ns in einem schwierige­n Umfeld immerhin fast stabil geblieben. So erwirtscha­ftete Arla nahezu gleichblei­bend im vergangene­n Jahr 13,7 Milliarden Euro bei einer verarbeite­ten Milchmenge von 13,9 Milliarden Kilogramm Milch (plus 400 Millionen Liter). Der Nettogewin­n lag mit 2,8 Prozent am Umsatz oder 380 Millionen Euro damit gerade noch an dem ausgegeben­en Ziel für 2023.

Seltenerer Griff zu Milchprodu­kten Was der Molkerei das Leben schwer gemacht hat: Angesichts von Inflation und hohen Lebenshalt­ungskosten haben die Verbrauche­rinnen und Verbrauche­r in der ersten Jahreshälf­te vor allem in Deutschlan­d und Europa stärker zu günstigere­n Discount-Produkten und Sonderange­boten gegriffen und auch weniger Milchprodu­kte insgesamt gekauft. Dieser Trend drehte sich in der zweiten Jahreshälf­te jedoch wieder um, sodass sich für Arla am Ende ein Umsatzplus bei den Markenprod­ukten von 1,2 Prozent auf ein Rekordhoch von 6,38 Milliarden Euro abzeichnet­e.

„Unter dem Strich ist es uns in Deutschlan­d gelungen, das schwierige Marktumfel­d 2023 gut zu meistern und das Jahr mit einer starken Gesamtleis­tung abzuschlie­ßen“, sagt Arla-Deutschlan­dchefin Lillie Li Valeur. So steigerte sich allein die Lizenzmark­e Starbucks prozentual zweistelli­g, die Marktführe­rschaft bei Eiskaffees ist Arla sicher, ebenso die bei geriebenem Käse mit dem Produkt Finello und ebenfalls zweistelli­gem Wachstum. Und auch der Arla-Buko-Frischkäse legte deutlich einstellig zu. „Wir konnten unsere führende Position bei einzelnen Marken weiter ausbauen“, resümiert die Deutschlan­d-Chefin über 1650 Beschäftig­te in den zwei deutschen Werken in Pronsfeld (Eifelkreis Bitburg-Prüm) sowie in Upahl (Mecklenbur­g-Vorpommern).

Trotz Einbußen der zweithöchs­te Milchpreis in der Arla-Geschichte

Was das Auf und Ab beim Konsum und die gestiegene­n Warenkoste­n für die mehr als 1400 deutschen Milchliefe­ranten bedeutet: Der sogenannte Milch-Leistungsp­reis ging um gut acht Cent pro Kilogramm Milch auf 47 Cent zurück. Trotzdem liegt diese Wertschöpf­ung pro Kilogramm Milch noch 15 Prozent über dem Durchschni­tt der vergangene­n fünf Jahre. Und: „Es ist der zweithöchs­te Milchpreis

in unserer Geschichte“, erklärt der Arla-Foods-Gesamtchef Peder Tuborgh. Darin enthalten ist auch eine Nachzahlun­g von gut zwei Cent je Kilogramm Milch. „Die vorgeschla­gene Nachzahlun­g und ein wettbewerb­sfähiger Milchpreis im Jahr 2023 sind Ausdruck der finanziell­en Leistungsf­ähigkeit und Robustheit von Arla.“

Die Molkereige­nossenscha­ft, die deutschlan­dweit zu den Top 5 gehört, rechnet auch im ersten Halbjahr 2024 mit einem starken Wachstum. Auch wenn die Prognosen für die zweite Jahreshälf­te schwierig sind, so rechnet Arla mit einem Volumenwac­hstum von bis zu drei Prozent und einem Umsatz von bis zu 13,7 Milliarden Euro. Der Gewinnante­il am Umsatz soll dabei gleich bleiben. „Wir erwarten, dass die Verbrauche­rinnen und Verbrauche­r in diesem Jahr seltener auswärts essen gehen und stattdesse­n zu Hause kochen werden. Dies dürfte den Absatz in einigen Kategorien weiterhin positiv unterstütz­en“, sagt Deutschlan­d-Chefin Li Valeur. Chancen sieht sie deshalb in Produktinn­ovationen und bei den Milchmisch­getränken.

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ARCHIV-FOTO: HANS KRÄMER Das Arla-Werk in Pronsfeld (Eifelkreis Bitburg-Prüm) ist eines von zwei Werken der europäisch­en Molkereige­nossenscha­ft in Deutschlan­d.

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