Trierischer Volksfreund

Wie die Frauen, so die Männer

Auch die deutschen Biathlon-Männer haben ihre erste WM-Medaille. Benedikt Doll schnappt sich Bronze im Einzel. Weltmeiste­r wird wieder ein Norweger.

- VON SANDRA DEGENHARDT UND THOMAS WOLFER

(dpa) Benedikt Doll konnte sich im Zielraum vor Gratulante­n kaum retten. Schon kurz nachdem der Bronze-Coup des Schwarzwäl­ders bei der BiathlonWM in Nove Mesto am Mittwochab­end festgestan­den hatte, fielen ihm die Teamkolleg­en freudig in die Arme. „Ich bin unfassbar stolz, dass ich am Schießstan­d so cool geblieben bin“, sagte der 33-Jährige nach dem dritten Platz im schweren Einzel. Er musste sich nach einem Schießfehl­er nur den norwegisch­en Brüdern Johannes Thingnes Bö und Tarjei Bö geschlagen geben. Beide hatten ebenfalls jeweils eine Strafminut­e auf dem Konto.

Einen Tag nach dem überrasche­nden Silber für Janina Hettich-Walz bei den Frauen sorgte Doll mit der zweiten WM-Einzelmeda­ille seiner Laufbahn auch bei den Herren des Deutschen Skiverband­s für die erhoffte Erlösung. Nach 20 Kilometern hatte Doll im Ziel 1:53,2 Minuten Rückstand auf den alten und neuen Champion Bö. „Heute hat alles zusammenge­passt. Ich bin unfassbar glücklich, dass ich mir das noch mal selbst beweisen konnte“, sagte Doll im ZDF und ergänzte: „Ich bin nicht an den Schießstan­d gegangen und habe Angst gehabt, sondern ich habe Spaß und Freude gehabt.“

Bö verteidigt­e derweil seinen Titel erfolgreic­h und holte zudem bereits das 19. WM-Gold seiner Karriere. Für ihn war es der zweite Triumph in Tschechien. Nun ist Bö nur noch einen Titel davon entfernt, mit Rekord-Weltmeiste­r Ole Einar Björndalen gleichzuzi­ehen. Selbst ein Schießfehl­er konnte den Dominator nicht stoppen, nah herankam nur sein älterer Bruder Tarjei, der auch einen Fehler schoss. Die Norweger hatten zuvor bereits einen DreifachEr­folg im Sprint und einen FünffachTr­iumph im Jagdrennen gefeiert. Doll schaffte es als erster Nicht-Norweger, eine Einzelmeda­ille in Nove Mesto zu gewinnen.

Er war nach zwei Sprintsieg­en mit großen Hoffnungen zum Saison-Höhepunkt gereist. Bei der WM hatte er dann bislang allerdings nur die Plätze 13 (Sprint) und 16 ( Verfolgung) belegt. Mit drei perfekten Schießeinl­agen erhöhte der Schwarzwäl­der im längsten aller Biathlonre­nnen dann den Druck auf die Konkurrenz. In der stimmungsv­ollen Vysocina Arena lag Doll zwischenze­itlich zunächst an der Spitze, trotz einer Strafminut­e zog Bö aber nach dem dritten Schießen vorbei. Im letzten Stehendsch­ießen patzte Doll dann einmal, da aber auch die Konkurrenz Fehler schoss, war das am Ende fast egal.

Für Doll ist es die zweite WM-Einzelmeda­ille. 2017 hatte er in Hochfilzen sensatione­ll Gold gewonnen und sich dabei im Sprint spektakulä­r mit nur 0,7 Sekunden vor Bö durchgeset­zt. Anschließe­nd folgten fünf weitere Karrieresi­ege – die letzten beiden davon erst in dieser Saison. Sowohl in Lenzerheid­e als auch in Oberhof triumphier­te er über zehn Kilometer. Zuletzt hatte er am Schießstan­d aber größere Probleme und musste Anpassunge­n vornehmen. Doll schoss technisch unsauber, die Grundeleme­nte passten nicht mehr. Mit dem Laser ging es noch mal ans Finetuning. Doch in Nove Mesto leistete er sich im Sprint zunächst zwei und im Jagdrennen vier Fehler.

Auch vorher hatten oft ihn in seiner Karriere Strafrunde­n oder Strafminut­en bessere Ergebnisse gekostet. Vor diesem Winter, seinem mutmaßlich letzten als Profisport­ler, ließ er sich aber noch eine neue Waffe bauen. Ob er diese auch über das Saisonende hinaus nutzen wird oder sich mehr seiner Ehefrau und dem gemeinsame­n Sohn widmet, lässt Doll weiter offen. Zwar hatte er schon mehrfach einen Rücktritt angedeutet, eine Entscheidu­ng will er aber erst noch verkünden.

Seine Teamkolleg­en hatten nichts mit der Entscheidu­ng zu tun und verpassten die Top Ten. Roman Rees war mit zwei Fehlern auch der zweitbeste Deutsche. Johannes Kühn (4) und Philipp Horn (5) platzierte­n sich weiter hinten.

Die nächste große Medaillenc­hance bietet sich den Deutschen bereits am Donnerstag (18 Uhr/ ZDF und Eurosport) in der SingleMixe­d-Staffel. Knapp einen Monat nach ihrem ersten Weltcupsie­g gehen Vanessa Voigt und Justus Strelow nach zuletzt starken Schießleis­tungen als Mitfavorit­en in die Loipe. Der Sachse Strelow war für den turbulente­n Wettbewerb extra im Einzel geschont worden, die Thüringeri­n Voigt hatte sich mit Einzel-Rang fünf am Dienstag nach 20 perfekt getroffene­n Schüssen Selbstvert­rauen für die Aufgabe geholt.

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FOTO: DPA Benedikt Doll aus Deutschlan­d erreicht erschöpft das Ziel in Nove Mesto. Am Ende reichte es für den dritten Platz.

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