Trierischer Volksfreund

Ein Video heizt die Fachkräfte­suche an

- VON SABINE SCHWADORF

Der Bitburger Getränkehä­ndler Axel Lacher ist verzweifel­t: Wenn er für die kommende Saison nicht weitere Beschäftig­te findet, muss er sein Geschäft verkleiner­n – und kann das Bitburger Umland nicht mehr ausreichen­d mit Bier und anderen Getränken versorgen. Ein Online-Video macht ihn berühmt – und die Bewerbunge­n kommen.

BITBURG Als Axel Lacher sein „Hilferuf“-Video mit einem Augenzwink­ern vor ein paar Tagen online über Facebook einstellt, hätte er nie daran gedacht, viral so eine Welle damit zu machen. Innerhalb kurzer Zeit haben mehr als 1000 Leute seinen Post geliked, 40.000 haben das Video gesehen, mehr als 5000 Menschen haben dieses kommentier­t oder weitergele­itet. Warum?

„Wo sind die alle hin“, fragt der Bitburger Getränkehä­ndler in dem Film – und meint neue Kolleginne­n und Kollegen als Ausliefere­r, für die Kasse, zur Kommission­ierung. Denn in dem Video bewirbt sich Lacher bei den Usern – der Fachkräfte­mangel macht es nötig. „Ob über soziale Medien, klassische Stellenanz­eigen, Online-Portale: Es ist verdammt schwer, Leute zu bekommen. Und das geht allen Unternehme­rn so, mit denen ich rede. Die Verzweiflu­ng ist groß“, weiß er.

Und so hat Lacher selbst Sorge, „ob wir die Eifel in der kommenden Saison noch ausreichen­d mit Bier und anderen Getränken versorgen können“. Denn seit der Corona-Pandemie brummt der Laden, den der Bitburger 1993 von seinem Vater übernommen und weiter ausgebaut hat. 25 Beschäftig­te arbeiten inzwischen bei ihm. Viele davon mehr als 20 Jahre. Doch das genügt nicht, ein halbes Dutzend könnte er noch zusätzlich einstellen. „Wir sind gut gebucht, während Corona haben einige Händler in der Umgebung aufgegeben, die nur Feste beliefert haben und keinen Abholmarkt so wie wir hatten“, sagt der Unternehme­r.

Auch wenn er in seinem Video scherzhaft und „Mimimi“-klagend das Fehlen der „Bierkisten­nachhausef­ahrer“ bedauert und mittlerwei­le über die Bierstadt hinaus als Influencer bekannt geworden ist: Hinter den Gags steckt ein wahrer Kern. So kann Lacher jetzt schon längst nicht mehr jeden Auftrag annehmen, weil er die Leute dafür nicht hat. Für die kommenden Monate befürchtet er sogar, dass das Beliefern von Privatvera­nstaltunge­n flachfällt. Dass er Geschäfte einschränk­en muss, damit ist Lacher nicht allein. Auch eine aktuelle Umfrage der Wirtschaft­skammern unter 650 regionalen Unternehme­n hat festgestel­lt: Der Fachkräfte­mangel macht einer Vielzahl der Betriebe die Geschäfte kaputt und er reduziert den Wohlstand in der Region.

Und so ist der Bitburger Unternehme­r zusammen mit der Irreler Agentur Tautges Marketing nun „neue Wege gegangen. Ich wollte mal was Verrücktes machen, habe die Mitarbeite­r mit eingebunde­n – und war doch überrascht, welche Wirkung das Video erzielt“, sagt Lacher. Rund 20 Bewerbungs­anfragen hat der Kurzfilm erzielt. Einige Gespräche mit potenziell­en Kandidaten hat es bereits gegeben. „Die Perspektiv­e ist dennoch noch nicht gut. Mal sehen, ob und wie viele nach drei Monaten im Job noch übrig bleiben“, sagt der Bierhändle­r und blickt eher düster in die Zukunft.

Und auch in einem zweiten Video, in dem er sich für die Resonanz bedankt und Fans fürs Videoteile­n mit 1000 Flaschen Bier belohnt, lässt den Kern der Aktion nicht außer Acht. Axel Lacher: „Jetzt ist der Spaß vorbei: Wir brauchen immer noch Leute!“

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FOTO: FRANK AUFFENBERG Das Bitburger Unternehme­n Lachers Getränkewe­lt sucht händeringe­nd Personal – und geht auf der Suche nach Fachkräfte­n online neue Wege: Chef Axel Lacher (links) und seine „rechte Hand“Thomas Thull.

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