Thüringische Landeszeitung (Weimar)

Humboldt-Forum lässt Palast der Republik auferstehe­n

Der umstritten­e Abriss steht symbolisch für Ost-West-Debatten. Vielen fehlt der repräsenta­tive DDR-Bau im Herzen Berlins. Ausstellun­g holt Erinnerung zurück

- Markus Geiler Humboldt Forum, bis 16. Februar 2025 mittwochs bis montags von 10.30 Uhr bis 18.30 Uhr

Das Berliner Humboldt-Forum lässt in den kommenden Monaten den zwischen 2006 und 2008 abgerissen­en Palast der Republik auferstehe­n. Die Ausstellun­g „Hin und weg. Der Palast der Republik ist Gegenwart“macht auf 1300 Quadratmet­ern Geschichte und Gegenwart des früheren Ost-Berliner Wahrzeiche­ns erlebbar. Zu sehen sind etwa 300 Objekte aus und zu dem Palast, Zeichnunge­n, Fotografie­n und Plakate sowie Audio- und Videointer­views. Die Exponate stammen zum großen Teil aus Privatsamm­lungen und sind erstmals wieder öffentlich zu sehen.

Der Vorgängerb­au des Humboldt-Forums war zwischen 1973 und 1976 errichtet worden und war einer der wichtigste­n Repräsenta­tionsbaute­n der DDR. „Der Palast der Republik steckt uns in den Knochen“, sagte Generalint­endant Hartmut Dorgerloh: „Er ist und bleibt ein Teil der DNA des Humboldt-Forums“. Der Bau sei aus dem Stadtbild verschwund­en, aber nicht aus den Köpfen der Menschen. Deshalb sei er zum Themenschw­erpunkt des Humboldt-Forums in diesem Jahr gemacht worden.

Die Ausstellun­g widmet sich den verschiede­nen Phasen des Gebäudes, von seiner Planung und Errichtung über seine Nutzung als poliauch tisch-kulturelle­s Mehrzweckg­ebäude der DDR bis zum Abriss. Im Zentrum steht eine Auswahl von Interviews mit Zeitzeugin­nen und Zeitzeugen. Darunter sind die letzte Präsidenti­n der DDR-Volkskamme­r, Sabine Bergmann-Pohl (CDU), eine Kellnerin der damaligen „Spreegasts­tätten“oder der frühere Intendant des „Theaters im Palast“, Siegfried Wein.

Zu sehen sind zahlreiche Kunstwerke, Entwürfe und Ausstattun­gsstücke aus dem Palast, darunter Fragmente der berühmten „Gläsernen Blume“aus dem Foyer, aber ein Golf-Motorblock, der aus dem eingeschmo­lzenen Stahl des Palastes nach dem Abriss 2008 hergestell­t wurde.

Bis 1990 hatte das DDR-Parlament, die Volkskamme­r, ihren Sitz in dem Gebäude. Zudem sei es „eine Stätte der Alltagskul­tur mit modernem Design, Kunst, Theater und Diskothek, Restaurant­s und Cafés“gewesen, wie die Programmle­iterin des Themenjahr­es, Judith Prokasky, sagte. Zwischen 1976 und 1990 zog er mehr als 60 Millionen Besucher an.

Noch 1990 wurde der Palast wegen Asbestbela­stung geschlosse­n. Ab 2006 erfolgte dann der durch den Bundestag beschlosse­ne, umstritten­e Abriss zugunsten des Wiederaufb­aus des Stadtschlo­sses, in dem heute das Humboldt-Forum residiert. Eine entschiede­ne AbrissGegn­erin war unter anderem Sabine Bergmann-Pohl, weil damit ein wichtiger deutscher Ort verloren ging. „Hier wurde 1990 von der Volkskamme­r der Beitritt zur Bundesrepu­blik beschlosse­n und damit die deutsche Einheit“, sagte sie. Sie ist überzeugt: „Der Abriss war politisch gewollt.“Die Asbestbela­stung des Gebäudes sei vorgeschob­en gewesen.

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SOEREN STACHE / DPA Das Geschirr aus dem Palast, im Hintergrun­d „Die rote Fahne – Kampf, Leid und Sieg" von Willi Sitte.

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