Thüringische Landeszeitung (Weimar)
Humboldt-Forum lässt Palast der Republik auferstehen
Der umstrittene Abriss steht symbolisch für Ost-West-Debatten. Vielen fehlt der repräsentative DDR-Bau im Herzen Berlins. Ausstellung holt Erinnerung zurück
Das Berliner Humboldt-Forum lässt in den kommenden Monaten den zwischen 2006 und 2008 abgerissenen Palast der Republik auferstehen. Die Ausstellung „Hin und weg. Der Palast der Republik ist Gegenwart“macht auf 1300 Quadratmetern Geschichte und Gegenwart des früheren Ost-Berliner Wahrzeichens erlebbar. Zu sehen sind etwa 300 Objekte aus und zu dem Palast, Zeichnungen, Fotografien und Plakate sowie Audio- und Videointerviews. Die Exponate stammen zum großen Teil aus Privatsammlungen und sind erstmals wieder öffentlich zu sehen.
Der Vorgängerbau des Humboldt-Forums war zwischen 1973 und 1976 errichtet worden und war einer der wichtigsten Repräsentationsbauten der DDR. „Der Palast der Republik steckt uns in den Knochen“, sagte Generalintendant Hartmut Dorgerloh: „Er ist und bleibt ein Teil der DNA des Humboldt-Forums“. Der Bau sei aus dem Stadtbild verschwunden, aber nicht aus den Köpfen der Menschen. Deshalb sei er zum Themenschwerpunkt des Humboldt-Forums in diesem Jahr gemacht worden.
Die Ausstellung widmet sich den verschiedenen Phasen des Gebäudes, von seiner Planung und Errichtung über seine Nutzung als poliauch tisch-kulturelles Mehrzweckgebäude der DDR bis zum Abriss. Im Zentrum steht eine Auswahl von Interviews mit Zeitzeuginnen und Zeitzeugen. Darunter sind die letzte Präsidentin der DDR-Volkskammer, Sabine Bergmann-Pohl (CDU), eine Kellnerin der damaligen „Spreegaststätten“oder der frühere Intendant des „Theaters im Palast“, Siegfried Wein.
Zu sehen sind zahlreiche Kunstwerke, Entwürfe und Ausstattungsstücke aus dem Palast, darunter Fragmente der berühmten „Gläsernen Blume“aus dem Foyer, aber ein Golf-Motorblock, der aus dem eingeschmolzenen Stahl des Palastes nach dem Abriss 2008 hergestellt wurde.
Bis 1990 hatte das DDR-Parlament, die Volkskammer, ihren Sitz in dem Gebäude. Zudem sei es „eine Stätte der Alltagskultur mit modernem Design, Kunst, Theater und Diskothek, Restaurants und Cafés“gewesen, wie die Programmleiterin des Themenjahres, Judith Prokasky, sagte. Zwischen 1976 und 1990 zog er mehr als 60 Millionen Besucher an.
Noch 1990 wurde der Palast wegen Asbestbelastung geschlossen. Ab 2006 erfolgte dann der durch den Bundestag beschlossene, umstrittene Abriss zugunsten des Wiederaufbaus des Stadtschlosses, in dem heute das Humboldt-Forum residiert. Eine entschiedene AbrissGegnerin war unter anderem Sabine Bergmann-Pohl, weil damit ein wichtiger deutscher Ort verloren ging. „Hier wurde 1990 von der Volkskammer der Beitritt zur Bundesrepublik beschlossen und damit die deutsche Einheit“, sagte sie. Sie ist überzeugt: „Der Abriss war politisch gewollt.“Die Asbestbelastung des Gebäudes sei vorgeschoben gewesen.