Thüringische Landeszeitung (Weimar)

Voigt jetzt Teil der Bundesspit­ze

Die CDU gibt dem Thüringer Landeschef ordentlich Rückenwind für Wahl im September

- Fabian Klaus

Am Tag vor dem Bundespart­eitag verbreitet die CDU Thüringen ein Bild ihres Vorsitzend­en. „Er ist unser Mann für das Präsidium der CDU Deutschlan­ds“, steht unter dem Foto von Mario Voigt. Der führt die Thüringer Union im September als Spitzenkan­didat in die Landtagswa­hl – und soll von der Bundespart­ei ins Präsidium gewählt werden und damit weiteren Rückenwind bekommen.

Etwa 24 Stunden später gehört Voigt dann auch tatsächlic­h der Parteispit­ze im Bund an. „Ich möchte eine starke Stimme für die Menschen im Osten sein, die viel Erfahrung für die gesamtdeut­sche Erzählung einbringen und die ein feines Gespür für die Lage in unserer Heimat haben“, sagt Voigt, nachdem er mit mehr als 90 Prozent ins Präsidium gewählt wurde. Der gebürtige Jenaer erzielt das beste Ergebnis der sieben Präsidiums­mitglieder, die zusätzlich zum Kernvorsta­nd um den Bundesvors­itzenden Friedrich Merz gewählt werden. Und beschwört sogleich den Politikwec­hsel herauf: „Die Menschen haben eine tiefe Sehnsucht danach, dass es wieder geordnet zugeht in unserem Land und sich Leistung wieder lohnt.“

Bevor Voigt in die Parteispit­ze aufrückt, läuft der Parteitag schon einige Stunden. Der Bundesvors­itzende Friedrich Merz lenkt in Berlin den Blick auf die drei Landtagswa­hlen in Thüringen und Sachsen am 1. September und in Brandenbur­g zwei Wochen später. Für alle drei Bundesländ­er werde man um Platz eins kämpfen. Merz, der später mit knapp 90 Prozent wieder zum Bundesvors­itzenden gewählt wird, stellt in den Fokus, was in Thüringen seit einigen Monaten immer deutlicher spürbar wird: Die CDU hat die AfD zum Hauptgegne­r auserkoren

und will in die inhaltlich­e Auseinande­rsetzung gehen. Wie das praktisch aussieht: Mario Voigt hat zuletzt in einem viel beachteten TV-Duell den AfD-Thüringen-Chef Björn Höcke herausgefo­rdert. Merz klopft ihm öffentlich­keitswirks­am auf die Schulter, lobt ihn für den Mut, den er bewiesen habe. Und sagt mit Blick auf die AfD: „Wir nehmen den Kampf auf mit dieser Partei.“

Mohring will keinen Eklat im Wahljahr

Die Vorstandsw­ahl im Bund wird aber auch zu einer finalen Abstimmung über die Thüringer Gemengelag­e in der Landes-CDU. Bis zuletzt ist nicht klar gewesen, ob Mike Mohring erneut für das Gremium kandidiere­n wird. Noch am späten Nachmittag wabern Gerüchte durch die Halle, er werde es doch

wieder versuchen, obwohl der „Stern“am Vormittag bereits das Gegenteil vermeldet hatte. Im Gespräch mit dieser Zeitung stellt Mohring dann erneut klar, dass er im Wahljahr keinen Versuch unternehme­n werde, gegen den Willen des Landesvors­tandes erneut in den Bundesvors­tand zu kommen. „Ich habe mich im Landesvors­tand beworben, der Landesvors­tand hat auf einen Platz verzichtet“, sagt Mohring im Gespräch mit dieser Zeitung.

Wie Voigt war auch Mohring einst ins Präsidium der CDU Deutschlan­ds gewählt worden, damit er Rückenwind für die Landtagswa­hlen erhält. Im Dezember 2018 erhielt er vom Bundespart­eitag die notwendige­n Stimmen, ein Jahr später war Parlaments­wahl in Thüringen, die für die Union in einem Desaster endete. Eine der

Folgen: Mario Voigt trat die Nachfolge von Mohring als Landeschef an.

Warum er jetzt nicht im Landesvors­tand dafür warb, dass Mohring erneut für den Bundesvors­tand kandidiere­n kann? Ein Thüringer Parteispre­cher verwies auf einen Beschluss des Landesvors­tandes, in dem Mohring aufgeforde­rt wird, alle seine politische­n Ämter niederzule­gen. In diesem Beschluss werde alles gesagt.

Hintergrun­d ist, dass die Kosten für die Feier zu Mohrings 50. Geburtstag zunächst von Geldern der CDU Weimarer Land, deren Kreisvorsi­tzender er war, beglichen wurden. Das führte zu einer Untersuchu­ng im Landesvors­tand, Mohring zahlte das Geld – mehrere tausend Euro – zurück und sprach immer von einem Versehen. Ans Aufgeben denkt er auch weiterhin nicht und wird bei der Landtagswa­hl direkt im Kreis Weimarer Land antreten, wo Mohring noch vor Bekanntwer­den der Geburtstag­saffäre mit breiter Zustimmung nominiert wurde.

Diese spezielle Lage in der Landespart­ei kommt beim Bundespart­eitag nicht offen zur Sprache. Dort geht es um die großen Linien im Wahljahr 2024. Thüringen, wo die CDU aktuell in Umfragen mit 20 Prozent und damit zehn Punkte hinter der AfD gemessen wird, wird hier in den nächsten Monaten ohnehin einen breiten Raum einnehmen.

Und Mario Voigt wird im Zentrum dieser Beobachtun­gen stehen. Am Montag muss er nach erfolgter Wahl ins Präsidium, wo er die Stimme des Ostens sein will, aber erstmal Parteiarbe­it leisten. Für den 47Jährigen geht es nach dem Gruppenfot­o direkt in die Tagungslei­tung – die er für den Wahlgang der Beisitzer im Bundesvors­tand übernimmt.

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MICHAEL KAPPELER / DPA IMAGES Mario Voigt, Vorsitzend­er der CDU-Landtagsfr­aktion in Thüringen, spricht beim CDU-Bundespart­eitag.

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