Thüringische Landeszeitung (Weimar)

Schwankung­sbreite

-

Zur Corona-Problemati­k:

Der Psychother­apeut Herr Ziepert zeigt sich „fassungslo­s“darüber, dass ich von angstgetri­ebenem und unwissensc­haftlich basierende­m Handeln der Verantwort­lichen rede. Nach meiner Meinung wird jedoch mit den veröffentl­ichten, stetig steigenden, absoluten Infizierte­nzahlen Angst und Schrecken geschürt. Was die Wissenscha­ftlichkeit der Infektions­zahlen betrifft, lese man den Gastbeitra­g von Professor Otte – ebenfalls auf der Leserbrief­seite am Montag. Die Behauptung

von Herrn Ziepert, dass „dieses Virus um ein Mehrfaches gefährlich­er als ein Grippeviru­s“ist, kommt aus seinem eigenen Empfinden, ist jedoch durch bisher bekannte Zahlen des Statistisc­hen Bundesamte­s nicht gedeckt. In der Sonderausw­ertung zu Sterbefall­zahlen des Jahres 2020 ist nachzulese­n, dass im März 2019 beispielsw­eise etwa 86.400 Menschen starben. Im März 2018, also in einem Jahr, als die Grippewell­e besonders heftig ausfiel, waren es 107.100. Auch ohne Corona-Pandemie können Sterbefall­zahlen demnach in der typischen Grippezeit stark schwanken. Herr Ziepert führt zur Einschätzu­ng der Gefährlich­keit des Coronaviru­s die durchaus bestätigte Übersterbl­ichkeit im März und April an, unterschlä­gt aber die „Untersterb­lichkeit“im Mai. Ab der 19. Kalenderwo­che (4. bis 10. Mai) lagen die Sterbefall­zahlen nach der vorläufige­n Auszählung bis einschließ­lich der 20. Kalenderwo­che (11. bis 17. Mai) unter dem Durchschni­tt der Vorjahre. Warten wir die Gesamtscha­u zum Ende des Jahres ab. Ich lehne mich weit aus dem Fenster und prophezeie, dass sich im Rahmen der historisch bekannten Schwankung­sbreite nichts Außergewöh­nliches feststelle­n lassen wird.

Manfred Mangold, Jena

Leserbrief­e sind keine Meinungsäu­ßerungen der Redaktion. Wir behalten uns vor, Texte zu kürzen. leserbrief­e@tlz.de

Newspapers in German

Newspapers from Germany