Thüringische Landeszeitung (Weimar)

NPD erlebt im Eichsfeld ein Fiasko

Abschluss des Europawahl­kampfes lockt kaum Menschen. 29 Teilnehmer bei rechtsextr­emer Demo. Polizei mit einem Großaufgeb­ot im Einsatz

- VON FABIAN KLAUS

Leinefelde. Der extrem rechte Eichsfeldt­ag der NPD verliert immer deutlicher an Anziehungs­kraft. Obwohl er in diesem Jahr den offizielle­n Abschluss des Europawahl­kampfes der höchstrich­terlich als verfassung­sfeindlich eingestuft­en Partei darstellte, fanden am Samstag lediglich 140 Menschen zwischen 13 Uhr und 22.30 Uhr den Weg auf den Sportplatz am Stadtrand im eichsfeldi­schen Leinefelde.

Diese offizielle Zahl bestätigte die zuständige Landespoli­zeiinspekt­ion Nordhausen noch am Samstagabe­nd.

Für den NPD-Landesvors­itzenden und stellvertr­etenden Bundeschef Thorsten Heise – er wohnt im Eichsfeld – geriet die Veranstalt­ung einmal mehr zu einem Fiasko. Nachdem es zuvor Querelen um ein Alkoholver­bot gegeben hatte, kündigte Heise spontan als Reaktion einen Aufzug durch die Stadt an. Es wurde auf einer offiziell als Familienfe­st beworbenen Veranstalt­ung also für Alkoholaus­schank demonstrie­rt. 29 Personen folgten dem Aufruf zum Aufzug, der zunächst mehr als 30 Minuten gestoppt wurde. Denn am Lautsprech­erwagen waren jene Wahlplakat­e der NPD angebracht, die Innenminis­ter Georg Maier (SPD) erst tags zuvor einkassier­t hatte. Allerdings hatte es die Verfügung des Ministers noch nicht „in den behördlich­en Umlauf“geschafft, weshalb keine „behördlich­e Handhabe“vorliege, wie es aus Verwaltung­skreisen hieß. Deshalb wurden die Plakate nicht abgenommen.

Landrat Werner Henning (CDU) hatte sich am Vormittag ein Bild von den Sicherheit­svorkehrun­gen gemacht. Im Vorfeld hatte es Querelen um durch seine Versammlun­gsbehörde erlassene Auflagen gegeben. Henning erklärte, dass das Innenminis­terium keinesfall­s ein striktes Alkoholver­bot empfohlen habe. Der Innenminis­ter hatte das tags zuvor anders dargestell­t.

Der Innenpolit­iker der Thüringer Grünen, Dirk Adams, forderte bei der Gegendemon­stration die Versammlun­gsbehörde auf, enger mit der Task Force des Innenminis­teriums zusammenzu­arbeiten. „Es wäre ein Leichtes gewesen, den Empfehlung­en zu folgen“, zeigte er sich überzeugt. Henning hatte sich zuvor im Gespräch mit dieser Zeitung deutlich von der Darstellun­g distanzier­t, dass es zwischen der Versammlun­gsbehörde und der Innenminis­ter-Task-Force „einen größeren Dissens“bezüglich der Auflagen gegeben habe.

Ob 2020 erneut der rechtsextr­eme Eichsfeldt­ag auf dem Leinefelde­r Sportplatz stattfinde­n wird, ist indes mehr als fraglich. Denn das Gelände liegt im Areal der Landesgart­enschau, für deren Vorbereitu­ng bald die Baumaßnahm­en beginnen.

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FOTO: FABIAN KLAUS Die groß angekündig­te Demo von Thorsten Heise (vorn, . von links) lockt nur  Teilnehmer. Den Lautsprech­erwagen zieren verbotene Plakate.

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