Thüringische Landeszeitung (Weimar)
Wahrscheinlichkeit mit Fehlern
Informatiker organisieren Tag der offen Tür. Auch Kontaktbörse für Unternehmen
Jena. Informatiker werden überall in der Wirtschaft gesucht – ob zur Erarbeitung eines Managementsystems für die von Radioteleskopen eingefangenen Signale aus dem All, zur Analyse von Social-Media-Informationen in Katastrophen-Situationen oder als Softwareentwickler für selbstlernende Systeme. Auch Programmierer, Systemadministratoren, Web-Designer und Spezialisten, die InternetPlattformen benutzerfreundlicher machen können, werden gesucht. Das sind nur einige Beispiele von Jobangeboten von Jenaer Unternehmen und Forschungsinstituten für Informatiker.
„Alle IT-Firmen haben Nachwuchssorgen, allein in Jena gibt es einige Hundert freie Stellen für Leute mit einem Faible für Informatik“, sagt Joachim Giesen, Professor für Theoretische Informatik an der Jenaer Universität. Seine Studenten, aktuell sind es rund 280 Bachelor- und 120 Masterstudenten, haben keine Mühe, einen Job zu finden. Höchstens die Qual der Wahl, die richtige Herausforderung für sich zu finden.
Eine gute Möglichkeit, sich umzuschauen und über Karrierechancen zu informieren, gibt es beim 3. Data Science Day am 29. Mai in Jena. „Eine Firmenkontaktbörse gehört zum Tagesprogramm, elf Unternehmen haben bereits zugesagt, schon mehr als 100 Anmeldungen gibt es für die Vortragsveranstaltung insgesamt“, berichtet Julien Klaus, der für die Organisation des Tages zuständig ist.
Themen sind unter anderem die Beherrschung der Datenflut im Logistikbereich, die datengetriebene Medizin und die Digitalisierungsstrategie
der Thüringer Landesregierung. „Letzteres Thema war ein Wunsch vieler Unternehmen, die wissen wollen, wo die Reise hin geht und wie sie vielleicht mit von der Partie sein können“, erklärt er. Denn das große Thema „Künstliche Intelligenz“werde ja vom Bund jetzt gefördert. Da wollen die Unternehmen natürlich wissen, wie sie sich einbringen können, welche Allianzen sie vielleicht eingehen müssen, um sich um Förderprojekte bewerben zu können. Ein Vertreter des Thüringer Ministeriums für Wirtschaft, Wissenschaft und Digitale Gesellschaft werde beim Data
Science Day in Jena berichten, wo der Freistaat aktuell stehe und wie die Perspektiven aussehen.
Dies sei sicher nicht nur für ITUnternehmer interessant, wie überhaupt die gesamte Veranstaltung sich an ein breites Publikum wende, sagte Klaus. „Unsere Vorträge sind keinesfalls mathematische Abhandlungen. Wir wollen vielmehr zeigen, wie vielfältig das Thema Datenwissenschaften ist.
Vertreter verschiedener JenaerUnternehmen–sovonDako, Dotsource und dem DLRInstitut für Datenwissenschaften zeigen, wie sie Daten nutzen
oder verarbeiten, wie es ihnen gelingt, große Datenmengen zu beherrschen, oder wo dabei noch die Schwierigkeiten liegen.“
Auch die veranstaltenden Informatiker der Universität Jena sind mit Beiträgen vertreten. „Wir zeigen Beispiele von Softwareentwicklungen, mit denen wir unter anderem eine Visualisierung der Daten von Wahrscheinlichkeitsmodellen möglich machen“, erklärt Joachim Giesen. „Wahrscheinlichkeitsberechnungen werden aus historischen Daten generiert – und können durchaus fehlerbehaftet sein. Das können wir sichtbar
machen.“Giesen und Klaus hoffen, mit dem vielseitigen Tagungsprogramm auch Schüler anzusprechen und für ein Informatik-Studium in Jena zu interessieren.
Denn nicht nur die Wirtschaft suche händeringend Informatiker-Nachwuchs, auch an der eigenen Fakultät sei man immer auf der Suche nach guten Leuten.