Thüringische Landeszeitung (Weimar)
Es ist immer zu wenig
Schule bleibt ein Experimentierfeld
Zum Thema Schule hat jeder etwas zu sagen. Das ist verständlich, schließlich hat jeder von uns ein Schulleben hinter sich gebracht. Die einen verbinden damit gute Erinnerungen; den anderen ist vielleicht nur haften geblieben, was sie alles nicht mochten. Aber alle haben eine eigene Meinung, oft auch zu der von Bildungsminister Helmut Holter (Linke) vorgelegten Schulgesetzesnovelle.
Im Kern dreht sich die Debatte um Klassengrößen, Personalschlüssel und Bestandsgarantien für einzelne Schulstandorte. Darüber haben bereits die Politiker ihre Argumente ausgetauscht und die Zeitungen ausgiebig berichtet, jetzt bringt sich Kathrin Vitzthum von der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft ein. Überraschung: Sie hält den Erhalt kleiner Dorfschulen für „nicht immer pädagogisch sinnvoll“. Damit fällt ausgerechnet eine Gewerkschafterin dem linken Bildungsminister in den Rücken, der nicht müde wird, auf Ausnahmen in seinem Gesetzesentwurf hinzuweisen. Frei nach dem Motto: Da stehen zwar Zahlen zu Klassengrößen drin, aber auch einige Gründe, sich nicht daran zu halten. Letzteres scheint das Grundproblem dieser Gesetzesinitiative zu sein: Einerseits hat die Politik erkannt, welche strukturellen Probleme das Thüringer Schulwesen belasten, andererseits geht sie deren Lösung nur halbherzig an. Das bietet Kritikern reichlich Angriffsfläche.
Im Ergebnis bleibt es bei dem Gefühl, das seit der politischen Wende schon dreißig Jahrgänge hatten: Schule ist ein Experimentierfeld. Weder Personal noch Ausstattung reichen jemals aus, um die hohen Ansprüche aller Beteiligten ans Schulwesen zu erfüllen.