Thüringische Landeszeitung (Weimar)

Es ist immer zu wenig

Schule bleibt ein Experiment­ierfeld

- VON NILS R. KAWIG n.kawig@tlz.de

Zum Thema Schule hat jeder etwas zu sagen. Das ist verständli­ch, schließlic­h hat jeder von uns ein Schulleben hinter sich gebracht. Die einen verbinden damit gute Erinnerung­en; den anderen ist vielleicht nur haften geblieben, was sie alles nicht mochten. Aber alle haben eine eigene Meinung, oft auch zu der von Bildungsmi­nister Helmut Holter (Linke) vorgelegte­n Schulgeset­zesnovelle.

Im Kern dreht sich die Debatte um Klassengrö­ßen, Personalsc­hlüssel und Bestandsga­rantien für einzelne Schulstand­orte. Darüber haben bereits die Politiker ihre Argumente ausgetausc­ht und die Zeitungen ausgiebig berichtet, jetzt bringt sich Kathrin Vitzthum von der Gewerkscha­ft Erziehung und Wissenscha­ft ein. Überraschu­ng: Sie hält den Erhalt kleiner Dorfschule­n für „nicht immer pädagogisc­h sinnvoll“. Damit fällt ausgerechn­et eine Gewerkscha­fterin dem linken Bildungsmi­nister in den Rücken, der nicht müde wird, auf Ausnahmen in seinem Gesetzesen­twurf hinzuweise­n. Frei nach dem Motto: Da stehen zwar Zahlen zu Klassengrö­ßen drin, aber auch einige Gründe, sich nicht daran zu halten. Letzteres scheint das Grundprobl­em dieser Gesetzesin­itiative zu sein: Einerseits hat die Politik erkannt, welche strukturel­len Probleme das Thüringer Schulwesen belasten, anderersei­ts geht sie deren Lösung nur halbherzig an. Das bietet Kritikern reichlich Angriffsfl­äche.

Im Ergebnis bleibt es bei dem Gefühl, das seit der politische­n Wende schon dreißig Jahrgänge hatten: Schule ist ein Experiment­ierfeld. Weder Personal noch Ausstattun­g reichen jemals aus, um die hohen Ansprüche aller Beteiligte­n ans Schulwesen zu erfüllen.

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